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Lanze und Rose

Lanze und Rose

Titel: Lanze und Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonia Marmen
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treten und zu ihm sagen: ›Hier bitte, der Becher Eures Vaters …‹«
    Er unterbrach sich und sah auf den schimmernden Silberbecher hinunter.
    »Ich glaube nicht, dass zwischen unseren beiden Clans so bald Frieden herrschen wird«, erklärte er. »Ich weiß, dass meine Kühe weiterhin verschwinden werden, und dass bei Gelegenheit auch einmal einer von Euren Leuten auf Chesthill an einem Baum hängen wird…«
    Duncan schluckte, hielt aber Glenlyons missbilligendem Blick stand.
    »Ich hoffe um Marions willen, dass Ihr darauf Acht geben werdet, Euch nicht aufhängen zu lassen, Duncan… Ich wäre untröstlich, dem Mann, der meiner Tochter das Herz geraubt hat, die Schlinge um den Hals legen zu müssen.«
    Ganz ohne sein Zutun schlich sich ein spöttisches Lächeln auf Duncans Lippen. Was für eine eigenartige Situation, und welch ein Zynismus! Glenlyon hatte wahrhaftig Sinn für Humor!
    »Ich werde mir Mühe geben«, murmelte der junge Mann.
    Glenlyon lächelte. Duncan fand, dass der Laird plötzlich zehn Jahre jünger wirkte.
    »Noch etwas… Ich bin nicht so einfältig zu glauben, dass Marion in Glencoe ein leichtes Leben haben wird. Wenn sie sich entschieden hat, mit Euch zu gehen, dann kennt sie die Folgen und nimmt sie in Kauf. Doch ich zähle darauf, dass Ihr alles tut, damit sie kein allzu schweres Los hat.«
    »Natürlich, Ihr könnt Euch auf mich verlassen.«
    Glenlyon legte Duncan die Hand auf die Schulter und sah den
jungen Mann lange an. Er drückte sie leicht und trat dann von ihm weg.
    »Eine letzte Warnung. Sollte meine Tochter jemals durch Eure Schuld leiden, dann schwöre ich, dass ich Euch mit meinen eigenen Händen umbringe. Habe ich mich klar genug ausgedrückt?«
    Duncan lächelte noch breiter.
    »Deutlicher geht es nicht, Sir.«
    »Mein Vater wird sich wahrscheinlich im Grabe umdrehen…«
    Die Tür flog auf, und Rob Roy stürzte zusammen mit seinem Sohn James Mor in den Raum. Er warf einen Brief, dessen Siegel erbrochen war, auf den Schreibtisch und sprach den Laird ohne höfliche Umschweife an, nachdem er ihn mit einem kurzen Kopfnicken gegrüßt hatte.
    »Ich glaube, wir haben eine Möglichkeit gefunden, das Dokument zurückzuholen.«
    Glenlyon runzelte die Stirn und betrachtete den Brief, ohne ihn allerdings anzurühren.
    »Was ist das?«
    James Mor trat vor. Auf seinem von der Kälte geröteten Gesicht lag ein triumphierendes Lächeln.
    »Dies ist ein Dokument, das die Ermordung des Prätendenten befiehlt. Unterzeichnet ist es von John Campbell, dem Sohn und Erben des Duke of Argyle.«
    »Ja, da soll mich doch…«, brummte Duncan.
    »Dann ist der Prätendent endlich in Schottland eingetroffen?«
    »Ja, vor zwei Tagen. Angeblich ist er in Peterhead an Land gegangen und soll die Straße nach Perth eingeschlagen haben, wo er mit Ungeduld erwartet wird.«
    »Gelobt sei Gott«, murmelte der Laird.
    Er griff nach dem gewaltsam geöffneten Schreiben, um es genauer zu untersuchen.
    »Wie kommt Ihr an dieses Dokument?«
    »Wir haben die Post, die aus Fort William kam, abgefangen«, erklärte James. »Es fiel uns nicht allzu schwer, die Kuriere zu überreden, uns ihre Papiere inspizieren zu lassen«, setzte er hinzu und klopfte auf den Dolch, der an seinem Gürtel hing. »Ich habe
die Handschrift von Argyles Sohn auf dem Umschlag erkannt. Zuerst dachte ich, wir hätten es mit dem Dokument zu tun, dass wir zurückzuholen versuchen… Aber dieses Schreiben hier kann uns dennoch von Nutzen sein.«
    »Erpressung?«, fragte Duncan.
    James strahlte von einem Ohr zum anderen.
    »Wenn man so will … Ich glaube nicht, dass Argyle die Vorstellungen seines Sohnes teilt und seine kleinen Ränkespiele billigt. Der Spitzbube lässt es so aussehen, als sei dieses Komplott eine Intrige des Duke. Ihr könnt Euch vorstellen, welche Folgen das haben wird, sollte der Prätendent den Thron besteigen. Argyle wird so enden wie seine Vorväter, mit dem Kopf unter dem Fallbeil der schottischen Jungfrau.«
    »Hoppla!«, meinte Duncan.
    Glenlyon setzte ein rätselhaftes Lächeln auf und zerknüllte nachdenklich den Brief in der Hand.
    »Hmmm… Damit habe ich dich, Argyle…«
    »So weit zu den guten Nachrichten«, ließ sich James vernehmen.
    Mit bekümmerter Miene wandte er sich jetzt an Duncan.
    »Ich fürchte stark, dass deine Schwester und ihr Mann sich in einer üblen Lage befinden…«
    »Wie bitte?«
    »Trevor Macdonald ist bei einem Überfall auf einen Nachschubtransport, der für Fort William bestimmt war,

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