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Lanze und Rose

Lanze und Rose

Titel: Lanze und Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonia Marmen
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mich, ob man ihn exkommuniziert hat…«
    Duncan musste lachen.
    »Wirklich? Dafür, dass sie so erbitterte Vertreter der reformierten Protestanten sind, pflegen die Campbells aber eine Lektüre, die sich ziemlich weit von ihren Überzeugungen und ihrer Philosophie entfernt. Aber ich hege den Verdacht…«
    »Ah! Mein Lieblingsbuch!«
    Sie drehte das Schaugestell und hielt es bei einer lateinischen Ausgabe von Vergils Aeneis an, die in dunkelgrünes Maroquin gebunden und mit einem Goldschnitt versehen war.
    »Kennst du all diese Bücher?«, verwunderte sich Duncan.
    »Aber natürlich! Wenn mein Vater mit dem Duke zu tun hat, erlaubt er mir manchmal, ihn zu begleiten. Dann warte ich hier und stöbere in diesem Hort der Gelehrsamkeit.«
    »Dann kannst du Lateinisch lesen?«, rief der junge Mann noch einmal verblüfft aus.
    »Ähem … Nicht richtig. Ein paar Wörter, nichts weiter. Papa besitzt ein Exemplar von Gavin Douglas’ englischer Übersetzung
der Aeneis. Kennst du die tragische Geschichte von Dido und Aeneas?«
    »Nein«, gestand Duncan leicht verlegen. »Meine Lektüre hat sich bis jetzt auf die Bibel, Shakespeares Werke sowie ein paar Zeilen von Henryson und Racine beschränkt.«
    »Racine? Das ist ein französischer Tragödienschreiber, nicht wahr?«
    Er prustete vor Lachen.
    »Ich weiß nicht, ob ich dir das erzählen soll.«
    »Versuch es doch.«
    »Das einzige französische Buch, das wir besaßen, war die Tragödie Phèdre , daher hat mein Vater meine Schwester und mich gezwungen, es mit verteilten Rollen zu lesen. Ich musste den Hippolyte geben. Ich glaube, ich muss das Buch ein Dutzend Mal durchgeackert haben. Frances hat die Phèdre gespielt. Aber wir sind nie bis zum Schluss gekommen, weil sie sich standhaft geweigert hat, sich aufzuhängen, wie es im Buch steht.«
    »Du hast Theater gespielt?«, rief Marion aus und verbiss sich ihr Schmunzeln.
    »Erzähl das bloß niemandem, Marion Campbell, oder ich …«
    »Du musst mir gelegentlich daraus vorspielen.«
    »Kommt nicht in Frage. Außerdem habe ich das Buch verbrannt.«
    »Was? Du hast ein Buch verbrannt! Wie schrecklich, Duncan. Man kann doch keine Bücher verbrennen!«
    »Ich hatte genug vom Theaterspielen. Meine Mutter hatte sogar die irrsinnige Idee, das Stück vor John MacIain aufzuführen. Kannst du dir das vorstellen? Mit meinen zwölf Jahren habe ich mich mehr für Waffen interessiert als für das Theater.«
    »Schade.« Sie warf ihm einen verschmitzten Blick zu.
    »Aber wo hattet ihr dieses Buch denn her? Habt ihr es bei einem Überfall gestohlen?«
    Er warf ihr einen finsteren Blick zu.
    »Nein. Mein Vater hat einige Zeit in Frankreich verbracht«, erklärte er mit einem Anflug von Stolz. Er spricht sehr gut Französisch und wollte, dass wir diese Sprache ebenfalls erlernen.«

    »Hattet ihr einen Hauslehrer?«, fragte sie und runzelte ungläubig die Brauen.
    »Nein. Meine Mutter hat uns in Englisch, Gälisch und Latein unterrichtet. Mein Vater hat uns an langen Winterabenden dann Französisch gelehrt.«
    Das Kaminfeuer fiel auf Marions Haar, ließ es aufleuchten und umgab ihr Gesicht mit einer goldenen Aureole. Duncan strich eine widerspenstige Locke weg, die ihr in die Augen fiel, und küsste sie zärtlich.
    »Dann liebst du wohl Bücher, mo aingeal ?«
    »Über alles. Bücher sind…«
    Sie krauste die Nase und nahm einen Band von einem der Lesepulte.
    »Bücher öffnen uns eine Tür in Raum und Zeit«, fuhr sie fort. »Man trifft oft auf interessante Menschen, und dann wieder…«
    Ein lautes Räuspern ertönte. Duncan und Marion fuhren zusammen und drehten sich rasch um.
    »Ich sehe, dass Ihr Euch für meine Sammlung von Elzevir-Ausgaben interessiert.«
    »Elzevir-Ausgaben?«, fragte Marion errötend.
    Der Duke of Argyle trat, flankiert von zwei herrlichen braunen schottischen Windhunden, in den Raum. Ein Welpe von einer Rasse, die den jungen Leuten unbekannt war, lief hinterher.
    »Suidh! «, befahl er den Hunden. Sitz!
    Die beiden Windhunde gehorchten sofort. Der dritte Hund hüpfte auf Marion und Duncan zu und beschnüffelte sie.
    »Seo! A Sheanailear, suidh! « Hierher! Sitz, General!
    Das Tierchen begann zu kläffen und steckte die Schnauze unter Marions Rock, die verblüfft aufschrie.
    »Falbh! Weg!«, rief die junge Frau und schob den Hund mit dem Fuß beiseite.
    »Seanailear! «, brüllte Argyle mit seiner Stentorstimme.
    Endlich gehorchte der Welpe.
    »Verzeiht, er ist noch ziemlich jung.«
    »Er ist… hübsch«, meinte

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