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Lanze und Rose

Lanze und Rose

Titel: Lanze und Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonia Marmen
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mich gerade noch um die Taille fassen, ehe ich mit dem Kopf voran in den erkalteten Aschenhaufen stürzte.
    »Man kann dich keine zwei Minuten alleinlassen.«
    Mir entfuhr ein unfrohes Lachen. Ich glaubte, Liam zu hören. Wie oft hatte er sich schon scherzhaft beklagt und mir vorgeworfen, dass er mir kaum den Rücken zu kehren brauchte, und schon brachte ich mich in Schwierigkeiten …

    »Ich weiß, dass ich immer nur Probleme mache«, stammelte ich kraftlos und drehte mich in seinen Armen herum. »Ziemlich lästig, stimmt’s?«
    Ich warf ihm einen provozierenden Blick zu.
    »Im Grunde stimmt das doch. Warum sollte Liam zurückkommen? Schau mich an, Colin…«
    Er legte die Hände um mein Gesicht und sah mich betrübt an.
    »Hör auf, Caitlin. Du bist nicht mehr du selbst.«
    »Ach ja? Hmmm… Ja, ich fühle mich heute Abend ein wenig trübsinnig.«
    Wieder kicherte ich los. Doch merkwürdigerweise fand Colin das gar nicht komisch. Meine Beine ließen mich im Stich.
    »Caitlin!«
    Er hielt mich fest an sich gedrückt. Mir war so kalt… Ich fühlte mich von seiner Körperwärme angezogen und schmiegte mich an ihn. Dann begegnete ich seinem durchdringenden Blick. Dieser Blick…
    Ich blinzelte. Doch er war immer noch da und betrachtete mich mit verschlossener Miene. Sein warmer Atem strich über mein Gesicht. Mit einem Mal presste sich sein Mund auf meine Lippen. Ich geriet körperlich wie moralisch ins Wanken und hielt mich an seinem Plaid fest. Großer Gott, Caitlin! Was machst du da nur?
    Colin trug mich zum Bett, wo wir niedersanken. Seine Hände strichen über meinen Körper. Ohne dass ich wusste, wie mir geschah, fand ich mich einige Minuten später – zumindest kam es mir nicht länger vor – nur mit meinem Hemd bekleidet wieder. Meine Kleidung lag rund um uns verstreut.
    »Caitlin … Caitlin … Herrgott im Himmel! Nach all diesen Jahren…«
    Einen Moment lang glaubte ich, Liams Stimme zu hören. Von neuem verschloss er meinen Mund mit sanften Küssen, und unter meinem Hemd erkundeten seine Hände meinen Körper. Ich ließ mich von den Empfindungen, die seine Zärtlichkeiten in mir erweckten, davontragen. Zitternd und seufzend wiegte ich mich wie ein Schilfrohr in einer sanften Brise. Doch dann schüttelte
mich der scharfe Wind meines Gewissens. Ich schlug die Augen auf. Nein … Das war nicht Liam. Das waren nicht seine Küsse und nicht seine Zärtlichkeiten.
    »Der Bastard, wie konnte er dir das antun, Caitlin?«
    In dem Halbdunkel, das im Zimmer herrschte, konnte ich die blonde, schimmernde Haarmähne erkennen, die sich unter mein hochgeschobenes Hemd wühlte. Was machst du da, Caitlin? Nimm dich zusammen, ehe es zu spät ist! Ich zappelte ein wenig und protestierte schwach. Doch mein Körper nahm keine Befehle von meinen Kopf mehr entgegen…
    Colin legte sich auf mich und drückte mit dem Knie sanft meine Schenkel auseinander. Bitte nicht, Colin … Doch die Worte steckten in meiner Kehle fest. Meine Augen brannten vor Tränen. Ich wimmerte und musste aufstoßen. Plötzlich erstarrte Colin und sah mir ins Gesicht.
    »Caitlin… Ich…«
    Sein Blick war traurig, tieftraurig. Er stöhnte auf und vergrub schwer atmend den Kopf zwischen meinen Brüsten.
    »Vergib mir«, murmelte er. »Ich habe nicht das Recht … Du bist betrunken und… Ich weiß, dass du eigentlich Liam begehrst…«
    Er unterbrach sich, und ich hörte nur noch seinen schweren, abgerissenen Atem. Ob er weinte? Das Zimmer schien sich um mich zu drehen. Mir wurde übel. Colin richtete sich auf.
    »Caitlin, ich habe dich immer geliebt. Nie werde ich Liam verzeihen, was er getan hat … Aber er ist mein Bruder, und du…«, sagte er und setzte sich auf. »Ich kann das nicht … Nicht so. Auf keinen Fall möchte ich deine Schwäche ausnutzen. Ich weiß, dass du traurig bist und dich in Wirklichkeit nach Liam sehnst.«
    In dem kleinen Teil meines Gehirns, der noch arbeitete, gewannen seine Worte eine ganz spezielle Bedeutung. Mir wurde klar, dass ich um Haaresbreite den gleichen Fehler begangen hätte wie Liam. Reglos blieb ich auf dem Bett liegen, den Blick fest auf die Bretter an der Decke gerichtet, die nicht aufhören wollten, sich zu drehen.
    »Colin…«

    Nun wurde mir richtig schlecht. Ich spürte Colins Hand auf meinen Schenkeln, dann auf meinem Leib. Leise vor sich hin fluchend zog er mein Hemd wieder über meinen nackten Körper herunter.
    »Colin… ich glaube, mir wird übel …«
    Er stürzte herbei, und ich fand mich über

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