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Lanze und Rose

Lanze und Rose

Titel: Lanze und Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonia Marmen
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der Theke der Taverne lehnte. Der Fremde, der zunächst ernst dreingeschaut hatte, verzog den Mund zu einem Lächeln, das wahrscheinlich charmant sein sollte, aber seine Wirkung auf mich verfehlte. Wenige Augenblicke darauf beugte er sich strahlend über meinen Tisch. Es war der merkwürdige Bursche, der mir an dem Abend, als ich mich betrunken hatte, das Bier über den Rock geschüttet hatte.
    »Guten Abend, Mrs. Macdonald. Ihr gestattet?«

    »Ich wollte soeben gehen…«
    »Es dauert nur ein paar Minuten.«
    Auf mich wartete ohnehin niemand.
    »Nun gut.«
    Er setzte sich auf den Stuhl, der mir gegenüberstand, beobachtete mich aus vorsichtigen blauen Augen und rieb Daumen und Zeigefinger zusammen.
    »Seid Ihr allein?«, fragte er mich und warf einen Blick in die Runde.
    »Ich warte auf jemanden«, log ich, um ihn abzuschrecken, falls er plante, sich mir zu nähern.
    Sein hektisches Gehabe begann mich zu beunruhigen.
    »Gut für Euch. Die Straßen von Perth sind nicht besonders sicher angesichts all dieser … Trunkenbolde, die sie bevölkern.«
    »Macht Euch keine Sorgen um mich, Mr. …«
    »Gordon«, schloss er mit einem zahnlückigen Lächeln.
    »Hmmm… Ja. Seit Sheriffmuir sind die Soldaten so schrecklich mutlos.«
    »Schon möglich. Pah! Ich hatte mich gefragt…«
    Mit den Fingern zeichnete er unsichtbare Muster auf den Tisch.
    »Wie auch immer … Habt Ihr noch einmal etwas von diesem Gerücht über den Sohn des Duke gehört?«
    »Nein«, antwortete ich vorsichtig.
    »Für mich deutet alles darauf hin, dass im Lager gar kein derartiges Gerücht umgeht. Ich würde gern wissen, woher Ihr die diese Information habt.«
    Obacht, Caitlin! Dieser Mann flößte mir kein Vertrauen ein.
    »Hmmm…«, meinte ich nur und setzte meinen leeren Krug an.
    Er zuckte die Achseln und fuhr mit einem leisen Lächeln auf den Lippen fort.
    »Versteht Ihr, ich habe selbst einige Nachforschungen angestellt. Niemand hat etwas von dieser Geschichte über einen Königsmord gehört.«
    Unter seinem eisigen Blick erstarrte ich zu Stein.

    »Wahrscheinlich hat man das Gerücht unterdrückt«, versuchte ich mich an einer Erklärung.
    Nervös schlug ich unter den Tisch die Beine übereinander. Der junge Mann kicherte spöttisch. Mit einem Mal leuchtete sein Blick auf.
    »Sicherlich … Ein solches Gerücht hätte die Stimmung unter den Männern der Truppe eher noch aufgepeitscht.«
    Er musterte mich lange und nahm meine zerknitterte Kleidung, meine aufgelöste Frisur und zweifellos auch meine Körperformen in Augenschein.
    »Hatte ich Euch schon gesagt, dass ich der Kurier des Earl of Marischal bin?«
    »Ich glaube, ja.«
    »Dann brauche ich Euch ja wohl nicht zu erklären, dass Ihr mir vertrauen könnt…«
    Er legte eine Pause ein und fuhr dann in honigsüßem Tonfall fort.
    »Ihr seid sehr anziehend… Der Mann, der Euch kürzlich abends begleitet hat, war das Euer Gatte?«
    Oh, dieser Spitzbube! Er glaubte also, mir mit Schmeicheleien Informationen aus der Nase ziehen zu können! Ich lächelte ihn strahlend an, senkte den Kopf und schlug mit den Wimpern.
    »Nein, Colin ist ein enger Verwandter…«
    »Tatsächlich! Dann könnte ich Euch also einladen…«
    Er verzog das Gesicht und hob dann erneut an.
    »Schon wahr, dass Perth nicht Edinburgh ist. So raffinierte Gaumenfreuden wie in der Hauptstadt sind hier nicht zu finden. Doch da ist immer noch das Gasthaus der guten Mrs. Wallace. Sie bereitet einen köstlichen Fasan mit Rosinen und Portwein…«
    Mir fiel das üppige Dinner bei Clementine ein, und ich lachte sarkastisch auf… Der junge Mann sah mich mit einem rätselhaften Blick an. Plötzlich war mir äußerst unwohl zumute. Fest umklammerte ich den leeren Krug, und mir stockte das Blut in den Adern. Dieses Individuum war kein anderer als der Bote, der Colonel Turner eine Nachricht gebracht hatte …
    »Geht es Euch auch gut, Madam?«, fragte er besorgt.

    Mir war sehr heiß geworden. Beunruhigt sah ich mich um. Kein bekanntes Gesicht. Herrgott! Befand ich mich etwa in der Gesellschaft des feindlichen Spions in unserem Lager? Hatte er mich an jenem Abend gesehen? Ob er wohl wusste, wer ich war? Ich versuchte, meine Ruhe wiederzufinden und setzte ein steifes Lächeln auf. Doch innerlich befand ich mich in heller Panik. Was wollte dieser Mann von mir?
    »Es ist nichts«, versicherte ich ihm, ohne mein aufgesetztes Lächeln abzulegen. »Wahrscheinlich die Schweinepastete.«
    Er lachte schallend.
    »Ja, die Schweinepastete! Wenn man

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