Lanze und Rose
fiel.
»A Mhórag …«, flüsterte er. »Hübsch ist nicht ganz das Wort, das ich gebrauchen würde.«
»Ach ja?«, gab sie ein wenig verunsichert zurück.
Duncan lachte leise und zog sie enger an sich.
»Warum stellst du mir diese Frage?«
Sie krauste die Nase und spitzte die Lippen.
»Nun ja… Ich hatte mich nur gefragt … Weißt du, mir hat noch nie wirklich jemand gesagt, ich sei schön. Aber für dich
möchte ich es gerne sein.«
»Du bist sehr schön, a ghràidh . Zweifelst du etwa daran? Alle Engel im Himmel müssen dir ähneln.«
Marion strahlte.
»Ich muss es wissen, Duncan. Bin ich nun eine Hexe, ein Engel oder ein Teufel?«
»Du bist ein wenig von allem. Und, mein Gott, genau das macht dich so begehrenswert. Bei dir verliere ich den Kopf.«
Die Hexe – oder der Engel oder die Teufelin, je nachdem – lachte leise und kehlig und tauchte wieder unter die Laken. Ihr unersättlicher Mund machte sich erneut ans Werk. Duncan erbebte. Herrgott! Er wollte diese Frau in alle Ewigkeit behalten. Als ihre Zähne mittaten, stöhnte er auf. Mit zerzaustem Haar kam Marion nach oben.
»Habe ich dir wehgetan?«
»Nicht wirklich.«
Mit den Fingern fuhr sie an der langen Narbe entlang, die quer über seine Leiste verlief; eine Berührung wie eine warme Brise. Marion, die Sinnliche …
»Schmerzt die Verletzung noch?«
»Manchmal, wenn du ein wenig zu fest darauf drückst«, gestand er lächelnd. »Aber mach dir deswegen keine Sorgen.«
Einen Moment lang verharrte sie nachdenklich, dann legte sie die Wange an seinen Bauch.
»Duncan…«
»Hmmm…«
»Ich habe Angst.«
Er stützte sich auf einen Ellbogen und suchte ihren Blick.
»Warum?«
»Ich weiß, was mich hier erwartet. Ich meine, die Mitglieder deines Clans … Ich habe gesehen, welche Blicke die Männer deines Clans mir im Lager zugeworfen haben. Ich weiß, was sie von ich mir halten, und auch, was sie mir antun können. Allan…«
»Ich werde niemandem erlauben, dir wehzutun, Marion.«
Er schlang einen Arm um ihre Taille und zog sie hoch, so dass sie auf seiner Brust zu liegen kam.
»Ich weiß, dass es zu Beginn nicht einfach sein wird«, räumte er ein. »Doch mit der Zeit werden die Leute dich schon kennen lernen. Und am Ende werden sie dich akzeptieren, du wirst schon sehen.«
Knurrend wälzte er sie so herum, dass er auf ihr lag. Marions Atem strich sanft über seine Narbe. Einen Moment lang sah er die junge Frau aus halb geschlossenen Augen an und küsste sie dann auf die Nasenspitze.
»Ich hoffe, dass du die Wahrheit sagst.«
»Selbstverständlich sage ich die Wahrheit… Habe ich dich schon einmal angelogen?«
»Woher soll ich das wissen?«, gab sie lächelnd zurück.
Lüstern schlang sie ein Bein um seine Hüften. Wie die Schlange vom Baum der Versuchung lud sie ihn ein, dort weiterzumachen, wo sie kurz vor dem ersten Morgengrauen aufgehört hatten. Er erwiderte ihre Bewegung weniger diskret, indem er die
Hand um ihre festen Hinterbacken legte und sie an sein Becken presste.
»Hmmm…«, stieß sie hervor und schloss die Augen.
Er zögerte, ihr die Frage zu stellen, die ihn seit seinem Gespräch mit Glenlyon umtrieb. Hielt ihn die Angst vor einem Nein zurück, oder mehr die Furcht vor der Verpflichtung, die er damit eingehen würde? Immer wieder hatte er sich das Hirn darüber zermartert. Er wusste inzwischen, was er wollte. Aber was war mit ihr? Was wollte sie? Würde sie bereit sein, sich ernsthaft auf ihn einzulassen? Und wenn sie seinen Antrag ablehnte, was würde er dann tun?
Marions Finger fuhren in sein nachtschwarzes Haar und griffen fest hinein. Sie warf den Kopf auf dem Kissen zurück und bot ihm ihre schimmernde Kehle dar, aus der ein Gurren aufstieg.
»Oh Mòrag …«, murmelte Duncan an der seidigen Haut ihres Halses, die unter seinem Mund bebte.
Auch er hatte Angst. Abrupt griff er nach Marions Hand und verschränkte seine Finger mit ihren. Er stützte sich auf die Ellbogen und nahm auch ihre andere Hand, die auf dem Kopfkissen lag. Zur Antwort schlang Marion ihr freies Bein um seinen Schenkel.
»Mòrag …«, flüsterte er mit klopfendem Herzen.
Sie schlug die azurblauen Augen zu ihm auf. Er hatte das Gefühl, seine Brust würde gleich zerspringen. Doch er holte tief Luft und brachte mit einiger Mühe die Worte heraus.
»Lass uns die Gelübde sprechen… Gott wird unser Zeuge sein.«
Wie von selbst waren die Worte, die er in seinem Inneren bewegt hatte, in seinen Mund gepurzelt und über seine Lippen
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