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Lanze und Rose

Lanze und Rose

Titel: Lanze und Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonia Marmen
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nicht in Tränen auszubrechen. Hatte er sich geweigert, mich zu sehen, oder war er immer noch unauffindbar? Kurz überfiel mich Panik. Und wenn er gar nicht nach Perth zurückgekehrt war? Colin trat zu mir und nahm, ein Pint Bier in der Hand, mir gegenüber Platz.
    »Und?«

    »Ich habe ihn gesehen«, erklärte er und sah mir betrübt in die Augen. »Aber er wollte nicht herkommen…«
    Mein Herz tat einen Satz. Gott sei gelobt! Er war hier.
    »Er war bestürzt.«
    »Aber ich muss ihn sehen! Wir wissen nicht, was mit Frances ist.«
    »Was ihn so bestürzt hat, Caitlin, war ja gerade die Nachricht, dass du hier bist.«
    »Aber wir können uns nicht erlauben, zu lange zu warten. Was meinst du, wann er bereit sein wird, mich zu treffen?«
    Collin zog eine unsichere Miene und zuckte die Achseln.
    »Hast du ihm auch richtig erklärt, wie dringend die Lage ist?«, beharrte ich und kippte den restlichen Inhalt des Krugs in mein Glas.
    Er spähte in den Krug und warf mir einen seltsamen Blick zu.
    »Hattest du Gesellschaft, oder hast du das alles allein getrunken, während ich fort war?«
    »Na ja … Ich habe es allein getrunken«, gab ich leicht verlegen zurück.
    Im gleichen Moment spürte ich, wie sich mir von dem Alkohol der Kopf drehte und mich eine große Mattigkeit ergriff. Ich stürzte in eine tiefe Melancholie.
    »Du hast meine Frage nicht beantwortet, Colin. Hast du…«
    »Ja, ich habe ihm alles erklärt.«
    »Wo hast du ihn gefunden?«
    »In der Skinnergate Street, zusammen mit Calum, Robin und Angus.«
    »War er … betrunken?«
    Einen Moment lang hatte ich vermutet, dass er möglicherweise zu betrunken war, um mir gegenüberzutreten.
    »Nein.«
    Er sah mich halb neugierig, halb mitfühlend an.
    »Caitlin«, begann er und nahm meine Hand. »Dich in diesem Zustand zu sehen, schmerzt mich sehr. Ich bin nicht dumm, und ich weiß, dass zwischen dir und ihm etwas vorgefallen ist…«

    Ich leerte mein Glas, hob den leeren Krug hoch und verzog das Gesicht.
    »Holst du mir noch einen?«
    Er schenkte mir einen milden Blick und bestellte einen weiteren Krug.
    »Du wirst dich sinnlos betrinken, Caitlin.«
    Ich lächelte bitter.
    »Ich möchte vergessen…«, artikulierte ich mühsam und lachte nervös auf.
    Ein junger, braunhaariger Mann von gepflegtem Äußeren, der am Nebentisch saß, wandte sich mir zu und beäugte mich charmant lächelnd eine ganze Weile. Abgesehen von den Schankmädchen waren in dem belebten Lokal kaum Frauen zu sehen. Jemand stellte einen vollen Weinkrug vor mich hin, und ich schenkte mir ein Glas ein. Colin drückte sanft mein Handgelenk, damit ich ihm wieder Beachtung schenkte.
    »Wie schon sagte, habe ich den Eindruck, dass zwischen Liam und dir etwas vorgefallen ist…«
    Ich trank einen Schluck Wein.
    »Erzähl mir von dieser Geschichte mit dem Duke of Argyle.«
    Colin verstand, dass ich nicht über meine Probleme sprechen wollte, und bedrängte mich nicht weiter.
    »Es ist eher der Sohn des Duke, der sich in Schwierigkeiten gebracht hat. Er hat ein Komplott geschmiedet, dessen Ziel es ist, den Prätendenten zu ermorden. Aber der Schwachkopf hatte nicht einmal den Mumm, selbst den Kopf hinzuhalten. Er hat die Unterschrift seines Vaters gefälscht…«
    Eine rasche Bewegung zog meine Aufmerksamkeit auf sich. Der große, magere Mann mit den braunen Haaren, der am Nebentisch saß, hatte sein Bier umgestoßen, das sich nun über den unteren Teil meines Rockes ergoss. Er erging sich in Entschuldigungen und versuchte, das Bier aufzutupfen.
    »Schon gut, das geht schon!«
    »Das tut mir wirklich leid, Mrs. …?
    »Macdonald.«
    Der junge Mann nahm meine Hand und führte sie an die Lippen. Dann verneigte er sich leicht.

    »William Gordon«, stellte er sich vor und lächelte breit, wobei er zwei Zahnlücken enthüllte.
    »Ich bin der Kurier des Earl of Marischal, und ich konnte nicht umhin, Eure Worte über den Prätendenten mit anzuhören…«
    »Oh! In der Tat, wir…«
    Unter dem Tisch versetzte Colin mir einen Tritt und sah mich bedeutsam an.
    Ich wollte schon protestieren, doch ich nahm mich zusammen, denn das Glitzern in seinen Augen ließ mich vermuten, dass ich besser schwieg.
    »Habt Ihr nicht von einem Komplott gegen unseren zukünftigen König gesprochen?«
    »Ein Gerücht«, erklärte Colin und lächelte William Gordon zu.
    Der verzog zweifelnd das Gesicht.
    »Und wo habt Ihr dieses Gerücht gehört?«
    »In den Straßen von Perth… rein zufällig.«
    Der junge Mann kniff die Augen

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