Lanze und Rose
seine zwei Freunde taten es ihm nach. Dann bahnte er sich einen Weg zwischen den Männern, welche die Streithähne umstanden und Wetten auf den Ausgang des Kampfes abschlossen. Sein Bruder prügelte sich jetzt mit einem anderen Mann.
»Sorg dafür, dass er von hier verschwindet, ehe ich ihm das Fell abziehe«, flüsterte ihm Hugh zu, der sich langsam von dem Schlag erholte.
Liam trat zwischen die Streitenden.
»Das reicht jetzt, Colin!«, brüllte er und packte seinen Bruder am Hemdkragen.
»Misch dich da nicht ein, Liam.«
Anscheinend aus dem Nichts heraus tauchte eine Faust auf und traf Colin am Kinn. Heftig stieß er Liam fort und stürzte sich mit einem Wutschrei auf seinen Gegner. Der Mann bekam einen
Magenschwinger ab, fiel auf die Knie und stieß pfeifend den Atem aus. Colin schickte sich an, ihn in den Nacken zu schlagen, als Liam seinen Arm mit festem Griff packte und ihm auf dem Rücken verdrehte.
»Das ist nun wirklich nicht der richtige Zeitpunkt dazu, Schwachkopf«, flüsterte er ihm ins Ohr.
Eine bleierne Stille senkte sich über die kleine Versammlung.
»Lass mich los«, zischte Colin.
Langsam lockerte Liam seinen Griff. Colin warf ihm einen unwirschen Blick zu und verließ dann den Kreis der Männer, um sich vom Lager zu entfernen. Liam sah auf den Mann hinunter, der zu seinen Füßen zusammengesunken war. Der musterte ihn, stieß ein paar Flüche aus und erhob sich dann mit der Hilfe einiger Männer aus seinem Clan. Er hatte sich keine Knochen gebrochen und würde sich wieder erholen.
»Kannst du mir einmal erklären, was in dich gefahren ist? Dies ist weder die richtige Zeit noch der rechte Ort, um deine Differenzen mit Hugh Maclean auszutragen!«
Liam marschierte auf und ab, trampelte wutentbrannt das hohe Gras nieder und warf seinem Bruder böse Seitenblicke zu.
»Das fragst du mich ?!«, schrie Colin empört und reckte die Arme zum Himmel. »Dieser verfluchte Trottel kann einfach nicht aufhören, mir wegen Maureen das Leben schwer zu machen. Er will einfach nicht kapieren, dass es zwischen ihr und mir aus ist.«
»Vielleicht hat er ja gute Gründe, es dir übelzunehmen, schließlich ist sie seine Schwester, Colin. Was du mit diesem armen Mädchen gemacht hast … Hätte jemand Sàra so behandelt, ich hätte dafür gesorgt, dass er den Tag verflucht, an dem er geboren wurde.«
»Mhhh … Du selbst begehst natürlich niemals Fehler«, brummte Colin ironisch. »Ich kann mich rühmen, einen vollkommenen Bruder zu besitzen! Du dagegen leider nicht…«
»Ich betrachte mich nicht als vollkommenen Menschen. Auch ich habe meine Fehler gemacht, aber ich habe auch die Folgen auf mich genommen.«
»Im Gegensatz zu mir, meinst du das?«
Colins blutunterlaufene Augen blickten grollend drein.
»Sieh dich an, Bruder. Du trinkst zu viel, und du bist schon seit Jahren nicht mehr du selbst. Was ist nur mit dir los, Colin Macdonald?«
»Interessiert dich das wirklich?«
»Hör auf, das ist jämmerlich. Du weißt ganz genau, dass es mich berührt, was aus dir wird, Herrgott noch einmal! Du bist der einzige Bruder, den ich habe. Ich verstehe einfach nicht, warum du immer so unbedacht handelst. Manchmal glaube ich fast, dass du es mit Absicht tust.«
Er stieß einen langen Seufzer aus und rieb sich die Augen.
»Maureen war ein gutes Mädchen. Ich hatte geglaubt, du würdest endlich ruhiger werden und aufhören, mit den Macgregors umherzuziehen. Reicht es denn nicht, dass du schon dreimal mit knapper Not dem Galgen entronnen bist? Dieses Mädchen hat dich geliebt, und du hast ihr die schlimmste aller Demütigungen bereitet.«
»Ich habe ihr nie etwas versprochen!«, verteidigte sich Colin und wandte den Blick ab.
Einen Moment lang schien er zu schwanken, dann stieß er einen Fluch aus.
»Sie hat zwei Jahre lang mit dir unter einem Dach gelebt. Sie hat sogar dein Kind getragen!«
»Sie hat es verloren …«
»Hast du sie deswegen zwei Monate lang einfach alleingelassen? Niemand wusste, wo du warst. Eine Zeit lang haben wir sogar geglaubt, du wärest nicht mehr am Leben. Aber nein, du hattest sie in voller Absicht im Stich gelassen, als sie dich brauchte.«
»Nein … Ich …«
Liam packte seinen Bruder am Arm und zwang ihn, ihn anzusehen.
»Zwei Monate, Colin! Die ganze Zeit über hat sie auf dich gewartet, nur um zu erfahren, dass du dich in Inverness im Bett einer anderen Frau gewälzt hast. Ich wollte es selbst nicht glauben, ich dachte, so etwas bringst du nicht fertig!«
»Ich
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