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Lanze und Rose

Lanze und Rose

Titel: Lanze und Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonia Marmen
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dem Henkersblock wiederzufinden.
    Daher hatte sie nun alle Zeit der Welt, die kräftige Gestalt zu betrachten, die vor ihr im Takt der Bewegungen ihres Reittiers hin und her schwankte. Dieser undurchschaubare Mann gab ihr Rätsel auf. Manchmal zeigte er sich wohlwollend und schien
aufrichtig bemüht, sie zu beschützen; und dann wieder verwandelte er sich in den schlimmsten arroganten Bastard, der ihr jemals über den Weg gelaufen war. Sie hasste und verachtete ihn und hätte nicht gezögert, ihm ihren Sgian dhu in die Rippen zu stoßen , wenn er nicht doppelt so groß und breit wie sie gewesen wäre. Doch so, wie die Dinge standen, war sie höchstens in der Lage, ihn zu verletzen. Er würde nicht lange brauchen, um sie unschädlich zu machen, und dann…
    Ein Schauer lief ihr den Rücken herunter und ließ ein undefinierbares Gefühl in ihr aufsteigen, das von einem leichten Kribbeln im Bauch begleitet wurde. Sie musste zugeben, dass dieser Mann sie nicht gleichgültig ließ. Mit seinem langen, nachtschwarzen Haar und seinem durchdringenden, aber undeutbaren Blick hatte er etwas Geheimnisvolles an sich, das sie zu ihrem größten Leidwesen stärker aufwühlte, als ihr recht war.
    Sie schloss die Augen und erinnerte sich an den ungezähmten Kuss, den er ihr auf der Heide geraubt hatte … Das Blut stieg ihr in die Wangen, und sie legte die eiskalte Hand auf ihre halb geöffneten Lippen, um die Glut, die sie dort spürte, zu dämpfen. Er war ein Macdonald! Sie schlug die Lider wieder auf. Duncan hatte sich umgedreht und musterte sie mit seinem forschenden Blick. In der Gewissheit, dass er ihre Gedanken erraten hatte, errötete sie bis an die Haarwurzeln.
    »Wir bekommen Gesellschaft«, erklärte er ihr und wies mit dem Finger gen Osten.
    Eine Gruppe von Reitern kam in ihre Richtung galoppiert, ungefähr zehn oder zwölf Männer. Angst stieg in Marion auf und ließ ihr Herz schneller schlagen. Sie hatte den Tartan erkannt, den die Männer trugen.
    »Das sind Macgregors, und ich lege keinen Wert darauf, sie zu treffen. Wir müssen verschwinden, Duncan.«
    »Warum? Leben sie nicht auf eurem Land? Haben sie euch nicht Treue geschworen, im Austausch für den Schutz eures Clans?«
    »Der ihre ist geächtet; für all die Grausamkeiten, die sie begangen haben, stehen sie unter dem Siegel der Kommission für Feuer und Schwert… Die Macgregors sind die Plage der Highlands.«

    Duncan zog eine seiner schwarzen Augenbrauen hoch und schaute amüsiert drein.
    »Dann gibt es also noch Schlimmere als die Männer von Glencoe?«
    Sie schickte sich schon an, ihre Stute anzutreiben, als er sie am Zaumzeug fasste.
    »Warte! Das ist Rob Roy Macgregor. Die Männer werden dir nichts tun; ich kenne ihn …«
    »Ja, von Viehdieb zu Viehdieb …«
    »Muss ich dich daran erinnern, dass seine Schwester die Gattin von Alasdair Og ist, und dein Vater sein Cousin?«
    »Cousin vielleicht; aber das heißt trotzdem nicht, dass ich es schätze, mit diesen Banditen zu tun zu haben. Wie heißt noch das Sprichwort? Wer mit Hunden zu Bett geht, steht mit Flöhen wieder auf.«
    Doch es war zu spät, um Fersengeld zu geben. Die Macgregor-Bande kam nur wenige Schritte vor ihnen zum Halten. Ihren Pferden stand der Schaum vor dem Maul. Stille trat ein, in der nur das Stampfen und Schnauben der Pferde zu hören war. Die Männer musterten einander prüfend. Ein Koloss mit widerspenstigem, rotem, von Silberfäden durchzogenem Haar grüßte Marion mit einem höflichen Nicken. Er brach schließlich das Schweigen und ergriff mit tiefer, rauer Stimme das Wort.
    »Meine Ehrerbietung, Cousine. Hey, Macdonald! Treibst du dich jetzt mit Campbell-Frauen herum? Und dazu noch mit solchen, die Sassanach -Kleider tragen!«, rief er freundlich lächelnd aus.
    »Ich eskortiere Lady Campbell, Macgregor. Mit dem Herumtreiben allerdings …«
    Er zögerte einen Moment lang und warf der fraglichen Dame, die ihn kalt ansah, einen anzüglichen Blick zu.
    »… bin ich noch nicht allzu weit gekommen. An Begierde mangelt es mir nicht, doch sie ist nicht besonders zugänglich.«
    Die Männer brachen in lautes Gelächter aus, was Marion in Rage brachte. Sie wendete ihr Pferd, um davonzureiten, doch Duncan hielt sie am Arm fest. Er riss sie beinah aus dem Sattel, so dass sie gezwungen war, sich an seinem Hemd festzuhalten.
Sie fluchte mit zusammengebissenen Zähnen.
    »Du bist ein richtiger Dreckskerl, Macdonald. Eines Tages werde ich dir das heimzahlen. Die Campbells vergessen nie. Ne

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