Lanze und Rose
beide stand, konnte sie ebenso gut…
»Ich wollte dich, Duncan.«
Die Züge des jungen Mannes entspannten sich. Er öffnete den Mund. Sichtlich bewegt suchte er nach Worten. Dann umarmte er Marion stürmisch.
»Ich glaube, ich liebe dich…«
»Du glaubst , dass du mich liebst?«
»Um ganz ehrlich zu sein, Duncan, wollte ich mich nicht in dich verlieben. Du verstehst schon, ich, die Tochter des Laird von Glenlyon, und du … Außerdem war ich mir nicht wirklich über deine Absichten im Klaren. Ich hatte Angst, du wolltest mich benutzen, um deinen Clan zu rächen.«
»Marion…«
Er hob ihr Kinn hoch, so dass sie ihn ansehen musste.
»Meine süße Mórag … Ich könnte dir niemals etwas zuleide tun. Und wenn du glaubst, dass du mich liebst, und wenn es nur ein ganz klein wenig ist, dann ist das schon mehr, als ich jemals zu hoffen gewagt habe.«
Der Laird von Glenlyon stand vor dem Fenster und wandte Duncan den Rücken zu. Mit leerem Blick starrte er auf die weißen Hügel hinaus, die seinen Besitz umgaben. Ohne Unterlass trommelte er mit den Fingern auf dem Schreibtisch herum, was Duncan äußerst unruhig machte. Dennoch trug der junge Mann eine gleichmütige Miene zur Schau, als Glenlyon sich von der Landschaft losriss und sich langsam zu ihm umwandte.
»Ich will Euch nicht verhehlen, dass ich enttäuscht bin. Marion ist meine einzige Tochter, und ich hatte mir für sie etwas
anderes erhofft«, begann er. »Ein Macdonald! Fuich! Marion hat mir schon immer Überraschungen bereitet. Aber das jetzt übersteigt jede Vorstellung.«
Seine Faust krachte donnernd auf den Schreibtisch. Er sah auf seine zusammengeballte Hand hinunter, löste sie seufzend und schloss resigniert die Augen.
»Trotzdem will ich sie auf keinen Fall zu etwas zwingen. Ich muss gestehen, dass ich so etwas schon befürchtet hatte. Warum hätte sie sonst in Perth bleiben sollen? Ich kenne meine Tochter besser, als sie glaubt. Nur bin ich nicht besonders redselig. Meine Gespräche mit meinen Kindern, besonders mit Marion, sind … Pah! Es ist nicht leicht für einen Mann, eine Tochter allein großzuziehen, vor allem nicht, wenn sie ein so ungestümes Temperament besitzt. Ihr gegenüber habe ich schon seit langem in vielerlei Hinsicht die Waffen gestreckt.«
Er zuckte die Achseln, wandte sich zum Kamin und trat unter das Bild. Sein Vater schien dem Gespräch aufmerksam zu folgen.
»Ich will ehrlich zu Euch sein, Macdonald. Ich betrachte Euren Clan als eine wahre Plage der Highlands. Doch ich weiß einen Mann als den zu beurteilen, der er ist, und davon abzusehen, was er darstellt…«
Er sah Duncan an, der regungslos in der Nähe der Tür stand.
»Wie Ihr wisst, war Marion dem Earl of Strathmore versprochen. Doch er ist tot, möge Gott seiner Seele gnädig sein. Gegenüber dem Earl of Breadalbane erleichtert mir das die Sache. Auf der anderen Seite verliert Marion die Aussicht auf eine vorteilhafte Heirat.«
»Vorteilhaft?«, empörte sich Duncan, der mit einem Mal aus seiner Sprachlosigkeit erwachte. »Für wen?«
Glenlyons ausgezehrte, erschöpfte Züge verhärteten sich. Sein rotes Haar war reichlich mit Grau durchsetzt, und seine blassblauen Augen blickten betrübt drein. Er runzelte die Stirn.
»Für Marion, Macdonald. Ihr solltet meine Absichten nicht missdeuten. Ich liebe meine Tochter von ganzem Herzen. Für sie bin ich bereit, einige meiner Prinzipien zu opfern. Niemals
würde ich Marion ausnutzen, um mich zu bereichern. Ich möchte, dass das ganz klar zwischen uns ist.«
»Ja, Sir.«
Glenlyon seufzte und blickte dann zu dem charmanten Gesicht des Mannes auf, dessen Porträt über ihm an der Wand hing.
»Was mich beunruhigt, sind eher Eure Absichten, Macdonald. Was sollte ein Mann aus Glencoe von Glenlyons Tochter wollen, wenn nicht…? So, wie das Verhältnis zwischen unseren beiden Clans aussieht, ist es doch wohl verständlich, dass ich mir Fragen stelle.«
»Allerdings«, räumte Duncan ein. »Aber ich hege ehrliche Absichten, Sir, das könnt Ihr mir glauben…«
Der Laird lächelte ironisch.
»Auf Euer Wort? Das würde ich gern. Doch das Problem ist, dass ich schon seit langer Zeit Männern, die aus dem verfluchten Tal stammen, kein Vertrauen mehr schenke. Es fällt mir schwer, in dieser Sache etwas anderes zu sehen als einen Akt der Rache. Meine Tochter ist mir sehr kostbar. Sie ist alles, was ich noch habe … Sie erinnert mich an meine verstorbene Frau.«
»Das tut mir leid, Sir. Marion hat mir davon
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