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Laqua - Der Fluch der schwarzen Gondel

Laqua - Der Fluch der schwarzen Gondel

Titel: Laqua - Der Fluch der schwarzen Gondel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N Blazon
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darin mitschwang. Sie erschrak, als die alte Frau sie blitzschnell am Unterarm packte. Nonna zog sie so nah zu sich heran, dass ihre Nasen sich fast berührten. Aus dem Augenwinkel bemerkte Kristina, dass Jan wieder aufgetaucht war. Er drückte ein Kissen an sich, als wollte er sich daran festhalten.
    »Ihr müsst sofort weg von hier«, flüsterte Nonna. »Oh, ich hätte nie zulassen dürfen, dass ihr überhaupt herkommt, aber ich dachte, ich könnte das Hotel beschützen. Seit ich damals den Hof zugemauert habe, ist nichts mehr passiert. Ich dachte … ich … hätte sie für immer ausgesperrt.«
    Von draußen ertönten die Sirene und das Motorgeräusch eines Ambulanzbootes und wurden immer lauter.
    »Wen hast du ausgesperrt?«, beharrte Kristina.
    »Die Pestkinder«, murmelte Nonna. »Die bösen Geister Venedigs, die schon so oft Opfer von der Stadt forderten. Eine alte Familienlegende sagt, dass es Violetta gewesen sei, die sie verfluchte und aus den Häusern verbannte. Dafür bezahlte sie selbst mit ihrem Leben. Und seitdem suchen sie unseren Palazzo heim. An den toten Tagen – der Zeit zwischen Weihnachten und dem neuen Jahr – kehren sie zurück und wollen sich auch an Violettas Nachfahren rächen.« Nonnas Stimme wurde schwächer und schwächer. »Ich habe es lange nicht geglaubt«, murmelte sie. »Aber vor zwölf Jahren sah ich, wozu sie fähig sind. Sie sind böse, Kristina. Böse! Lasst sie nie über die Schwelle.«
    Kristinas Finger waren fast taub, so fest umklammerte Nonna inzwischen ihre Hand. Jan ließ sich neben Kristina auf die Knie sacken. »Was ist vor zwölf Jahren passiert?«, piepste er.
    Nonna schüttelte erschöpft den Kopf. Mit zitternder Hand zog sie ein Silberkettchen unter ihrer lila Strickjacke hervor und drückte es Jan in die Hand. »Silber«, hauchte sie. »Sie fürchten es wie der Teufel das Weihwasser.«
    Dann wurde sie ohnmächtig.

Calegheri

    AUF DEM TISCH LAGEN STAPEL von wichtigen Geschäftspapieren, die Sara gestern im Empfangsraum des Hotels aufgesammelt hatte, während die Polizei das Haus auf Spuren von Einbrechern durchsuchte. Nonna war mit dem Ambulanzboot ins Krankenhaus gebracht worden. Seitdem war sie noch nicht aus ihrer Ohnmacht erwacht. Dementsprechend herrschte an diesem Morgen bei Cesare eine gedrückte Stimmung. Der alte Wirt hatte am vorigen Abend in seiner Wohnung sofort das Lager für die Familie Vianello aufgeschlagen. Kristina und Jan hatten sich das Sofa geteilt. Geschlafen hatten sie allerdings so gut wie gar nicht. Sobald Kristina die Augen schloss, hatte sie sofort wieder das schreckliche Gefühl, zehn Meter über dem Boden zu baumeln. Und sie wusste nicht mehr, wie oft sie ihrem Bruder die Kinder und die seltsame Gondel hatte beschreiben müssen. Sie hatte befürchtet, dass er nun mehr Angst denn je haben würde, aber komischerweise hatte ihr Bruder seitdem kein einziges Mal gesagt, dass er sofort wieder nach Hause fahren wolle.
    Jetzt, beim Frühstück im Gastraum von Cesares osteria , grübelte er so finster vor sich hin, als würde er Rachepläne für Nonna schmieden.
    »Das wird schon wieder«, sagte Cesare tröstend in das Schweigen. »Cecilia ist zäh, nächste Woche wird sie euch schon wieder am Telefon herumkommandieren, und ihr werdet euch wünschen, sie wäre noch außer Gefecht.«
    Er schob Jan ein Glas mit Milch hin, aber Kristinas Bruder krümelte nur seinen Keks hinein. Hinter Jan hing ein Bild an der Wand, das Kristina bisher noch nicht aufgefallen war. Es zeigte einen viel jüngeren Cesare und seine Frau, die schon vor vielen Jahren gestorben war. Das Ehepaar stand im Gastraum, beide hatten weiße Schürzen an und sahen glücklich aus. Ihr Lachen wirkte in der bedrückten Stimmung hier seltsam fehl am Platz.
    Sara kam ins Zimmer und legte das Handy auf den Tisch. »Heute Nachmittag kommt der Kammerjäger und schaut sich an, wie die Ratten ins Haus kommen konnten. Und den Glaser habe ich auch erreicht. Er holt nachher den Fensterrahmen ab und setzt eine neue Scheibe ein.« Sie schüttelte den Kopf. »Es ist wirklich wie verhext. Die Polizei hat keine Einbruchsspuren gefunden. Kein einziges aufgebrochenes Schloss, und das einzige Fenster, das beschädigt war, hat Nonna selbst kaputt gemacht. Es ist auch nichts Wertvolles gestohlen worden, nicht einmal das Geld aus der Hotelkasse. Nur die Glasdekoration von den Lüstern und eine Handvoll Glasschmuck sind verschwunden. Und trotzdem sieht es so aus, als hätte jemand das Hotel

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