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Lanze und Rose

Lanze und Rose

Titel: Lanze und Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonia Marmen
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Schrank: Laken, Handtücher, saubere Strümpfe und Hemden. Ah! Ein Rasiernecessaire und einige kleine Gläschen. Ich nahm eines zur Hand. Feigwurz-Salbe . Ich schraubte das Töpfchen auf. Der Inhalt roch ranzig, war aber noch streichfähig. Damit müsste ich es schaffen. Unwillkürlich lächelte ich: Feigwurz war ein Mittel gegen Hämorrhoiden.
    Jetzt glitt der Ring leicht vom Finger. Ich stieß einen erleichterten Seufzer aus und barg ihn in der Hand. Nun brauchte ich nur noch die Order zu siegeln und alles an seinen Platz zu legen.

    Ich sah mich ein letztes Mal um. Der Schreibtisch und der Schrank waren wieder geschlossen. Der Ring schimmerte am Finger seines Besitzers, der in tiefem Schlafe lag. Nachdem ich mein Kleid angezogen und geschnürt hatte, nahm ich den ordnungsgemäß gesiegelten Brief, der neben meinem Cape auf dem Sofa lag, und drückte ihn lächelnd an mein Herz. Ich hatte es geschafft!
    Gerade, als ich den kostbaren Umschlag wieder in die Tiefen meiner Tasche steckte, erklangen auf der anderen Seite der Tür Schritte. Sie waren schwer; ein Mann. Dann wurde es wieder still. Sicher hatte Timothy gefunden, dass ich zulange ausblieb, und kam nachsehen …
    Es klopfte. Ich nahm mein Cape und legte es mir um die Schultern, während ich zur Tür ging und öffnete. Doch dann blieb ich wie angewurzelt stehen und stand wie erstarrt vor dem Mann, der mich in einer Mischung aus Verblüffung und Zorn musterte. Ich wich einige Schritte zurück und stieß gegen den Sessel. Mit zwei Schritten war Colonel Turner bei mir und drehte mir den Arm auf den Rücken.
    »Wollen wir uns etwa aus dem Staube machen, Mrs. Macdonald?«
    Mit einer brüsken, schnellen Bewegung riss er mich herum, so dass ich ihn ansehen musste, wobei er mich fest an sich gedrückt
hielt. Sein Blick fiel auf das Bett und Stuarts reglosen Körper. Er zog die Augen zusammen.
    »Meine Güte, Caitlin, habt Ihr ihn so vollständig erschöpft, oder…«
    »Er schläft«, fiel ich mit verhaltener Stimme ein und wehrte mich heftig, um mich von der Faust zu befreien, die mir den Arm zermalmte. »Ihr könnt ja nachsehen.«
    Sein eiskalter Blick ließ mich erschauern.
    »Dann habt Ihr also bekommen, was Ihr wolltet, meine Teure?«
    »Was meint Ihr?«
    »Kommt schon, Ihr wisst ganz genau, wovon ich spreche.«
    Sein Atem ging laut. Hass verzerrte seine Züge, und er musterte mich überheblich.
    »Als Ihr Castlehill verlassen habt, da habe ich mir den Kopf darüber zerbrochen, warum Ihr hier seid, während Euer Gatte und sein Clan mit der Highlander-Armee marschieren. Und dann ist mir etwas eingefallen, das ich vor einigen Wochen gehört hatte, nämlich dass Euer Bruder Patrick in der Festung vermodert.«
    Ich biss die Zähne zusammen, damit mir nicht der Unterkiefer herunterklappte. Das war einfach nicht zu begreifen. Er verdrehte meinen Arm ein wenig stärker und entlockte mir einen Schmerzenschrei, was ihm Vergnügen zu bereiten schien.
    »Und da sagte ich mir: ›Was könnte Caitlin Macdonald nur von dem Gouverneur der Festung wollen, in der ihr Bruder gefangen sitzt? Purer Zufall oder ein geplantes Zusammentreffen, um einen Handel zu schließen?‹«
    Er grinste mir hinterhältig zu.
    »Ich habe mich für die zweite Hypothese entschieden. Sagen wir, dass ich gute Gründe hatte zu glauben, dass Ihr so etwas vorhattet. Irre ich mich?«
    Seine Finger gruben sich schmerzhaft in meine Haut. Er wartete nicht darauf, dass ich seine Schlussfolgerungen bestätigte.
    »Nach dem Augenschein zu urteilen, nehme ich an, dass Eure Dienste mehr als beachtenswert waren. Er sieht ziemlich erschlagen aus.«

    »Lasst mich los, Turner.«
    Er schüttete sich vor Lachen aus und drückte mir mit der freien Hand die Wangen zusammen.
    »Oh nein! Dieses Mal nicht, Caitlin. Ich habe Euch noch einige kleine Fragen zu stellen. Seht Ihr, nachdem ich Euch damals an Dunning übergeben hatte, ist dieser auf mysteriöse Weise verschwunden. Könnt Ihr mich über dieses seltsame Ereignis aufklären? Kein Brief, keine Leiche, nichts! Puff! In Luft aufgelöst!«, rief er aus und schnippte mit den Fingern.
    »Ich habe nichts über Lord Dunning zu sagen.«
    »Und Euer Gatte? Er ist auf Dunning Manor mit einigen seiner Leute gesehen worden, darunter dem jungen Mann, der zusammen mit Euch nach Lang Craig gekommen war und mit Hilfe eines Dolches fliehen konnte. Dabei hatten wir ihn ordentlich durchsucht, bevor wir ihn ins Loch gesteckt haben. Und wenn ich mich recht erinnere, habt Ihr darauf

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