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Lanze und Rose

Lanze und Rose

Titel: Lanze und Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonia Marmen
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Schultern hoch. Colin hatte kein Feuer gemacht. Mir fehlte Liams Wärme, und in meinem schweißfeuchten Hemd war mir unter den Decken eiskalt.
    »Du solltest weiterschlafen, Caitlin. Ich kann dir schon voraussagen, dass du morgen einen ordentlichen Brummschädel haben wirst, daher…«
    »Den habe ich bereits, stell dir vor«, fauchte ich und musste die Augen schließen, so sehr hämmerte mein Kopf. »Und außerdem friere ich so, dass ich nicht wieder einschlafen kann.«
    Wieder knarrte der Stuhl. Ich hörte, wie Liam eine Schaufel Kohle in den Kamin gab und dann Feuer machte. Bald flammte ein schwacher Schein auf und umgab ihn mit einer goldfarbenen Aureole. Reglos stand er vor dem aus grauem Stein gemauerten Kamin und wandte mir den Rücken zu. Wahrscheinlich wollte er meinem Blick nicht begegnen. Plötzlich wurden seine Schultern von einem weiteren Hustenanfall geschüttelt.
    »Aber du bist ja krank, Liam!«, rief ich fast wider Willen besorgt aus. »Tust du etwas dagegen?«
    »Schön zu wissen, dass du dich noch um meine Gesundheit sorgst«, gab er nur bitter zurück.
    »Sei nicht töricht. Wir sind immer noch verheiratet, und…«
    Er hatte sich umgedreht. Mir verschlug es die Sprache, als ich die Schatten unter seinen Augen und die ausgehöhlten Züge erblickte, die durch das Halbdunkel noch betont wurden.
    »Dir geht es wirklich schlecht!«, stellte ich entsetzt fest.
    Er schenkte mir ein leises, sarkastisches Lächeln.
    »Das ist nur eine Erkältung. Behalte deine Fürsorge für dich.«
    Ich starrte ihn mit offenem Mund an und kroch angesichts seines heftigen Tons in mich zusammen. Sein Kiefer arbeitete, und seine Hände trommelten mechanisch auf seinem Schenkel herum.

    »Vielleicht sollten wir miteinander sprechen«, schlug ich nach einer Weile vor.
    Er gab keine Antwort. Seine Finger wurden langsamer und ballten sich schließlich zur Faust.
    »Worüber genau möchtest du reden? Über meinen Husten?«
    »Lass um Gottes willen diese dummen Bemerkungen! Du weißt ganz genau, worüber.«
    Mein Kopf stand kurz vor dem Zerspringen, und meine Augen tränten dermaßen, dass es schon wehtat. Keine Aussicht, noch einmal schlafen zu können. Ich rieb mir die Schläfen und barg dann den Kopf zwischen den Knien.
    »Ach, Herrgott!«
    Wir mussten reden, sagte ich mir immer wieder. Aber der Schmerz war immer noch da, obwohl die Verletzung nach einigen Wochen nicht mehr so stark brannte, und mir war gar nicht danach, auch noch Salz in die Wunde zu streuen. Die Matratze bog sich, und Finger legen sich sanft an meine Schläfen. Ich fuhr ein wenig zurück. Liam rutschte von mir weg, dann trafen sich unsere Blicke. Schließlich schloss ich die Augen. Kurz darauf legten seine Finger sich erneut auf meine Haut und massierten mir die Schläfen. Und auch meine Vorstellungskraft machte sich wieder ans Werk … Liam und Margaret, wie sie sich umarmten, wie sie miteinander lagen…
    »Caitlin«, begann Liam.
    Seine Finger bewegten sich langsamer.
    »Was?«
    Er hielt die Finger still und ließ sie über meine Wangen hinabgleiten, bis sie sich schwer auf meine Schulter legten.
    »Also … Ich möchte es wissen.«
    Ich öffnete die Augen und sah ihn verblüfft an.
    »Was möchtest du wissen?«
    »Ob Colin und du…«
    Offensichtlich gingen ihm ganz ähnliche Bilder durch den Kopf wie mir. Nach dem, was ich soeben vor meinem inneren Auge gesehen hatte, hätte ich nicht übel Lust gehabt zu behaupten, dass zwischen uns etwas gewesen war. Ich wandte den Blick ab.
    »Nein«, versetzte ich lakonisch.

    Ich hörte, wie er einen Seufzer ausstieß, doch ich weigerte mich, ihn anzusehen.
    »Beinahe wünschte ich, ihr hättet…«
    Entsetzt starrte ich ihn an.
    »Wie bitte? Das hätte dir Freude bereitet?«
    »Nein! Aber dann hätte ich mich ein bisschen weniger schuldig gefühlt.«
    »Ach so, dann wären wir quitt gewesen, ist es das? Und dann wäre alles wieder wie vorher geworden?«
    Ich stieß ihn heftig zurück. Er musterte mich kalt.
    »Du wolltest doch reden, oder?«
    »Ja!«, gab ich beinah schreiend zurück.
    »Dann kann ich dir nur ganz stark raten, deine Krallen einzufahren. Sonst kommt nämlich nichts dabei heraus.«
    Ich schnaubte wutentbrannt. Die Magie seiner Finger war verflogen, und die Kopfschmerzen waren zurückgekehrt. Und als ob das noch nicht genug gewesen wäre, begann es in meinen Ohren zu rauschen.
    »Das tut mir weh, Liam. Es tut mir entsetzlich weh dich wiederzusehen … Warum ausgerechnet Margaret? Ich kann sie gar

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