Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Lanze und Rose

Lanze und Rose

Titel: Lanze und Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonia Marmen
Vom Netzwerk:
Steilfelsen näherten, und er schalt sich selbst einen Narren. Er hätte verhindern müssen, dass Marion in diese törichte Rolle schlüpfte. Wenn er ganz ehrlich zu sich war, musste er allerdings zugestehen, dass sie sich bewundernswert gehalten hatte. Offen gestanden war es ihr sogar weit besser als ihm gelungen, ihre Besorgnis vor Mackay
zu verbergen. Wäre dieser verfluchte Bandit nur ein winziges bisschen dümmer gewesen, dann befänden sie sich jetzt nicht hier. Doch er traute ihnen nicht und hielt sie als Geiseln fest. Die Lage hatte sich ziemlich kompliziert. Duncan hoffte nur, dass sein Vater und die Männer seines Clans nicht angreifen würden, ehe er eine Möglichkeit fand, Marion in Sicherheit zu bringen.
    »Halt«, brüllte Mackay und hob die Hand.
    Einige Pferde wieherten unruhig. Sie befanden sich im Schatten der etwa zwölf Mannshöhen aufragenden Steinfassade, in die eine einzige Tür eingelassen war. Die angrenzende Mauer war von einer großen Anzahl von Schießscharten übersät, hinter denen mit Sicherheit Kanonen standen, um einen eventuellen Angriff zurückzuschlagen.
    Einige Männer sprachen leise miteinander, andere rutschten nervös im Sattel herum und sahen beunruhigt zu den hohen Mauern auf. Gewiss fragten sie sich, was sie dahinter erwartete. Waffen wurden schussbereit gemacht. Duncan suchte Marions Blick. Wahrscheinlich spürte sie das, denn sie sah ihn an. Sie war so blass …
    »Wer da?«, schrie mit einem Mal jemand von drinnen.
    Duncan fuhr zusammen. Ein kleines Fenster, das in die Mitte der Tür eingelassen war, öffnete sich. Mackay zögerte und warf den beiden Geiseln einen argwöhnischen Blick zu. Dann stieg er vom Pferd und zwang Marion, mit ihm zur Tür zu gehen. Er reichte die Karte durch die vergitterte Öffnung, die sich sofort wieder schloss. Eine lange Wartezeit folgte, während derer die Männer schweigend und besorgt die dunklen Öffnungen in der Fassade musterten. Duncan saß wie auf glühenden Kohlen. Er nahm den Dolch in eine Hand und zog mit der anderen seine Pistole. Die Härchen auf seinen Armen stellten sich auf und lösten einen Schauer aus, der ihm über das Rückgrat lief. Das letzte Mal hatte er dieses Gefühl auf der Ebene von Sheriffmuir empfunden, kurz vor der Schlacht. Er schloss die Augen und schüttelte den Kopf, um die schrecklichen Bilder zu verscheuchen, die in ihm aufzusteigen begannen.
    Endlich verrieten das Rasseln von Ketten und ein metallisches Knirschen, dass das Fallgitter hochgezogen wurde. Der Eingang
war verlassen. Fackeln, die an den Wänden hingen, tauchten die gepflasterten Stufen in flackerndes Licht und warfen die unheimlich zuckenden Schatten der Menschen, die den Eingang durchquerten, an die Mauern. Das Tor schloss sich hinter der Gruppe, und dann trat eine drückende Stille ein. Die Falle war zugeschnappt.
    Ganz am Ende des ansteigenden Ganges befand sich eine weitere Tür. Sie passierten die leere Wachstube sowie weitere Schießscharten für Kartätschen. Ein Schuss, und sie würden alle zu Brei zermalmt. Jetzt waren sie jedem, der dort im Dunkel lauern mochte, auf Gedeih und Verderb ausgeliefert.
    Ihre Schritte und das Hufgetrappel der Pferde hallten zwischen den kalten Mauern, an denen die Feuchtigkeit herunterrann, wider, während sie zu der zweiten Tür hinaufstiegen. In dem Gang, in dem sie sich befanden, gaben sie ein leichtes Ziel für Schützen ab, die sich vielleicht in dem hohen Gras hinter der Brüstung verbargen. Ein idealer Platz für einen Hinterhalt. Duncan musste daran denken, dass der Befehl zum Angriff sicherlich schon gegeben war, falls alles wie geplant verlaufen war. Er blieb auf der Hut und krampfte die Hand so fest um das Heft seines Dolches, dass ihn die Fingergelenke schmerzten. Als Festung war Dunnottar ein Meisterwerk seiner Art.
    Kurz darauf hatten sie endlich das eigentliche Gelände der Festung erreicht. Duncan ließ den Blick durch den Innenhof schweifen. Niemand zu sehen. Das unaufhörliche Donnern der Wogen, die sich mindestens vierzig Yards tiefer an den Felsen brachen, war ohrenbetäubend und ließ die Atmosphäre noch düsterer erscheinen.
    Zu seiner Rechten erhob sich der Bergfried, an den sich weitere Gebäude anschlossen: Ställe wahrscheinlich und weitere Außenbauten. In ihrer Nähe stand ein Bauwerk aus einer jüngeren Zeit, und direkt vor sich sahen sie die Kapelle, oder das, was davon übrig war. Das Dach und zwei Wände waren eingestürzt. Hinter einem kleinen Friedhof verbarg eine

Weitere Kostenlose Bücher