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Lanze und Rose

Lanze und Rose

Titel: Lanze und Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonia Marmen
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suchen?«
    Sie presste die Lippen zusammen und runzelte die fein gezeichneten Brauen, die über ihren bezaubernden Augen lagen. Duncan biss die Zähne zusammen und gab sich Mühe, sich nichts von seiner wachsenden Unruhe anmerken zu lassen.
    »Das geht dich nichts an.«
    »Ich fürchte doch, meine Schöne. Du wolltest unser Lager ausspionieren …«
    »Nein, ich wollte nur nach Hause.«
    Einige Augenblicke lang musterte er sie ungläubig und brach dann in Gelächter aus. Sie warf ihm einen giftigen Blick zu.
    »Du behauptest, dass du auf dem Rückweg nach Glenlyon warst? So ganz allein, ohne Eskorte, mitten in der Nacht und zu
Fuß? Machst du dich lustig über mich, oder hältst du mich für einen Einfaltspinsel?«
    »Mir ist nicht besonders zum Lachen zumute. Aber für einen Einfaltspinsel könnte man dich allerdings halten!«
    »Antworte!«, befahl Duncan ihr heftig und packte die schmale Gestalt noch fester.
    »Ich wollte nach Hause. Das ist die Wahrheit.«
    »Und warum trägst du Männerkleidung? Eine Sassanach -Uniform, das ist ein wenig auffällig, findest du nicht?«
    »Etwas anderes hatte ich nicht… Und außerdem geht dich das nichts an. Ich wollte nicht unbedingt in der Nähe eines Lagers, indem es von Männern wimmelt, in Röcken spazieren gehen.«
    »Hast du vielleicht geglaubt, in einer feindlichen Uniform unbemerkt zu bleiben? Du hättest eine Kugel oder einen Dolch in den Rücken bekommen können, bevor man dir irgendwelche Fragen gestellt hätte.«
    Die junge Frau, der mit einem Mal klar wurde, dass Duncan völlig recht hatte, schlug die Augen nieder und schluckte. Dann warf sie Allan, der in einiger Entfernung mit Ranald und den gestohlenen Pferden wartete, einen hasserfüllten Blick zu.
    »Das wäre immer noch besser gewesen, als …«
    Die bezaubernde Rothaarige beendete ihren Satz nicht. Heftig schüttelte sie ihre Mähne und machte sich dann mit zitternden Händen daran, ihre Kleidung, die jämmerlich um sie herumschlotterte, zurechtzurücken. Derselbe Duft, der Duncan auf der Heide von Glenlyon betört hatte, stieg von ihr auf und hüllte ihn ein. Er erschauerte und verspürte ein Prickeln in den Lenden.
    »Versteh doch, ich muss dich meinem Captain übergeben. Er wird über dich entscheiden …«
    »Ich muss zurück nach Glenlyon; ich habe wichtige Informationen …«
    Ihre letzten Worte blieben in der kühlen Luft hängen. Sie schlug die großen, ängstlichen Augen zu ihm auf und legte eine Hand vor den Mund, damit ihr nicht noch mehr entschlüpfte. Duncan fasste ihren Arm fester.
    »Du bist also wirklich eine Spionin!«
    »Ich … Oh Gott!«

    Sie verzog das Gesicht und versuchte, sich loszumachen.
    »Du tust mir weh, Macdonald!«
    »Antworte mir! Für wen arbeitest du? Für den Duke of Argyle?«
    »Nein, mein Vater hat sich auf die Seite des Prätendenten gestellt. Ich würde niemals meinen Clan verraten.«
    »Dann sammelst du Informationen für deinen Vater? Ist Glenlyon so dumm, dass er seine Tochter in einem Land, in dem es von Soldaten wimmelt, allein losziehen lässt?«
    »Er hat keine Ahnung davon, was ich tue«, entgegnete sie, die Augen voller Tränen.
    Duncan verstand gar nichts mehr.
    »Und für wen arbeitest du nun?«
    »Für den Earl of Breadalbane.«
    »Für Breadalbane?«
    »Wenn man nur wüsste, auf welche Seite der alte Spitzbube sich wirklich geschlagen hat«, versetzte Allan, dem ganz offenbar kein Wort des Gesprächs entgangen war, sarkastisch. »Wo liegen dieses Mal seine Interessen?«
    Die Frau warf ihm einen finsteren Blick zu und wandte sich dann wieder an Duncan, der sie mit undurchdringlicher Miene musterte.
    »Er hofft, ein Herzogtum zu erhalten, wenn es gelingt, den Prinzen auf den Thron zu setzen. Das ist sein Interesse. Er will als Duke sterben.«
    »Damit kann der Dummkopf sich auch keinen Platz im Himmel erkaufen.«
    Duncan ließ zu, dass Schweigen zwischen ihnen eintrat. Ihm wurde immer klarer, was er empfand. Er betrachtete die junge Frau, deren fast durchscheinend helle Haut sich über ein zierliches Knochengerüst schmiegte. Nein, sie war ganz entschieden nicht so hübsch wie Elspeth, die ganz aus weichen, einladenden Rundungen bestand. Die Frau, die da vor ihm stand, hatte wahrhaftig nichts Weiches an sich. Eher war sie gefährlich wie die Klinge eines Dolchs und so wehrhaft und rebellisch wie ein wildes Tier. Sie weckte in ihm den Wunsch, sie zu beherrschen, sie zu zähmen.

    Sie seinem Willen zu unterwerfen – genau danach stand ihm plötzlich der

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