Lanze und Rose
episkopalischen Ritus einzunehmen. Und das ging gegen seine religiösen Überzeugungen. Wir sind Protestanten.«
Er steckte die Hand in die Tasche, zog das Dokument hervor und betrachtete es bedächtig.
»Anders als Ihr glaubt, Macdonald«, fuhr er dann ruhiger fort, »fließt in meinen Adern das gleiche Blut wie in Euren.«
Duncan stieß einen empörten Ausruf aus. Einer der Windhunde hob den Kopf, sah in seine Richtung und gähnte träge. Dann legte er das Haupt wieder auf die Pfoten, behielt ihn jedoch im Auge. Argyle ließ das Schreiben mitten in das Durcheinander fallen, das auf dem Schreibtisch herrschte.
»Wenn ich mich nicht von den Engländern versklaven und
vereinnahmen lassen will, muss ich sie mit ihren eigenen Waffen schlagen. Was kann es da Besseres geben, als mich auf ihre Seite zu stellen? Auf diese Weise bin ich in der Lage, ihre Handlungen vorauszusehen und daraus gewisse Vorteile zu ziehen.«
Mit einer vielsagenden Geste umfasste er den Raum und setzte ein verschlagenes Lächeln auf.
»Aber darf man dazu seinesgleichen verkaufen?«, fiel Duncan ein. »Ehrt man seine Abstammung, indem man sie verfolgt?«
Argyle zischte unwirsch.
»Sich gegen sie aufzulehnen, bringt nicht das Geringste ein.«
Er trat einige Schritte auf Duncan zu und bezog ein Stück vor ihm breitbeinig Stellung. Trotz des Hasses, den er für diesen Mann empfand, konnte Duncan nicht umhin, ihm ein gewisses Charisma und eine außergewöhnliche Charakterstärke zuzugestehen. Der Duke leerte sein Glas, sah einen Moment lang darauf hinunter und setzte dann seine Tirade fort.
»Die Engländer wollen Schottland, da erzähle ich Euch nichts Neues. Dabei stellen die Highlands mit ihren ständigen Kriegen zwischen den Clans und den Aufständischen, die ohne Unterlass die Lowlands verwüsten, ein gewaltiges Problem für sie dar. Sie wollen, dass in diesen Bergen Frieden herrscht. Meine Mission ist es, diesen Frieden zu schaffen und zu erhalten. Gleichzeitig wache ich über die Sicherheit der Meinigen. Ja, ich bin dem Haus Hannover treu. Ich diene ihm nach bestem Vermögen, indem ich diese Armee kommandiere und gegen die Rebellen kämpfe. Aber ich vergesse dabei nicht, dass ich für die Engländer immer ein Schotte sein werde, und ein Highlander noch dazu. Und ich kann Euch versichern, dass ich mich dieses Namens manchmal schäme, wenn ich sehe, wie gewisse Clans sich aufführen. Wacht auf, Macdonald! Wir leben nicht mehr im Mittelalter. Mit dem Act of Union, der bereits Früchte zu tragen beginnt, streckt England Euch die Hand entgegen. Seht doch, unter welch elenden Umständen die meisten von Euch leben. Eure Anbaumethoden gehören der Vergangenheit an, Ihr bedürft dringend einer Landreform. Eure Wohnstätten … Diese Haufen aus Stein und Torf, die das Dach über Eurem Kopf sind und die Ihr Häuser nennt…«
Duncan spürte, wie Zorn in ihm aufstieg, und beherrschte sich mühsam.
»Sollen wir deswegen unsere Seele an den Teufel verkaufen? Sie wollen unsere Soldaten, damit sie auf den Schlachtfeldern auf dem Kontinent für sie bluten. Sie wollen den Schweiß unserer Arbeit, um sich noch mehr zu bereichern. Wir sollen uns anpassen, damit sie uns noch besser beherrschen können. Nein, lieber krepieren wir, als uns zu willenlosen Spielfiguren der Sassanachs zu machen!«
Er holte tief Luft und spürte, wie Marion seinen Arm drückte. Wenn er sich nicht beruhigte, würde am Ende noch die Transaktion scheitern. Auf dem Gesicht des Duke malte sich ein halb verbittertes, halb angewidertes Lächeln.
»Ich sehe, woran der gute Breadalbane sich im Jahre 1691 bei der großen Versammlung in Achallader die Zähne ausgebissen hat.«
»Ihr werdet es nie verstehen, Sir«, gab Duncan, ruhiger jetzt, zurück. »Dazu gehen unsere Ansichten schon zu lange auseinander; uns trennt ein Abgrund. Ihr setzt Eure Kraft ein, um den Sassanachs zu dienen und Euch damit Eure Titel und Eure Ländereien zu erhalten. Wir dagegen vergießen unser Blut, um unsere Identität und unsere Freiheit zu bewahren.«
Argyle schwieg einen Moment und beobachtete die jungen Leute aus halb geschlossenen Augen. Zerstreut strich er über den Tartan seines Clans.
»Wo habt Ihr die Schuldverschreibungen und das andere Dokument?«
Marion trat zu der Satteltasche, die hinter einem Sessel versteckt stand, und zog einen Umschlag heraus.
»Ich will zuerst die jakobitische Übereinkunft sehen«, verlangte sie.
Der Duke blinzelte verblüfft, musste aber angesichts des Wagemuts der
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