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Laqua - Der Fluch der schwarzen Gondel

Laqua - Der Fluch der schwarzen Gondel

Titel: Laqua - Der Fluch der schwarzen Gondel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N Blazon
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offen, alles, was Kristina sorgfältig eingeräumt hatte, lag ebenfalls, mit Mehl paniert, auf dem Boden. Es war unheimlich still und unsichtbare Augen schienen sie zu beobachten. Aber die Silberkordeln mit den Perlen hingen immer noch an ihrem Platz an den Fenstergriffen.
    »Was haben sie nur gesucht?«, sagte Kristina mehr zu sich selbst.
    Jan schluckte schwer. »Wir müssen auch oben in Nonnas Wohnung nachschauen«, sagte er zaghaft. Er war ganz fahl um die Nase; Kristina konnte sich denken, wie viel Angst er haben musste. Sie hätte nie zugegeben, dass sie sich selbst kaum traute, in die stillen Räume im dritten Stock zu gehen. Sie sah sich nach einer Waffe um, aber alles, was sie fand, war die Klobürste. »Ich muss irgendwo einen Stock finden«, erklärte sie, während sie sich zu ihrem Bruder umdrehte. Dann wurde ihr klar, dass es nicht nur die Angst war, die Jan so aufs Gemüt schlug. Ihr Bruder stand da und schluckte und blinzelte viel zu oft, als müsste er mühsam gegen Tränen ankämpfen. Kristina trat zu ihm und legte ihm die Hände auf die Schultern. »He, was ist los?«
    »Wenn Nonna stirbt, bin ich schuld«, brachte er mit gepresster Stimme hervor. »Weil ich Weihnachten das Fenster aufgemacht habe und die Silberkordel weggenommen habe. So konnten sie ins Haus kommen.«
    »He!«, sagte Kristina energisch. »Erstens: Nonna stirbt nicht, sie hat nur einen gebrochenen Knöchel und eine Gehirnerschütterung. Und zweitens: Du bist an überhaupt nichts schuld! Außerdem waren gestern und vorgestern alle Kordeln an ihrem Platz, die Geisterkinder müssen wohl einen anderen Weg gefunden haben, um reinzukommen.«
    Jan schien nicht ganz überzeugt zu sein, aber er atmete tief durch und wurde ruhiger. Dann ratschte er mit Schwung den Reißverschluss seiner Jacke auf.
    »Du brauchst keinen Stock, ich habe was viel Besseres.« Er deutete auf seinen Gürtel. Erst glaubte Kristina, eine komische Art von Patronengürtel zu sehen. Nur dass es keine aufgereihten Patronen waren, die im Gürtel steckten, sondern Gabeln und Messer, mindestens zwanzig Stück.
    »Was soll das denn? Wir werden doch nicht von Schnitzeln bedroht.«
    »Das ist Silberbesteck«, erklärte Jan leicht eingeschnappt. »Die Pestkinder haben Angst vor Silber. Zumindest Werwölfe kann man mit Silber töten. Und wenn die Kinder Katzenaugen haben, sind sie ja vielleicht Werkatzen.« Er pflückte eine Gabel mit langen Zinken aus seinem Gürtel und reichte sie Kristina. Bei der Vorstellung, wie sie sich mit einer Spaghettigabel fuchtelnd gegen finstere Mächte verteidigte, hätte Kristina trotz allem fast laut losgelacht. »Du bist echt ein Spinner.«
    »Und du hast keine Ahnung!«
    »Sei doch nicht gleich wieder beleidigt. Wo hast du das Besteck überhaupt her?«
    »Aus Cesares Wohnzimmerschrank. Und die habe ich auch dabei.« Er holte die kleine Digitalkamera hervor, die Papa ihnen dagelassen hatte. »Auf Geisterfotos sieht man mehr als mit dem bloßen Auge«, fuhr Jan mit einem grimmigen Ernst fort. »Auch unsichtbare Geister sind auf Fotos zu sehen. Und der Blitz erschreckt und blendet sie. Wenn sie uns verfolgen, haben wir damit einen Vorsprung.«
    »Du hast zu viele Filme über Geisterjäger gesehen. Aber die Idee ist nicht schlecht!«
    Zum ersten Mal seit gestern Abend zuckten Jans Mundwinkel ein bisschen nach oben und seine Miene hellte sich auf.
    Auch Nonnas Wohnung war völlig auf den Kopf gestellt. Der Weihnachtsbaum aus Plastik lag in der Ecke. Ein Bücherschrank war ausgeräumt, die Schubladen der Kommode lagen herausgerissen auf dem Teppich wie gestrandete Boote. Jan machte auch in diesem Zimmer Fotos und blitzte auch in die leeren Schubladenfächer, während Kristina aufräumte.
    »Dahinten ist was!«, rief er nach einer Weile. Das Besteck klapperte, als er sich auf den Bauch legte und in den Schrank hangelte. Ein leises Schleifen ertönte. »Da ist so etwas wie ein Geheimfach«, ächzte er. »Hinter der obersten Schublade ist eine Lücke. Und da steckt etwas drin.«
    Kristina rannte zu ihm und ließ sich auf die Knie nieder. »Kommst du ran?«
    Jan ächzte und ruckelte und zerrte schließlich eine Art Päckchen hervor. Als der Staub sich gelegt hatte, sah man, dass es ein Lederlappen war, umschnürt mit einem verblichenen lila Seidenband. Jan zog an der Schleife und klappte das Leder auf.
    »Das sind ja Schriftstücke«, flüsterte Kristina. Es waren nur wenige dicke Bögen, vielleicht bestanden sie sogar aus Pergament, also dünner

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