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Lanze und Rose

Lanze und Rose

Titel: Lanze und Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonia Marmen
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bekannten Gesicht um, was Gordon nicht entging. Er schaute ebenfalls unsicher in die Runde.
    »Kommt«, befahl er und nötigte mich zum Aufstehen. »Ich bringe Euch nach Hause .«
    Nach Hause? Er beliebte wohl zu scherzen!
    »Nein, ich bleibe hier. Mein Gatte muss bald kommen…«
    Ohne Vorwarnung bemächtigte er sich zugleich seines Dolchs und meines Armes und zerrte mich brutal auf sich zu.
    »Euer Gatte ist nicht hier, Madam. Er hätte niemals erlaubt, dass seine Frau so lange mit einem Unbekannten plaudert.«
    Leise stöhnte ich auf, als er mir diskret den Arm auf den Rücken verdrehte und mir die Spitze seines Dolchs an die Rippen setzte.
    »Und jetzt werdet Ihr mir ohne zu murren folgen, verstanden?«

    Rasch ergriff er meinen Umgang und legte ihn um meine Schultern, dann stieß er mich zum Ausgang. Der Gedanke an den Stahl, der mir im Rücken saß, war ein ziemlich überzeugendes Argument. Daher gehorchte ich widerspruchslos und folgte meinem Häscher nach draußen.
    Auf der Straße war es ruhig, obwohl es noch recht früh am Abend war. Zweifellos bewog die Kälte die Menschen, im Inneren ihrer Häuser zu bleiben. Schweigend legten wir einige Schritte zurück und stolperten in den gefrorenen, tief in den Schlamm eingefahrenen Wagenspuren immer wieder. Sinnlos, ihm die Adresse zu nennen, an der ich logierte, denn ich wusste genau, dass dies das Letzte war, was ihn interessierte … Ich gab mich keinen Illusionen über seine Absichten hin. Er wollte mich verhören.
    An einer Kreuzung stieß er mich in eine dunkle Gasse. Ich verlor das Gleichgewicht und wäre beinahe lang hingeschlagen, doch Gordon hielt mich fest. Ich gab eine ganze Flut gälischer Verwünschungen von mir.
    »Nicht übel für eine Frau!«, rief er aus und schob mich gegen den harten, kalten Stein einer Mauer.
    Es war so dunkel, dass ich weder seine Züge erkennen noch seine nächsten Bewegungen voraussehen konnte. Nur sein Profil hob sich vor dem mit einem Wolkenschleier überzogenen Himmel ab, der nur von einem schwachen, milchigen Mondschein erhellt wurde. Gordons Hand legte sich um meinen Hals und drückte mir schmerzhaft den Kehlkopf zusammen.
    »Und nun, Madam, wollen wir unser kleines Gespräch fortsetzten. Mittels der Spitze eines Dolchs pflegt man alle gewünschten Antworten zu erhalten.«
    Doch plötzlich verschwand sein Profil im Schatten einer riesenhaften Gestalt. Als ich spürte, wie Gordons Dolch sich unter meinem Kinn in die Haut bohrte, stieß ich einen erstickten Schrei aus. Gordon stöhnte, dann drehte er sich, herumgerissen von einem Schlag in die Magengrube, abrupt um sich selbst und stieß hörbar die Luft aus. In Panik machte ich mich, immer an der Mauer entlang davon, während der Hüne Gordon, der bei jedem Hieb wimmerte, eine ordentliche Tracht Prügel verabreichte.
Ich verspürte weder besondere Lust, dem Schauspiel beizuwohnen, noch, meinem Wohltäter zu danken. Daher nahm ich die Beine in die Hand und empfahl mich. Doch ich hatte kaum zehn Schritte zurückgelegt, als mich von hinten eine eiserne Faust packte und festhielt. Vor Schmerz und Angst kreischte ich auf.
    »Könntest du wohl ein wenig leiser schreien? Du wirst noch das ganze Viertel zusammenlaufen lassen!«
    »Liam? Was suchst du denn hier?«
    »Diese Frage sollte ich eher dir stellen, findest du nicht?«
    Er verstärkte seinen Griff und zog mich durch das Labyrinth von dunklen Gassen hinter sich her. Anscheinend hatte ich nur einen Entführer gegen einen anderen ausgetauscht. So gut ich konnte stolperte ich hinter ihm her, bis wir unser Zimmer erreichten… Grob stieß er mich hinein und knallte die Tür zu. Er streifte mich flüchtig, und ich spürte, dass er an mir vorüberging. Dann zündete er das Feuer an.
    In Erwartung des Verhörs, das nun unvermeidlich folgen würde, ließ ich mich zitternd auf den Stuhl sinken. Liam richtete sich auf, betrachtete einen Moment lang die aufflackernden Flammen und wandte mir dann sein Gesicht zu, das kalt und starr wie Marmor wirkte. An seinem Hals pochte eine Vene. Wären seine Blicke Pistolenkugeln gewesen, hätten sie mich getötet.
    »Was hattest du da draußen zu suchen?«, brüllte er.
    »Ich war auf der Suche nach Freiern, was glaubst du denn?« Ich spürte, wie der Zorn in mir aufstieg, und vermochte dem Drang, ihm eine spitze Antwort zu geben, nicht zu widerstehen. »Spionierst du mir etwa nach?«
    »Ich habe nicht spioniert, sondern auf dich gewartet.«
    »Gewartet? Wo?«
    Er schnaubte wie ein wütender

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