Lanze und Rose
vergrub sein Gesicht in Marions seidenweichem, feuerrotem Haar und umschlang die Taille der Schlafenden fester. Eine Wade strich an seiner entlang, ein Fuß liebkoste seinen Knöchel. Das Bett war recht schmal; doch Marion liebte es, eng an ihn geschmiegt zu schlafen.
Doch ein dunkler Gedanke warf einen Schatten auf sein junges Glück. Elspeth… Er hatte Marion noch nicht von ihr erzählt. Wie würde sie reagieren? Natürlich ahnte sie, dass er vor ihr andere Frauen gekannt hatte. Aber ob sie den Verdacht hegte, dass es eine gab, die mit Ungeduld auf ihn wartete? Marion hat ihm nie Fragen über dieses Thema gestellt. Hatte sie vielleicht einfach geglaubt, er sei frei und ungebunden? Ein unangenehmes Gefühl zog ihm den Magen zusammen. Gewiss hätte er besser daran getan, früher mit ihr darüber zu sprechen. Doch er hatte das Geständnis immer weiter hinausgeschoben und sich jedes Mal gesagt, es könne ruhig noch einen Tag warten. Doch jetzt war das nicht mehr möglich.
Er würde auch mit Elspeth sprechen müssen, obwohl ihm diese Aussicht zutiefst zuwider war. Wie sollte er ihr erklären, dass er sie, ausgerechnet sie, das schönste Mädchen des Clans, wegen einer anderen verließ? Wegen einer Frau, die außerdem noch einem Clan entstammte, der den Macdonalds feindlich gesinnt war? Dafür würde sie sicherlich kein Verständnis haben. Elspeth hatte bei dem Massaker, für welches das Regiment aus Argyle verantwortlich war, einen Großvater, einen Onkel und eine Tante verloren. Sie würde ihm zürnen und ihm sicherlich ihren Hass ins Gesicht schreien. Und er konnte nichts dagegen tun.
Das blasse Licht, das durch die Spalten in den hölzernen Fensterläden drang, fiel auf die Linie von Marions Kiefer und den Umriss ihrer Lippen und fing sich in dem feinen Flaum, der ihr Gesicht bedeckte. Ihr Mund wölbte sich sanft und verzog sich langsam zu einem schelmischen Lächeln. Eiskalte Finger legten sich auf seinen Leib, so dass er zusammenfuhr, während sie ein leises, gurrendes Lachen hören ließ.
»He! Du bist ein richtiger Eisklumpen!«
»Dann wärme mich doch, fear mo rùin, mein Geliebter.«
Marion schlug mit den Wimpern und sah ihn spitzbübisch an. Genüsslich schob die junge Frau sich auf ihn, kitzelte ihn mit ihren zerzausten Locken und schlang die Beine um seine.
»Ich habe geträumt«, sagte sie leise und sah ihn aus ihren klaren Augen an.
»Ich weiß…«
»Ach ja?«
»Du sprichst im Schlaf.«
»Tatsächlich? Und was habe ich gesagt?«
»Hmmm… Dass du mich liebst und dass … du nie wieder aus meinem Bett aufstehen willst und dass … du möchtest, dass ich dich den ganzen Tag lang liebe …«
Sie kicherte lauthals.
»Lügner!«
»Wie bitte? Hast du das etwa nicht gesagt?«, fragte er mit unschuldiger Miene. »Ich habe dich jedenfalls so verstanden.«
Sie küsste ihn.
»Schön warm ist es jedenfalls im Bett«, gestand sie und seufzte behaglich. »Ich würde gern den ganzen Tag hier verbringen. Doch ich fürchte, mein Magen ist nicht derselben Meinung.«
Wieder küsste sie ihn, doch dieses Mal gemächlich. Er nahm sich Zeit, die verbotene Frucht auszukosten.
»Marion…«
Sanft legte sie den Zeigefinger auf seine Lippen und tauchte unter die Laken.
»Oh mein Gott!«, seufzte Duncan mit geschlossenen Augen.
Mit Fingern und Lippen weckte, reizte und kitzelte sie seine Sinne. Ein wollüstiger Schauer überlief ihn von Kopf bis Fuß, und ihm entfuhr ein lustvoller Seufzer. Marion streckte das leicht gerötete Gesicht unter den Laken hervor.
»Geht es dir gut?«
»Teufelin, Hexe! Für das, was du da tust, könnte man dich auf den Scheiterhaufen schicken!«
»Willst du dich beklagen?«
»Aber nein! Mach weiter, mo aingeal . Wenn sich die Hölle so anfühlt, dann möchte ich dort enden… Ich liebe das …«
Sie neigte den Kopf und sah ihn von der Seite an. Dann griff sie in seinen Schritt und bemächtigte sich des unwiderlegbaren Beweises dafür, dass er die Wahrheit sprach. Sie strahlte von einem Ohr zum anderen und gluckste.
»Das ist mir allerdings auch aufgefallen.«
Einen Moment lang schwieg sie. Ihre schelmische Miene verschwand, und sie verzog zweifelnd den Mund. Marion, die Rätselhafte…
»Findest du mich eigentlich hübsch?«, fragte sie unvermittelt. Duncan verschlug es zunächst den Atem.
Lange sah er sie mit tiefernstem Blick an, obwohl er schon genau wusste, was er sagen wollte. Seine Finger spielten in ihrem üppigen Haar, das auf ihre milchweißen Schultern
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