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Lanze und Rose

Lanze und Rose

Titel: Lanze und Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonia Marmen
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als die englischen Soldaten sich der Kapitulation widersetzten, obwohl sie offensichtlich geschlagen waren.
    Im Lauf der Jahrhunderte waren nach den Bedürfnissen der Bewohner weitere Gebäude hinzugekommen. Nur ein einziger Zugang führte in die Anlage, und zwar durch eine Felsschlucht, welche die Halbinsel mit dem Festland verband. Man konnte ihn unmöglich passieren, ohne von dem Wachposten gesehen zu werden. Auf den drei anderen Seiten fielen mehrere Dutzend Ellen tiefe, imposante Felswände ab, unüberwindbar für einfache Sterbliche. Es hieß, die Festung sei so gut wie uneinnehmbar; höchstens mittels schwerer Artillerie sowie einer langen Belagerung, um die Bewohner auszuhungern, hätte man ihr beikommen können. Vor sechzig Jahren war Cromwell dies gelungen,
nachdem er mehrere Monate lang geduldig ausgeharrt hatte. Doch wie Liam gesagt hatte, besaß sie nur einen einzigen Eingang und einen einzigen Ausgang. Wenn die Söldner zu früh Lunte rochen, konnten unsere Männer sich selbst in der Falle wiederfinden…
    Sàras Stimme drang an meine Ohren und riss mich aus meinen düsteren Überlegungen. Sie bot mir von dem kalten Hühnchen an, das Rosie gebracht hatte. Meinen Magen würde das Essen schon beruhigen, doch das galt nicht für mein Herz. Ich ergriff einen Schenkel und begann ohne großen Appetit, daran zu knabbern.
    Eileen war gekommen und hatte Kerzen gebracht, die sie auf den Schreibtisch legte, als Howard, der Majordomus, ebenfalls eintrat.
    »Ein Kurier aus Perth verlangt Lord Dunn zu sehen, Milady«, erklärte er. »Ich habe ihm gesagt, er sei einige Tage fort, da hat er darauf bestanden, Euch zu sprechen. Er behauptet, es sei dringend.«
    »Wer ist es?«
    »Mr. Gordon, Milady.«
    »Mr. Gordon? Er soll heraufkommen, Howard. Höchste Zeit, dass er etwas von sich hören lässt.«
    Ich sah zu, wie die hübsche Eileen die zu kurzen Kerzen an einem Kerzenleuchter ersetzte und sie anzündete. Sàras Gesicht hellte sich auf, und sie sprang auf und streckte dem Besucher die Arme entgegen.
    »Ah, mein lieber William! Ihr habt Euch ja seit Ewigkeiten nicht mehr in Fetteresso sehen lassen.«
    »Verzeiht, aber ich war krank…«
    »Wie ich sehe, geht es Euch besser.«
    »Meine Aufgaben verpflichten, teure Freundin. Man kann es sich nicht erlauben, allzu lange krank zu sein.«
    Ein eisiger Schauer lief mir das Rückgrat hinunter. Diese Stimme… Gordon, William Gordon… Der Kurier des Earl of Marischal! Der junge Mann, der versucht hatte, mir mit Gewalt Informationen über die Gerüchte über das Attentat auf den Prinzen abzupressen. Colonel Turners Bote… In Gedanken verloren,
hatte ich nicht auf den Namen des Besuchers geachtet, den der Majordomus angekündigt hatte. Von meinem Platz aus konnte ich ihn nicht sehen und war für ihn ebenfalls unsichtbar. Langsam legte ich den Hühnerschenkel auf den Teller zurück und grub die Finger in die Sessellehnen.
    »Ich will Euch nicht lange stören, Mylady. Ich bin gekommen, um mir meinen Lohn für den vergangenen Monat und einen Vorschuss auf die nächsten zwei Wochen zu holen, wie der Earl of Marischal es mir zugesichert hat. Ich muss so rasch wie möglich fort. Der Prätendent verlässt Schottland, daher…«
    »Ja, natürlich«, beruhigte ihn Sàra. »Patrick hat das Geld erhalten. Der Earl hat die Summe noch um einen weiteren Monatslohn erhöht, als Anerkennung für Eure treuen Dienste.«
    Sie sah zu Eileen, die soeben ihre letzte Kerze angezündet hatte.
    »Es ist gut, Eileen. Jetzt komme ich allein zurecht.«
    Das Dienstmädchen verneigte sich, verließ den Raum und nahm die Kerzenstummel mit, die wieder eingeschmolzen würden. Sàra zog ein Buch aus einem der Regale und legte es auf die blaue Marmorplatte des Tisches. Der Band stellte in Wahrheit eine Schatulle dar. Sie nahm einen Umschlag heraus und stellte das Buch dann sorgfältig wieder zurück. Dann trat sie zu ihrem Besucher, wobei sie meinem Blick begegnete. Ich schluckte. Hoffentlich würde der Mann sich gleich wieder verabschieden.
    »Komm, Caitlin, ich möchte dir einen Freund von Patrick und mir vorstellen…«
    Sie trat um meinen Sessel herum und zog Gordon hinter sich her. Als der große, magere brünette Mann mich erkannte, erstarrte er.
    »Geht es dir nicht gut?«, fragte Sàra mich. »Du bist ja ganz blass geworden.«
    Ich öffnete den Mund, um ihr zu antworten, stellte jedoch fest, dass ich kein Wort herausbrachte.
    »Was hast du, Caitlin?«
    Sie wandte sich zu Gordon um, der ebenso Mund und

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