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Lanze und Rose

Lanze und Rose

Titel: Lanze und Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonia Marmen
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warte.«
    Gelassen reichte sie ihm die gefälschte Nachricht und steckte dann rasch die Nase in ihren Bierkrug, damit er ihre Aufregung nicht bemerkte. Mackay untersuchte den Umschlag.
    »Das Zeichen«, erklärte er, »ist anders.«
    Auch er besaß scharfe Augen; es würde nicht leicht werden, ihn zu übertölpeln. Marion umklammerte den Henkel des Kruges so fest, dass ihre Knöchel weiß wirkten.
    »Ich habe Wasser darüber verschüttet«, log die junge Frau schamlos. »Es tut mir leid.«
    »Hmmm… Ja.«
    Sie stellte ihren Krug auf den Tisch, damit niemand ihr Zittern bemerkte. Duncan gab sich große Mühe, normal zu atmen, was ihm aber nur schwer gelang. Einen Moment lang trafen sich seine und Marions Blicke. Am liebsten hätte er sie jetzt gleich aus der Herberge geschafft. Mackay hielt den Brief in Händen; es gab keinen Grund mehr, sich länger hier aufzuhalten. Doch sie mussten noch warten, um keinen Verdacht zu erregen. Mackay riss den Umschlag auf und vertiefte sich in den Brief.
    »Das ist doch wohl nicht sein Ernst!«, knurrte er dann und streckte Marion das Schreiben entgegen. »Was in aller Welt soll das? Und überhaupt, wer seid Ihr eigentlich?«
    Duncan spannte sich an, seine Finger strichen über den Dolch, bereit, ihn zu ziehen. Die beiden anderen Missetäter waren näher getreten.
    »Wer ich bin, geht Euch gar nichts an«, entgegnete Marion stoisch. »Ich befand mich auf der Durchreise nach Cawdor Castle, wo ich eine Tante besuchen wollte, in Aberdeen. Mein Cousin John wollte, dass ich diesen Brief überbringe. Er hält sich im Lager auf bei seinem Vater, und ist zu beschäftigt, sich selbst darum zu kümmern. Ihr wisst ja, dass sie gegenwärtig auf Perth marschieren, daher … Ich habe keine Ahnung, was in dem Schreiben steht, und will es auch gar nicht wissen. Wenn Euch etwas daran missfällt…«

    Sie zuckte die Achseln, als wolle sie sagen, das ist mir vollständig gleich , oder macht damit, was Ihr wollt , und sah ihm unverwandt in die Augen.
    »Aber das ist Wahnsinn!«, schrie Mackay. »Dunnottar… Verflucht und zugenäht!«
    »Was ist denn, Aenas?«, fragte der größere der beiden Halunken beunruhigt.
    Mackay reichte ihm den Brief. Der andere schaute ein wenig verlegen darauf hinunter.
    »Du weißt genau, dass ich nicht lesen kann.«
    »Wir sollen nach Dunnottar reiten; das ist doch verrückt! Angeblich soll der Prätendent heute Nacht dort eintreffen.«
    Duncan rutschte auf seinem Platz herum. Er fand, dass jetzt der richtige Moment gekommen war, um zusammen mit Marion zu verschwinden, und wollte aufstehen. Doch Mackay stieß ihn auf die Bank zurück.
    »Hoppla! Ihr geht nirgendwo hin!«
    »Mistress Campbell hat bis nach Cawdor noch einen langen Weg vor sich. Es hieß, sie solle aufbrechen, sobald sie die Botschaft übergeben hätte.«
    »Mistress Campbell wird erst aufbrechen, wenn ich es gestatte. Ruf die anderen zusammen, Will. Wir müssen uns unterhalten.«
    Sein des Lesens unkundiger Kumpan drehte sich um und verließ die Herberge.
    »Mit Dunnottar hätte ich nicht gerechnet! Lunan Bay oder Stonehaven vielleicht. Oder sogar Arbroath … Aber an Dunnottar hätte ich nie gedacht!«
    Er wühlte in seinem Sporran herum, zog eine Rolle Tabak hervor und riss ein Blatt ab. Die schroffe Bewegung, mit der er es in seinen Mund stopfte, verriet seinen Zorn. Duncan sah zu Marion, doch sie hielt den Blick stur auf ihren Bierkrug gerichtet. Das Ganze entwickelte sich nicht so, wie sie geplant hatten. Sie hätten sich einen zweiten Plan für den Notfall ausdenken sollen.
    Eine Weile verging, bis der Rest der Bande die Herberge betrat und für leise Unruhe unter den bereits anwesenden Gästen sorgte. Wer diese Männer angeheuert hatte, wusste, mit wem er es zu tun hatte.

    »Wer hat Euch geschickt?«, verlangte Mackay energisch zu wissen.
    Er beugte sich über Marion und musterte sie finsteren Blickes.
    »Ich … ich folge den Anweisungen meines Cousins.«
    »Hier stimmt etwas nicht, aber ganz und gar nicht! Ich will Euren Namen wissen!«
    »Ich bin von Campbell-Blut, Sir«, knurrte sie und erwiderte seinen Blick trotzig.
    Vor Zorn war ihr Gesicht purpurrot angelaufen. Duncan kannte sie inzwischen gut genug, um zu wissen, dass sie außer sich geriet, wenn man etwas gegen ihre Abstammung vorbrachte. Mackay kaute mit undeutbarer Miene auf seinem Priem herum und musterte sie dabei von Kopf bis Fuß. Er grinste, und aus seinem Mundwinkel sickerte ein schmales, schwärzliches Rinnsal, das er mit dem

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