Lanze und Rose
Aber es geht das Gerücht, dass Frankreich seine Bitte nicht erfüllen wird, solange er sich nicht zum Gegenschlag entschließen kann.«
»Und in Preston, was ist da passiert?«
Duncan nahm sein Barett ab und schlug es kräftig aus, um den Schnee zu entfernen, der sich darauf angesammelt hatte.
»Wie man sich erzählt, sollen die Jakobiten, die den Pass von Ribble Bridge hielten, diesen strategischen Punkt aufgegeben und ihre Taktik geändert haben. Als der Feind gesichtet wurde, sind sie angeblich nach Preston zurückgekehrt, das sie in ihre Gewalt gebracht hatten. Anschließend haben sie rund um die Stadt Barrikaden errichtet, um sich zu schützen. Das war mit Sicherheit ein Fehler. Im Morgengrauen des 12. November marschierten die Truppen der Armee von General Wills, der für den König kämpft, auf die Stadt, und es gelang ihnen, einige Barrieren zu durchbrechen. Dann, am Morgen des Dreizehnten, kesselte der Rest der Streitmacht die Stadt ein. General Forster wollte kapitulieren, doch die Highlander weigerten sich. Sieg oder Tod, du kennst ja den alten Spruch. General Wills soll verlangt haben, dass sie sich ergeben, und ihnen dafür zugesichert haben, sie nicht in Stücke zu reißen.«
Duncan stieß ein bitteres Auflachen aus und setzte sich das Barett wieder auf den Kopf.
»Solange die Jakobiten noch berieten, setzte man den Earl of Derwentwater und Brigadier Mackintosh als Geiseln fest. Die Armee war gespalten, in die Highlander, die jede Art von Kapitulation ablehnten, und die übrigen. Angeblich ist ein gewisser Murray sogar in Forsters Quartier eingedrungen, hat dem General vorgeworfen, wenn er sich ergebe, sei er ein Verräter, und
auf ihn geschossen. Doch trotz allem kam es am folgenden Morgen zur Kapitulation. Fünftausend Männer, darunter eintausend Highlander, sollen in Gefangenschaft geraten sein. Immerhin waren die Verluste gering: nur siebzehn Jakobiten und knapp achtzig Royalisten.«
»Hmmm…«, meinte Liam, dessen Blick sich jenseits des Ufers des Tay-Flusses, der jetzt von einer Eisschicht bedeckt war, verlor. »Falls uns die Vorsehung nicht eine französische Armee schickt, stehen unsere Aussichten, James auf den Thron zu setzen, ziemlich schlecht, praktisch gleich null.«
»Wir müssen die Hoffnung bewahren, Vater.«
»Hoffnung … ja… Und du, was machen deine Verletzungen?«
»Mir geht es gut.«
Mechanisch fuhr er mit einem Finger über die lange, noch geschwollene Narbe, die über sein Gesicht verlief, und verzog den Mund.
»Es tut noch weh, aber ich gewöhne mich daran.«
»Und Marion Campbell… Ist sie nach Glenlyon zurückgekehrt?« , erkundigte sich Liam. Ein spöttisches Lächeln umspielte seine Lippen.
»Marion? Nein, sie ist immer noch hier. Aber ich vermute, es wird nicht mehr lange dauern, bis ihr Vater sie zwingt, auf ihren Besitz zurückzukehren. Die Verletzten haben sich fast alle erholt, und es gibt genug Frauen in Perth, die sie versorgen können. Daher…«
Eingehend betrachtete Liam die Wange seines Sohnes und lächelte dann.
»Ja, ich dachte mir schon, dass sie ihre Arbeit gut machen würde. Der Flickschuster ist sehr gut, aber es geht doch nichts über die Hände einer Frau auf der Haut eines Mannes…«
Ihm versagte die Stimme. Er räusperte sich und wandte den Blick ab. Duncan beobachtete ihn argwöhnisch.
»Vater … Was war in Carnoch?«
»Ich möchte bitte nicht darüber sprechen, Duncan.«
»Ist etwas mit Mutter?«
Liam gab keine Antwort. Er trat einige Schritte auf den Fluss zu, blieb am Ufer stehen und verschränkte abwehrend die Arme
vor der Brust. Ein Feldhase hüpfte hinter einem Baumstamm hervor und verhielt einige Schritte von ihnen entfernt reglos. Sein Näschen nahm den menschlichen Geruch auf. Das Tier setzte sich auf die Hinterbeine und musterte die beiden Eindringlinge empört. Dann verschwand es in einem kahlen, weiß bereiften Erlendickicht.
»Führt sie immer noch eine so scharfe Zunge?«
»Marion?«, fragte Duncan, der immer noch an seine Mutter dachte.
Liam wandte sich um. Der Schnee knirschte unter seinen Schritten. Er lächelte vage.
»Wer sonst?«
»Vermutlich. Ihre Aufgaben nehmen sie sehr in Anspruch, daher sehe ich sie nicht besonders oft.«
Jedenfalls nicht so häufig, wie er sich das gewünscht hätte. Sie kam ihn ungefähr alle zwei Tage besuchen, um sich nach seinem Befinden zu erkundigen, und blieb nur eine oder zwei Stunden. Dann unterhielten sie sich über ziemlich gleichgültige Themen, die sich auf die
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