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Lanze und Rose

Lanze und Rose

Titel: Lanze und Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonia Marmen
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sich nur ganz sicher sein könnte, ob sie wirklich aus Schwein besteht, meine Schöne … Ich habe gehört, dass die Stadtbewohner sich beschweren, weil ihre Hunde und Katzen verschwinden. Hmmm… Diese Stadt hat seit mehr als zwei Monaten viertausend Männer durchzufüttern; da nehme ich an, dass die Tavernenwirte das Fleisch, das man ihnen anbietet, weniger genau prüfen.«
    Das kleine Zwischenspiel war zu Ende, und er wurde wieder ernst.
    »Ihr seid also frei?«
    »Ich bin verheiratet, Sir«, erklärte ich ihm trocken. »Und im Übrigen hält sich mein Gatte hier auf, in Perth.«
    »Welch ein Jammer! Gut … Kehren wir zu dem Thema zurück, das mich interessiert.«
    Mit einem Mal hatte er einen drohenden Tonfall angeschlagen, und sein Kiefer zitterte kaum wahrnehmbar. Sein Blick, der ohne Unterlass misstrauisch zwischen den anderen Gästen der Taverne hin und her huschte, verriet mir, dass er sehr nervös war.
    »Was wisst Ihr über diese Drohung, die über unserem zukünftigen König schwebt?«
    »Nichts weiter als das, was Ihr gehört habt.«
    Sein Blick wurde hart.
    »Ich fürchte, dass Ihr mir nicht die Wahrheit sagt. Woher Ihr diese Information bekommen habt, weiß ich nicht, Madam, aber lasst Euch von mir warnen…«
    Ich musste einen Weg finden, mich dieser heiklen Lage zu entziehen.
Und wenn ich so tat, als wäre ich wirklich krank? William Gordon beugte sich zu mir herüber und starrte mich neugierig an.
    »Ich könnte Euch verhaften lassen, weil Ihr Informationen betreffs der Sicherheit des Prätendenten zurückhaltet…«
    »Wollt Ihr mir drohen?«
    Ich wollte aufstehen, doch er packte mich am Arm und zwang mich, wieder Platz zu nehmen. Der Kurier des Earl of Marischal lachte jetzt nicht mehr. Ich schluckte.
    »Hier geblieben, Madam, ich bin noch nicht fertig.«
    »Ich fühle mich nicht besonders gut«, klagte ich und legte die Hand auf meine Magengegend.
    Und das war nicht einmal gelogen. Mein Magen verkrampfte sich so heftig, dass mir der Schweiß ausbrach. Wieder dachte ich an die verschwundenen Hunde und holte tief Luft, um meiner Übelkeit Einhalt zu gebieten. Gordon begann erneut, gedankenlos Muster auf die Holzplatte des Tisches zu zeichnen. Seine Lippen spannten sich leicht an, und sein Finger kam in einer kleinen Bierpfütze zum Halten und begann, offenbar ärgerlich, auf die Tischplatte zu trommeln. Der junge Mann bedachte mich mit einem zutiefst verächtlichen Blick.
    »Hört mir gut zu, Mrs. Macdonald. Falls Ihr diese ganze Geschichte nicht einfach erfunden habt, woran ich starke Zweifel hege, dann gibt es nur eine Erklärung: Ihr habt jemanden über dieses kleine Komplott reden gehört. Daher verlange ich von Euch im Namen des Königs…«
    »Und von welchem König genau redet Ihr?«
    Tropfend verhielt Gordons Finger über der Bierpfütze. Der junge Mann zuckte zusammen und warf mir aus halb geschlossenen Augen einen finsteren Blick zu. Ich steckte die Nase in meinen Krug. Schon tat es mir leid, die Frage gestellt zu haben, und am liebsten hätte ich sie mit einem Schluck Bier hinuntergespült. Doch es war zu spät. Gordon wischte sich den Finger an seiner Weste ab.
    »Was wollt Ihr damit andeuten?«
    Ich wich auf meinem Stuhl vor ihm zurück.
    »Ich muss gehen… Eure Minuten sind vorüber…«

    »Oh nein! Ihr werdet nirgendwo hingehen, meine Schöne… Jedenfalls nicht, ehe Ihr mir alles gesagt habt, was Ihr wisst. Ihr stellt meine Geduld auf eine harte Probe. Zwingt mich nicht, weit weniger angenehme Mittel einzusetzen, um Euch zum Reden zu bringen.«
    »Wollt Ihr mich vielleicht einer peinlichen Befragung unterziehen?« , gab ich nervös kichernd zurück. »Ihr wisst, dass die Folter in Großbritannien verboten ist.«
    »Nicht, wenn es um Staatsaffären geht.«
    »Ihr macht Euch lächerlich, Mr. Gordon.«
    Meine Blässe widersprach sicherlich meinem aufgesetzt selbstbewussten Tonfall, denn er verzog skeptisch die Mundwinkel. Gordon griff unter den Tisch und zog einen kleinen Dolch mit fein ziselierter, aber darum nicht weniger scharfer Klinge hervor, die im Licht des Kaminfeuers schimmerte. Er hieb den Dolch vor sich in die Tischplatte. Verblüfft starrte ich auf die Waffe und schluckte. Panik stieg in mir auf und raubte mir den Atem. Ich begann zu stammeln.
    »Was … was habt Ihr vor?«
    Wenn dieser Mann tatsächlich im Sold des Feindes stand, dann war er fähig, mich zu töten, um mich zum Schweigen zu bringen. Mein Zittern mühsam verbergend sah ich mich im Raum nach einem

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