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Laqua - Der Fluch der schwarzen Gondel

Laqua - Der Fluch der schwarzen Gondel

Titel: Laqua - Der Fluch der schwarzen Gondel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N Blazon
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Krokodilmäuler. Und die Gondel selbst …
    Nebel wallte auf. Das Gefährt schaukelte langsam heran. Dann schabte Holz an den Treppenstufen entlang und die Gondel kam zum Halten. Jedes Härchen in Kristinas Nacken stellte sich auf, als wäre es elektrisch aufgeladen. »Komm her!«, flüsterte es im Nebel. Sie spürte einen Sog, der sie wie magisch zum Wasser ziehen wollte. Mit aller Kraft sprang sie auf. Es war so schwierig, als wäre sie in unsichtbare Fäden eingesponnen. Die ersten Schritte stolperte sie, kämpfte gegen einen Widerstand – wie in einem Traum, in dem sie weglaufen wollte und nicht von der Stelle kam. Aber dann wurde es leichter und sie lief los, jagte zurück in Richtung Eisbahn. Sie wusste nur eines mit absoluter Sicherheit: Die Gestalt, die im Nebel aufragte, war etwas Schreckliches, etwas Unaussprechliches. Und sie war hinter ihr her.
    Ihr Herz raste, und ihre Beine kribbelten vor Angst, nicht schnell genug von der Stelle zu kommen. In der Ferne hörte sie ganz leise die Musik der Eislaufbahn. Und sie bildete sich sogar ein, Sara nach ihr rufen zu hören. Sie verdoppelte ihre Anstrengungen, fegte um die Ecke – und stellte voller Entsetzen fest, dass sie sich verlaufen hatte. Diese Gasse hier hatte sie noch nie gesehen. Links von ihr befand sich ein schmaler Kanal, vor ihr eine Brücke und rechts ein nebliger Hof zwischen hohen roten Häusern. Fensterscheiben fehlten. Das Gebäude war unbewohnt. Schritte kamen näher. Kristina fuhr keuchend herum und lief, so schnell und so leise sie konnte, weiter. Plötzlich regte sich kein Lufthauch mehr. Sie hörte keine Musik, keine Stimmen, alle Häuser schienen menschenleer, als wäre sie in einer Geisterstadt gelandet. Es war still wie in einer Gruft.
    Und dann sah sie die anderen.
    Es waren mindestens zehn Kinder. Zerlumpte, kleine Gestalten, Mädchen in zerrissenen Kleidern, Jungen, die sie anstarrten. Alle waren barfuß, aber sie schienen keine Kälte zu spüren. Hohlwangige Gesichter, umschattete, riesige Augen, die im nebligen Halbdunkel der Gassen glühten. Als nun ein Mädchen einen Pfiff ausstieß, begriff Kristina endgültig. Sie riefen die Gestalt aus der Gondel herbei. Tränen stiegen ihr in die Augen. »Verräter«, fauchte sie. Sie drehte sich um und rannte zurück, tauchte mitten in den Nebel. Sie hoffte, sie würde nicht in einem der kleinen Kanäle landen, und tastete sich an Hauswänden entlang bis zu einer Gasse. Dort wurde es lichter. Hinter sich hörte sie schon die tappenden, schnellen Schritte. Die Kinder waren ihr auf den Fersen! Sie begann zu rennen. Ihre Lunge stach, die kalte Luft brannte in ihrer Brust. Schon hörte sie vorne wieder Musik und jetzt auch ganz deutlich eine Durchsage durch den Lautsprecher: »Kristina Vianello, bitte melde dich an der Kasse, Kristina Vianello …«
    Sie suchten sie also bereits! Am Ende der Gasse spazierte ein älteres Paar vorbei. Noch nie war Kristina so unendlich erleichtert gewesen. Sie war in Sicherheit! »Hilfe!«, schrie sie. Aber die zwei blieben nicht stehen, gerade so, als hätten sie nichts gehört.
    Im selben Augenblick sprang direkt vor ihr ein Kind auf den Weg. Es war der Dieb. Er trug nur noch einen von Jans Turnschuhen, den anderen hatte er wohl verloren. Kristina blieb nichts anderes übrig, als zu bremsen. »Lass mich bloß in Ruhe«, zischte sie dem Jungen zu. Sie wich ihm aus und stürmte an ihm vorbei. Das heißt, sie wollte es. Doch der Junge flitzte wie eine Spinne an der Wand hoch, stieß sich ab und schnellte ihr entgegen.
    Dann schien alles in einem seltsamen Zeitraffer abzulaufen. Kristina merkte noch, wie sie durch den Aufprall das Gleichgewicht verlor und zur Seite geschleudert wurde, in Richtung einer Hauswand. Sie machte sich auf den schmerzhaften Aufprall gefasst, aber stattdessen fing das Mauerwerk vor ihr an zu flirren und sie – glitt einfach hindurch.

Der Palast des Dogen

    VERZWEIFELT VERSUCHTE KRISTINA, sich an irgendetwas zu klammern, aber es war, als würde sie durch einen wirbelnden Tunnel rutschen. Dann glitt sie erneut durch etwas hindurch und endlich bekamen ihre Hände etwas zu fassen. Sie klammerte sich mit aller Kraft daran fest. Es gab einen heftigen Ruck in ihren Schultern. Jemand schien sie nach unten zu ziehen, während sie sich wie eine Katze an eine Holzkante klammerte. Dann merkte sie, dass niemand zog – es war ihr eigenes Gewicht. Sie hing irgendwo! Keuchend riss sie die Augen auf und blickte auf … goldene Schnörkel? Tatsächlich,

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