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Laqua - Der Fluch der schwarzen Gondel

Laqua - Der Fluch der schwarzen Gondel

Titel: Laqua - Der Fluch der schwarzen Gondel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N Blazon
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sie klammerte sich an einer Art geschnitzten, vergoldeten Welle fest. Gemalte Männergesichter aus einem weit zurückliegenden Jahrhundert schienen sie strafend zu mustern. Vorsichtig bewegte Kristina die Beine. Sofort begann ihr Körper zu schwingen wie ein Uhrpendel. Mit den Füßen stieß sie gegen etwas Hartes, eine Wand. Doch ihre Stiefelspitze rutschte ab und fand keinen Halt. Wo war sie nur? Gemurmel umwallte sie und das Klacken von Absätzen. Leute unterhielten sich und jedes Geräusch hatte einen Hall.
    Sie warf einen Blick nach unten. Der Schwindel packte sie so jäh, dass sie nicht einmal schreien konnte.
    Sie hing hoch oben über einem riesigen goldenen Saal, der sich tief wie eine Schlucht unter ihr erstreckte. Dort wanderten Touristen herum, klein wie Playmobil-Figuren. Kristina wimmerte auf und kniff die Augen zusammen.
    »Hilfe!«, presste sie zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. Aber niemand hörte sie.
    Ein Gummistiefel, der sich bei dem Sturz gelockert hatte, rutschte ihr nun endgültig vom Fuß und trudelte in den Abgrund. Lange, unendlich lange dauerte es – bis er mit einem Riesenschlag auf dem Boden aufkam. Dann verstummte das Gemurmel unten abrupt.
    »Oh Gott, da oben!«, kreischte dann eine Frau. »Sie wird runterfallen!«
    In Kristina krampfte sich alles zusammen, ihr Bauch war ein einziger glühender Knoten. Jetzt schrien und riefen unten alle durcheinander, auf Französisch, Japanisch und Englisch.
    Der zweite Stiefel fiel ihr vom Fuß, wenigstens wurde sie dadurch etwas leichter. Schritte trampelten, es klickte überall, und obwohl sie die Augen fest zusammengekniffen hatte, konnte sie sich denken, dass Dutzende von Fotoapparaten auf sie gerichtet waren.
    »Führt sofort die Leute raus!«, brüllte jemand. »Und sagt ihnen, sie sollen aufhören zu fotografieren!«
    »Nicht loslassen, Kleine!«, rief ihr eine Frau zu. »Und bloß nicht nach unten schauen!«
    Super Tipp. Kristina hätte um nichts in der Welt die Augen noch einmal aufgemacht. Inzwischen waren ihre Arme schon ganz taub und jeder Atemzug ein ängstliches Pfeifen. Sie versuchte sich krampfhaft vorzustellen, dass sie nur in der Turnhalle war, an einem Reck hing, kaum einen Meter über dem Boden.
    Befehle wurden gerufen, wieder Getrampel, zufallende Türen. Es klapperte, dann war eine Männerstimme plötzlich ganz nah. »Ich bin gleich bei dir!«
    Kurz darauf umfasste sie ein starker Arm. Im nächsten Moment klammerte sie sich an den Hals eines bärenhaften Mannes, der nach Wandfarbe und Flanell roch. Aber immer noch traute sie sich nicht, die Augen zu öffnen. Er trug sie nach unten, sie spürte seine tastenden, vorsichtigen Schritte und das sanfte Federn einer Leiter. Und dann einen harten Ruck. »Du kannst die Augen jetzt wieder aufmachen«, brummte der Mann. Kristina glitt aus seinem Griff und wurde zu Boden gesetzt.
    Sie blinzelte und sah als Erstes ihre Socken und Hosenbeine. Um sie herum standen einige Leute. Der Mann, der sie heruntergeholt hatte, war wohl ein Bauarbeiter. Farbspritzer sprenkelten seine Latzhose. Die anderen waren feiner gekleidet und an ihren Pullis und Blusen prangten Mitarbeiterschildchen. Palazzo Ducale, stand darauf. Aber sie konnte doch unmöglich im Dogenpalast am Markusplatz gelandet sein? Eben war sie doch noch auf der anderen Seite des Kanals in San Polo gewesen, mindestens einen Kilometer entfernt.
    »Wo bin ich hier?«, krächzte Kristina.
    »Na, im Dogenpalast«, erwiderte die Frau prompt. »Im Saal des großen Rates.«
    Vorsichtig spähte Kristina nach oben. Jetzt wurde ihr richtig schlecht. Sie begann, am ganzen Körper zu zittern und mit den Zähnen zu klappern. Der goldene Saal war sicher zehn Meter hoch. Dunkles Holz und gewaltige, düstere Riesengemälde mit Heiligen und Heerscharen bedeckten Wände und auch die Decke. Die Stelle, an der Kristina sich festgeklammert hatte, befand sich unterhalb einer langen Reihe mit Dogenbildern. Sie bildeten ein Band aus Gesichtern, das sich über die ganze Breite der Wände zog. Jeder Doge trug in der Hand ein flatterndes Banner, das beschrieben war. Nur an einer Stelle prangte anstelle eines Dogengesichts ein gemaltes schwarzes Tuch mit einer Inschrift.
    »Wie bist du da nur hochgeklettert?«, wollte die Frau wissen.
    »Keine Ahnung«, murmelte Kristina. »Ich … äh … erinnere mich an nichts.«
    Ein dünner, großer Mann trat vor sie hin. Mit seiner runden, altmodischen Brille und seinem braunen, schlichten Jackett sah er aus wie ein

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