Lanze und Rose
silbernes Tafelgeschirr, eine mit Goldfäden eingelegte Tabakdose aus Elfenbein, einige Bücher und drei Paar Pistolen.
Rob hatte ein Fässchen Whisky angeschlagen, um die Männer zu belohnen. Nachdem er einen Schluck getrunken hatte, hielt er Duncan seinen speziellen Silberbecher hin.
»Hier, Macdonald, ich teile mein Glas mit dir, und ich trinke auf deine Gesundheit. Slàinte mhòr ! Prosit!«
»Slàinte mhòr !«
Duncan hob den Becher, lehrte ihn mit einem Zug und schnalzte zufrieden mit der Zunge.
»Der Kapitän der Holy Faith hat einen außerordentlich guten Geschmack, was Whisky angeht«, bemerkte er und reichte den Becher an seinen Besitzer zurück. »Ich muss sagen, dass wir heute Abend reiche Beute gemacht haben. Und außerdem haben wir keinen einzigen Mann verloren.«
Lächelnd wandte Rob sich zu dem Burschen um, der soeben die Kisten und Ballen auf den Karren festgezurrt hatte.
»Ja, ich bin ganz zufrieden, obwohl wir viel zurücklassen mussten, weil wir nicht genug Platz in den Booten hatten.«
Er nahm ein Paar von den gestohlenen Pistolen, die er in seinen Gürtel gestreckt hatte, und hielt sie Duncan hin.
»Das ist für dich …«
Duncan nahm die Waffen und wog sie in der Hand, bevor er sie genauer betrachtete.
»Schottische Herstellung. Das sind schöne Stücke aus Doune. Ich danke dir«, stotterte er, ein wenig verlegen angesichts des überaus großzügigen Geschenkes. »Das war doch nicht…«
Mit einer Handbewegung schnitt Rob ihm das Wort ab.
»Das ist sehr wenig dafür, dass du meinem Sohn das Leben gerettet hast, Duncan. James hat es mir erzählt.«
»Er hätte sicherlich dasselbe für mich getan.«
»Hmmm … Es gibt sehr wenige Männer, die so viel Vertrauen zu einem Macgregor haben. Aber ja, wahrscheinlich schon… Solange sie nicht dieselbe Rinderherde begehren wie er.«
»Ich werde versuchen, daran zu denken.«
»Brichst du heute Nacht nach Killin auf?«
Duncan sah zu Marion, die allein am Feuer saß. Er ließ einige Augenblicke verstreichen, bevor er antwortete.
»Nein, ich glaube, ich werde bis morgen warten. Sie ist erschöpft.«
Rob legte dem jungen Mann väterlich die Hand auf die Schulter und drückte sie sanft.
»Glencoe und Glenlyon …«, murmelte er und sah ebenfalls zu der jungen Frau. »Nun ja, warum auch nicht?«
»Das ist wenig wahrscheinlich und würde schon an ein Wunder grenzen.«
Rob schaute Duncan aufmerksam an.
»Glaubst du wirklich?«
Der junge Mann gab keine Antwort. Er wusste ganz einfach nicht mehr, was er glauben sollte, besonders nach den Ereignissen der letzten Stunden. Er hatte die Situation aus allen Blickwinkeln betrachtet und den Schluss gezogen, dass es, selbst wenn Marion bereit wäre, sein Lager zu teilen, reines Wunschdenken wäre, auf eine Fortsetzung zu hoffen. Schließlich wartete Elspeth auf ihn. Und außerdem bestanden zwischen ihren Clans tiefgreifende Differenzen. Niemals würde er einen Fuß nach Glenlyon setzen; ebenso wenig wie sie vermutlich bereit wäre, sein Tal zu betreten, über dem der alte Fluch lag. Das war alles zu verworren. Natürlich konnte er sich mit einer gemeinsam verbrachten Nacht zufriedengeben … Jemand tippte ihm auf die Schulter, und er kehrte in die Wirklichkeit zurück.
»Nun gut, ich glaube, hier trennen sich unsere Wege, Macdonald. Wir können uns nicht erlauben, mit unserer Beute länger hierzubleiben. Wir sehen uns bald im Lager wieder, mein Sohn. Grüße deine Mutter von mir, wenn du sie siehst.«
»Das tue ich auf jeden Fall, Rob.«
Der rothaarige Hüne setzte sein blaues Barett auf, an dem die drei Federn steckten, das Abzeichen des Clanführers, und wandte sich dann ab. Reglos stand Duncan in dem taufeuchten Gras und sah ihm und seinen Männern nach. Als der Konvoi vollständig verschwunden war, wandte er sich endlich zu Marion um, die ebenfalls den Aufbruch der Macgregors verfolgt hatte. Ihre Blicke trafen sich.
Was war nur mit ihm los? Gib auf dich Acht!, hatte ihm sein Vater geraten. Marion war die Tochter von John Buidhe Campbell von Glenlyon, das durfte er niemals vergessen! Denk an Elspeth, an ihre Sanftheit und … Mit dem Absatz schlug er auf die Erde und wandte sich dann zähneknirschend ab. Eine weitere Nacht, die er in ihrer Nähe verbringen musste. Er musste sich einfach zwingen, an etwas anderes zu denken. Doch er wusste jetzt schon, dass das verlorene Mühe war. Allein die Erinnerung an diesen blassen Alabasterkörper, der in den letzten Strahlen der untergehenden Sonne
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