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Lanze und Rose

Lanze und Rose

Titel: Lanze und Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonia Marmen
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Sinn! Dieser Kampf zwischen einem Mann aus Glencoe und einer Frau aus Glenlyon versprach köstlich zu werden. Er wollte sie unter sich erdrücken und seine Zunge an ihrer wetzen. Was für dummes Zeug ich mir zusammenfantasiere! Sie ist eine Campbell! Zwischen ihnen standen unendlich viel Blut, Tote und Hass. Er sollte sie verabscheuen, den Wunsch hegen, sie zwischen seinen Händen zu zermalmen, ruhig zulassen, dass Allan ihr Gewalt antat, sie demütigen. Doch er fühlte sich nicht in der Lage dazu. Und dabei hatte sie ihn, Duncan Coll Macdonald, ordentlich zum Narren gehalten. Er hatte sich wie ein Tölpel von einer Campbell-Frau beschimpfen lassen. Ihm wurde heiß und kalt, wenn er daran zurückdachte.
    Er ließ ihren Arm los, den sie heftig zu reiben begann. Um mitten in der Nacht ganz allein durch Argyle zu reisen, musste sie entweder höllischen Mut haben, oder sie war unglaublich leichtsinnig.
    »Und was für Informationen sucht nun der gute alte Breadalbane?«
    Sie warf den Kopf zurück, um die lockigen Strähnen, die ihr ins Gesicht hingen, aus dem Weg zu haben, und sah ihn an.
    »Das brauchst du nicht zu wissen. Ich schulde dir nichts, Macdonald.«
    »Ach, tatsächlich? Möchtest du, dass ich Allan beenden lasse, was er so schön begonnen hat?«
    Sie wich einen Schritt zurück und öffnete den Mund, doch kein Laut kam über ihre Lippen.
    »Was machen wir jetzt?«, fragte Ranald, der langsam ungeduldig wurde.
    Duncan wandte sich den beiden Männern zu, die immer noch bei den Pferden warteten. Die Wache war nicht aufgetaucht, und die beiden Schüsse waren wahrscheinlich aus Versehen abgefeuert worden. Es war Zeit zum Aufbruch.
    »Schön, ist gut … Reitet schon voraus und lasst mir ein Pferd hier. Ich nehme das Mädchen mit.«
    Ein bösartiges Lächeln auf den Lippen, trat Allan auf ihn zu. Er war ebenso groß wie Duncan, aber weit massiger.

    »So etwas hatte ich mir schon gedacht«, knurrte er und legte die Hand auf das Heft seines Dolches.
    Duncans Blick war seiner Bewegung gefolgt.
    »Sie reitet mit mir, Allan«, versetzte er scharf und ungerührt und behielt die Hand des anderen im Auge. »Hast du etwas dagegen einzuwenden?«
    Allans kräftige Finger legten sich leicht um die Waffe.
    »Vielleicht …«
    »Du würdest wegen einer Campbell das Blut eines Macdonalds vergießen?«
    Allan verstummte einen Moment lang und suchte nach einer Antwort. Doch als er keine fand, die ihn zufriedengestellt hätte, drehte er sich auf dem Absatz um und schwang sich laut vor sich hin murrend auf eines der ungesattelten Pferde.
    Sobald die beiden Reiter außer Sicht waren, drehte sich Duncan zu dem Campbell-Mädchen um, das sich am Fuße eines Baumes hingehockt hatte.
    »Zieh deine Jacke aus.«
    Sie fuhr zusammen und sah Duncan, der mit seiner ganzen Körpergröße vor ihr aufragte, erschrocken und ungläubig an. Es wäre so einfach gewesen, diesen Moment auszunutzen. Sie war allein, unbewaffnet und Meilen von Chesthill entfernt… Duncan war sich vollständig dessen bewusst, was sein Körper von ihm forderte, doch er musste dagegen ankämpfen.
    »W … w … warum?«, stotterte sie.
    Er zögerte noch einige Augenblicke, bevor er ihr antwortete. Doch endlich seufzte er.
    »Du kannst nicht einfach in der roten Uniform der Sassanachs ins Lager reiten.«
    Sie sah auf den scharlachroten Rock hinunter, den sie trug. Plötzlich stand ein eigenartiges Schweigen zwischen ihnen. Das Geräusch ihres Atems vermischte sich mit dem Rauschen des Windes, der hinter ihnen von den Cruach-Bergen herunterwehte und das Blätterdach über ihnen rascheln ließ. Ihre Blicke trafen sich.
    »Wie heißt du?«
    »Marion …«

    »Marion«, wiederholte Duncan wie zu sich selbst. »Trobhad a Mhórag . Komm, Marion«, sagte er dann leise und streckte ihr die Hand entgegen.
    Er setzte die junge Frau auf den Rücken der schwarzen Stute und sprang hinter ihr auf. Dann wendete er das Tier, um den Wald zu verlassen und zum Lager zurückzukehren. Über ein viel zu kurzes Stück Heide ging das Pferd im Schritt zwischen den dicken Stechginster- und Heidebüschen. Über dem von den Feuern erhellten jakobitischen Lager stieg der klagende Ruf eines Dudelsacks auf, drang bis zu ihnen und hüllte sie ein, als wären sie nur ein einziger Reiter.
    Sie waren Erben des gälischen Volkes, in ihren Adern floss das Blut der Highlands. Doch sie waren auch Feinde; das stand in großen, mit Blut geschriebenen Lettern in der Geschichte ihrer Clans verzeichnet. Duncan schloss

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