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Lanze und Rose

Lanze und Rose

Titel: Lanze und Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonia Marmen
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warnen.
    Ein Gedanke führte zum anderen, und er sah sich wieder auf der Sweet Mary , in dem Moment, als er sich noch im Frachtraum befunden und den ersten Schuss gehört hatte. Er hatte nur an Marion denken können, und sein Herz hatte sich vor Furcht zusammengezogen und einen Schlag ausgesetzt. Nicht, weil er Glenlyons Vergeltung gefürchtet hätte, falls seiner Tochter etwas
zustieß; die Campbells waren ihm vollkommen gleichgültig, da hatte er es schon mit anderen aufgenommen. Und es war auch nicht die Vorstellung, Alasdairs Auftrag, sie zu beschützen, nicht erfüllt zu haben, die ihn aufgewühlt hatte. Nein, das war etwas, das viel tiefer ging. Eine seltsame Empfindung hatte ihn dort ergriffen, ein scharfer Schmerz, der ihm das Herz zerrissen hatte. Er hatte Angst gehabt, sie zu verlieren! In diesem nicht enden wollenden Augenblick der Ungewissheit, der auf den Schuss gefolgt war, hatte die Wahrheit ihn wie ein Blitz getroffen.
    Ich habe mich verbrannt …
    Jetzt konnte er es nicht mehr abstreiten. Seit dem Tag, an dem er die junge Frau geküsst hatte, wusste er, dass sich sein Körper leidenschaftlich nach ihr verzehrte. Eine rein fleischliche Anziehung, hatte er geglaubt; Begehren, hervorgerufen durch den Reiz des Verbotenen, sicherlich. Doch als er sie jetzt ansah, empfand er etwas anderes als die einfache Gier, mit ihr zusammenzuliegen. Eine seltsame Empfindung, die er noch nie so stark gespürt hatte, erfüllte ihn. Selbst Elspeth, so schön und sanft sie auch war, hatte in ihm nicht diesen Sturm entfacht, der alle Vernunft davonfegte. Er wusste, dass dieses Gefühl gegen jede Vernunft verstieß. Glenlyons Tochter! Gott helfe ihm! Er vermochte sich nicht dagegen zu wehren, beugte sich diesem süßen Rausch. Endlich wurde ihm vollständig bewusst, dass sein Herz berauscht von ihr war, wie es in dem gälischen Sprichwort hieß. Cha déan cridh misgeach breug , ein berauschtes Herz lügt nicht.
    Zärtlich legten sich seine Finger um eine geschwungene Hüfte. Vor seinem inneren Auge sah er wieder, wie die letzten Sonnenstrahlen ihren wohlgeformten Körper in einen goldfarbenen Schein tauchten. Dort, am Teich, war sie ihm wie eine betörende Nymphe erschienen, eine Versuchung, die direkt aus dem Höllenfeuer kam, um ihn auf die Probe zu stellen. Seine Anspannung wuchs, und seine Lenden pochten. Er vergrub die Nase in ihrem weichen Haar und sog den weiblichen Duft ein, der daraus aufstieg, und vermochte dem Drang nicht zu widerstehen, die Hand unter das Plaid gleiten zu lassen. Es kostete ihn geradezu titanische Kraft, seinen Trieb zu beherrschen.
    Marion stöhnte und bewegte sich ein wenig. Duncan erstarrte
und zog sofort seine Hand zurück. Über den geschlossenen Augen der jungen Frau hatten sich ihre feinen Brauen sorgenvoll zusammengezogen. Sie träumte. Mit angehaltenem Atem wartete er. Ihr herzförmiges Gesicht verzerrte sich, sie verkrampfte die vollen Lippen und stieß einen erstickten Schrei aus.
    »Neiiin …«
    Verstört riss Marion die Augen auf und krallte die Hände so fest in Duncans Plaid, dass ihre Knöchel weiß erschienen. Der junge Mann beugte sich über sie und musterte sie beunruhigt.
    »Marion … Es ist vorbei. Tuch! Tuch! «
    Die entsetzte Miene der jungen Frau wich der Verblüffung und dann der Erleichterung. Eine Träne, die noch an ihren Wimpern hing, rollte ihre Wange hinunter. Zärtlich wischte Duncan sie weg.
    »Es ist vorüber.«
    »Nein … Es hat noch nicht einmal angefangen…«
    Verwirrt sah er sie an.
    »Wovon redest du? Ich verstehe nicht. Du hattest einen Albtraum, Marion.«
    »Ich habe …«
    Abrupt unterbrach sie sich, so dass ihr Mund halb offen stehenblieb. Ihr Blick verlor sich in Duncans Hemdfalten, dann schüttelte sie hektisch den Kopf.
    »Nein, lass gut sein. Du hast recht, es war nur ein schlimmer Traum«, stammelte sie.
    Sie zwinkerte mit den langen, goldblonden Wimpern, dann wurde sie von einem Schluchzen geschüttelt und flüchtete sich in die tröstliche Wärme an seiner Schulter. Duncan zögerte. Seine Hand schwebte über ihren Rücken, streifte ihr Haar. Würde sie ihn zurückstoßen, wenn er sie berührte? Ganz offensichtlich suchte sie Trost … Wie im Boot, auf der Rückfahrt. Am ganzen Leibe vor Angst zitternd, hatte sie sich an ihn geschmiegt wie ein Kätzchen und dann nach und nach entspannt. Ein wunderbarer, aber vergänglicher Moment. Die Magie dieser wenigen Augenblicke war verflogen, als der Rumpf des Bootes über die Kieselsteine am Ufer

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