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Lanze und Rose

Lanze und Rose

Titel: Lanze und Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonia Marmen
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zog sie an sich, um sich einem langen Kuss hinzugeben. Da drangen aus der unteren Etage laute Stimmen zu ihnen. Sie fuhren zusammen. John und die drei anderen Männer schienen zu streiten. Marion konnte nicht verstehen, was sie sagten, denn ihre Worte waren nur gedämpft zu vernehmen. Amelias Aufschrei allerdings gellte ihr deutlich in den Ohren, und sie begriff.
    Sie löste sich aus Duncans Armen und sprang aus dem Bett. Auf der Treppe waren eilige Schritte und wüste Beschimpfungen zu hören. Marion warf Duncan, der jetzt ebenfalls zu erkennen schien, was geschah, einen hilfesuchenden Blick zu.
    »Zieh dich an«, sagte er mit tonloser Stimme.
    Die junge Frau, die kreidebleich geworden war, suchte ihre über den Boden verstreuten Kleidungsstücke zusammen und schlüpfte hastig hinein. Duncan tat es ihr nach. John hämmerte jetzt wütend gegen die Zimmertür.
    »Mach sofort die Tür auf, Marion!«, brüllte er. »Ich weiß, dass er da drinnen ist. Marion! Mach die verfluchte Tür auf!«
    Verzweifelt sah sie Duncan an, der gerade sein Plaid umgelegt und seinen Gürtel geschlossen hatte.
    »Er wird dich töten … Oh nein! Duncan…«
    »Gar nichts wird er tun, mo aingeal . Versuchen wird er es vielleicht, aber ich lasse mir doch von einem Campbell nicht das Fell abziehen.«
    Sie quittierte seine Worte mit einem finsteren Blick. Immer heftiger wurde gegen die Tür getrommelt, die unter dem Ansturm zu beben begann.
    »Vergiss nicht, dass er mein Bruder ist.«
    Er verknotete die Schnürbänder ihres Mieders und küsste sie auf die Stirn.

    »Gut, dann werde ich es vermeiden, ihm die Kehle durchzuschneiden.«
    »Marion!«, donnerte die von Hass und kaltem Zorn erfüllte Stimme noch einmal. »Mach augenblicklich die Tür auf, oder ich trete sie ein! Ich weiß, dass dieser Hurensohn von einem Macdonald bei dir ist!«
    Panisch starrte sie auf die Türangeln und drehte sich dann wieder zu Duncan um, der sich nicht allzu sehr zu beunruhigen schien.
    »Das Fenster, Duncan! Klettere durch das Fenster!«
    Sie krallte die Finger in seinen Arm und schob ihn auf den einzig möglichen Weg nach draußen zu.
    »Marion! Du glaubst doch wohl nicht, dass ich mich wie ein Feigling aus dem Staube machen werde! Öffne die Tür, und lass ihn ein.«
    Johns Fäuste krachten weiter gegen die Tür, und Marion zuckte bei jedem Schlag zusammen. Duncan schob sie sanft auf die Tür zu und versuchte, äußerlich gelassen zu bleiben, um sie zu beruhigen. Doch sie bemerkte, dass er die Hand auf seinen Dolch gelegt hatte.
    »Komm schon, Marion…«
    Mit zitternder Hand schob sie den Riegel zurück. Ihr Bruder, dessen Gesicht kalkweiß vor Zorn war, stürzte ins Zimmer und schnaubte wie ein verwundeter Keiler, der sich zum Angriff bereit macht. Sein drohender, von mörderischer Wut erfüllter Blick ließ sie instinktiv einige Schritte zurückweichen. John blickte zwischen den beiden hin und her. Mit einem Mal war es totenstill geworden. Amelia stand in der Tür, und hinter ihr hielten sich Rob und Colin, die Hand am Heft ihrer Dolche, zum Eingreifen bereit. Nur noch das Schluchzen der Köchin und Johns rasselnder Atem waren zu hören.
    Marion war zur Salzsäule erstarrt. John tat einen Schritt und blieb wieder stehen. Er musterte seine Schwester von Kopf bis Fuß und wandte den Blick dann dem zerwühlten Bett zu.
    Völlig außer sich versetzte er ihr eine schallende Ohrfeige, die sie taumeln ließ. Sie fiel gegen die Wand und sank, die Hand auf ihre brennende Wange gepresst und mit Tränen in den Augen,
zu Boden. Wie vom Donner gerührt sah Duncan sie einen Moment lang an, dann verzerrte der Zorn, der in ihm aufstieg, seine Züge. Er stieß einen markerschütternden Schrei aus, ging auf John los und stieß ihn heftig gegen die Kommode. Das Möbel wankte, und die Vase mit dem getrockneten Blumenstrauß stürzte um und zerschellte am Boden.
    Amelia zeterte noch lauter. Wie gelähmt vor Angst und Bestürzung verkroch Marion sich in einer Ecke. Eine Faust traf ihr Ziel, und ein ekelerregendes Knirschen von Knochen ließ sich vernehmen. Robert und Colin zogen eine Grimasse.
    »Bastard von einem Macdonald!«, schrie John und betastete seine blutende Nase. »Du hast meine Schwester entehrt. Dafür wirst du mit deinem Leben bezahlen, du Dreckskerl!«
    Mit diesen Worten zog er seinen Dolch. Doch kaum fuhr die Klinge auf Duncan zu, als ihm selbst schon ein Messer an der Kehle saß. Colin hatte ihn an den Haaren gepackt.
    »Wenn du ihm auch nur einen Kratzer

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