Lanze und Rose
in unbändiges Gelächter aus und versetzte seinem Gefährten einen Schlag auf die Schulter.
»Anscheinend gefällst du ihr, Al!«
»Sicher, bei meinem Glück… Meinen Anteil an hässlichen Mädchen hatte ich schon in Perth. Wenn man die Augen schließt und schnell macht, dann mag das angehen. Aber für heute Nacht hatte ich mir eigentlich etwas anderes vorgestellt…«
Sein Blick schweifte zu der rothaarigen jungen Frau, die sich an den Sohn von Rob Roy lehnte.
»Aber du könntest dir ein paar schöne Stunden machen, Duncan. Heute Abend scheint sie ihre Krallen eingefahren zu haben.«
Duncans Blick streifte die anmutige, geschwungene Linie von
Marions Hals und glitt dann zur Rundung ihrer Brust hinunter. Die Erinnerung daran, wie er diese zarten Brüste in der Hand gehalten hatte, trieb ihm das Blut in die Wangen.
»Ich bin nicht hier, um sie in mein Bett zu holen.«
»Wofür hältst du mich, Schwachkopf? Nur um der schönen Augen einer Frau willen reitet ein Mann nicht quer durch ein tief verschneites Land. Falls du fürchtest, dass Elspeth davon erfährt…«
Duncan fuhr zu Allan herum und packte ihn am Kragen.
»Ich verbiete dir, Elspeth auch nur ein Sterbenswörtchen zu sagen. Zu gegebener Zeit werde ich das selbst regeln.«
»Heda, Leute!«, schaltete sich Colin ein. »Dies ist weder die Zeit noch der Ort, um sich zu prügeln.«
Mit einer Kopfbewegung wies er auf zwei Männer, die sie beobachteten und missbilligend nach ihrem Tartan schielten. Duncan ließ los, und Allan richtete fluchend sein Hemd.
»Was hast du nun eigentlich mit ihr vor?«, fragte Colin unumwunden. »Sie ist die Tochter unseres geschworenen Feindes!«
»Ich weiß, das habe ich nicht vergessen. Aber dass ihr Großvater unser Feind war, bedeutet doch nicht, dass sie unsere Feindin ist.«
»Und Elspeth?«
Duncan trank einen Schluck Bier; dann knallte er seinen Becher auf den Tisch. James half Marion beim Aufstehen, und dann gingen die beiden zur Treppe. Der junge Mann biss die Zähne zusammen.
»Ich werde der Sache ein Ende machen.«
»Und du hast wirklich die Absicht, dich mit dieser… na ja, mit diesem Mädchen einzulassen?«
»Wenn sie mich überhaupt will.«
»Sich über Glenlyons Tochter herzumachen, das ist eine Sache. Aber etwas mit ihr anzufangen…« Der Rotschopf schüttelte ungläubig den Kopf.
»Duncan! Nimm sie, und dann reitest du zurück nach Glencoe, zu Elspeth. Sie ist doch viel fügsamer als diese Furie. Und außerdem…«
Er neigte den Kopf leicht zur Seite und zog die Augen zusammen, um Marion zu beobachten.
»Und außerdem«, sprach er leise weiter, »ist Elspeth hübscher.«
Duncan betrachtete die nicht ganz ebenmäßigen Züge der Tochter des Laird von Glenlyon, deren Profil sich vor Macgregors Plaid abhob. Ihr großer Mund mit den vollen Lippen wirkte müde und abgespannt. Sie hatte die Augen, die groß und leicht schräggestellt waren wie bei einer Katze, geschlossen. Duncan fand sie schön, sehr schön sogar. Sicherlich, sie war nicht die Art von Schönheit, nach der sich alle Männer vor Begehren verzehren. Nein, aber ihre Züge, die man, jeden für sich genommen, vielleicht als nichtssagend oder sogar unschön hätte bezeichnen können, ergaben zusammen ein interessantes und anziehendes Gesicht, das von einer Aureole aus feuerroten Locken umgeben war.
»Elspeth … Ja, vielleicht ist sie sogar hübscher. Aber das mit Marion, das ist etwas anderes, Al.«
»Und wohin würdet ihr gehen?«, verlangte Colin zu wissen. »Du wirst doch nicht die Dreistigkeit besitzen, mit ihr in unser Tal zu ziehen?«
Marion und James waren auf der Treppe verschwunden. Duncan sah ihnen nach und leerte seinen Becher. Wenn er ihr auch nur ein Haar krümmt … Doch James kehrte kurz darauf zurück und gesellte sich zu den Männern seiner Bande. Duncan wandte sich wieder seinem Onkel zu, schnalzte mit der Zunge und hielt seinem Blick trotzig stand.
»Warum nicht? Ich bin ein Macdonald von Glencoe. Du willst doch wohl nicht, dass ich in Glenlyon unterkrieche?«
»Denk doch nach, Duncan…«
»Genau das tue ich ja seit drei Monaten, nachdenken! Und jetzt gehe ich schlafen. Ich spreche morgen mit ihr.«
Duncan stöhnte. Ein warmer Atem strich zärtlich über seinen Nacken und seinen Hals. Feuchte Lippen hinterließen ihre Spur. »A Mhórag…« Eine Zunge leckte über seine Wange und sein Ohr. Er stöhnte noch einmal und drehte sich zur Seite, um den Gegenstand
seiner Träume zu umarmen. Da spürte er eine kalte
Weitere Kostenlose Bücher