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Lanze und Rose

Lanze und Rose

Titel: Lanze und Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonia Marmen
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der Suche nach einem Rettungsanker schweifte mein Blick rasch durch den Raum. Schon attackierten die geschickten Finger des Gouverneurs die Schnürbänder meines Kleides, die unter den auf »französische Art« gelegten Falten in meinem Rücken schwer zu finden waren. Zeit gewinnen … Du musst Zeit gewinnen …
    »Durch die neue Erhebung«, begann ich zwischen zwei Küssen, »dürfte sich das Gefängnis wohl mit Aufständischen füllen.«
    Ein wenig verunsichert unterbrach er sich einen Moment lang und musterte mich argwöhnisch. Mein Kleid begann von meinen Schultern zu rutschen. Ganz offenbar führten die Frauen, die hierherkamen, um sich verführen zu lassen, nicht solche Reden, während er sie auszog.

    »Ähem … ja, wir haben schon einige von ihnen bekommen.«
    Ich leerte mein Glas und hielt es ihm lächelnd hin.
    »Wenn Ihr auch eines nehmt, würde ich gern noch etwas trinken.«
    Er sah auf mein leeres Glas hinunter, nahm es und trat an die Konsole. Ich schmiegte mich matt in die Kissen des Kanapees und ergriff das neu gefüllte Glas, das er mir hinhielt. Er stand vor mir und betrachtete mich, sichtlich zufrieden mit dem, was er sah. Ich klopfte neben mir auf das Polster. Stuart zog seine Weste aus und setzte sich auf das Kanapee.
    »Und Ihr, Joan, seid Ihr verheiratet? Oder vielleicht Witwe?«
    Sein Blick war auf meinen glänzenden Ehering gefallen, den ich nervös an meinem Finger drehte. Ich hatte mich nicht entschließen können, ihn abzunehmen, wie Clementine es mir vorgeschlagen hatte. Dieser Ring stand für Liam und für unsere Liebe, die ich, so fürchtete ich, im Moment aufs Spiel setzte.
    »Interessiert Euch das wirklich?«, fragte ich, indem ich seine Worte von eben wiederholte, und schenkte ihm mein unschuldigstes, mädchenhaftestes Lächeln.
    Er lächelte verhalten, streckte die Hand nach den Bändern meines Hemdes aus, die lose auf meiner Brust hingen, und zog leicht daran.
    »Nein, ich glaube nicht. Jedenfalls nicht, solange es keinen eifersüchtigen Ehemann gibt, der plötzlich und unerwartet mit einer Pistole in der Hand hier auftaucht.«
    Er stellte sein Glas auf den Tisch. Eine seiner Hände glitt verstohlen unter meinen Rock und wagte einen kleinen Vorstoß an meinem Schenkel entlang. Ich beugte mich zur Seite, um einen Fuß, den ich unter das andre Bein geschlagen hatte, zu befreien, und verschüttete einen Teil meines Cognacs über mich.
    »Oh, pardon!«, rief der Gouverneur aus und konnte den Blick kaum von dem gelblichen Fleck losreißen, der sich auf dem zarten Leinenstoff meines Hemdes ausbreitete.
    »Ein wenig Wasser würde schon ausreichen; dann lässt es sich später besser auswaschen.«
    »Ja … Nun gut.«
    Er ging zur Konsole, nahm den Wasserkrug, der, wie ich vorhin
bemerkt hatte, leer war, und murmelte ein paar Verwünschungen.
    »Ich lasse Euch einen Augenblick allein, meine Süße. Die verflixte Mrs. Macgraw hat den Krug nicht aufgefüllt, bevor sie gegangen ist.«
    Sobald die Tür sich hinter ihm geschlossen hatte, fuhr ich mit zitternder Hand in meine Tasche und zog das kostbare Fläschchen hervor, dessen Inhalt ich in Stuarts noch unberührtes Glas leerte. Ich rührte die Flüssigkeit um, damit sie sich gut vermischte, und setzte das Glas wieder dort ab, wo er es hingestellt hatte. Mein Herz klopfte zum Zerspringen. Ich betete nur, dass die Wirkung rasch eintreten würde. Der Arzt hatte uns versichert, dass es nur einige Minuten dauern würde. Doch hatte er die Dosis gut abgemessen? Ich zitterte vor Angst. Stuart war ziemlich kräftig gebaut. Wenn das Opium nicht die gewünschte Wirkung entfaltete, war es um mich geschehen.
    Da ich fand, dass ich selbst genug getrunken hatte, schüttete ich den Rest aus meinem Glas in eine leere Vase. Ich hatte gerade noch Zeit, mich auf das Kanapee zu werfen, als Stuart schon wieder in der Tür stand. Er stellte die volle Kanne vor mich auf den Tisch. Mit einer Kopfbewegung wies ich auf sein Glas.
    »Wenn Ihr austrinkt, könnten wir zu etwas anderem übergehen …«
    Das ließ er sich nicht zweimal sagen. Blitzschnell leerte er sein Glas und schnalzte mit der Zunge. Dann hob er mich eilig vom Kanapee hoch, als wöge ich nicht mehr als ein Sack Federn, und trug mich zum Bett. Ich flüchtete mich ans Kopfende, während er sich zu entkleiden begann. Nein! Das geht zu schnell! Das Opium muss Zeit haben, seine Wirkung zu entfalten.
    »Wartet!«, rief ich aus und richtete mich schwankend auf den Knien auf. »Lasst mich …«
    Ein Lächeln

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