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Laqua - Der Fluch der schwarzen Gondel

Laqua - Der Fluch der schwarzen Gondel

Titel: Laqua - Der Fluch der schwarzen Gondel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N Blazon
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war gestern im Museum, und ich … habe vergessen, ihm was zu sagen.«
    »Warum kann Nonna die Pezzis nicht ausstehen?«, meldete sich Jan zu Wort.
    Cesare winkte müde ab. »Ach, das ist irgendeine ganz alte Geschichte. So ist das hier manchmal mit den alteingesessenen Familien. Irgendwann gab es mal einen Streit, und seitdem sind sie verfeindet, obwohl keiner sich mehr erinnern kann, worum es damals überhaupt ging. Cecilia nennt die Pezzis Hungerleider und Diebe und sie halten sie für eine verrückte alte Hexe. Nicht die beste Voraussetzung für gute Beziehungen.«
    »Sind die Pezzis denn so schlimm?«
    Cesare winkte ab. »Es sind anständige Leute. Aber sie haben einfach kein Glück im Leben.«
    »Warum vertragen sie sich dann nicht einfach alle?«, fragte Jan.
    Cesare seufzte tief. »Ach, Kinder, das hier ist eben Venedig, gewöhnt euch daran. Es wird nicht umsonst die Stadt der Spiegelungen genannt. Die Abbilder früherer Leben finden sich überall. Seht euch um, dann werdet ihr es verstehen: Hier lebt man in und mit der Vergangenheit – egal wie lange etwas her ist, für einen richtigen Venezianer ist es immer noch Teil der Gegenwart.«
    »Na so was«, murmelte Sara geistesabwesend und stand auf. Den Blick auf das Blatt in ihrer Hand gerichtet, ging sie hinaus in den Flur, wo weitere Kartons mit Nonnas Papieren standen. Es raschelte, als sie darin herumsuchte.
    »Stimmt es, dass Violetta Aquana eine richtige Hexe war?«, platzte Jan heraus.
    Cesare verschluckte sich fast am Kaffee. »Violetta? Eure Ahnin? Wer hat dir denn so etwas erzählt?«
    Kristina trat ihren Bruder unter dem Tisch warnend gegen das Schienbein, aber es war zu spät. »Nonna! Sie sagt, Violetta hat Kinder verflucht und einen Zauberbann gesprochen, den Fluch der toten Tage.«
    »Wirklich?« Der alte Wirt zog die buschigen Augenbrauen zusammen. »Die einzige Hexe, die ich kenne, ist die Befana , und die verflucht keine Kinder. Sie bringt ihnen im Januar Süßigkeiten oder, wenn sie nicht brav waren, Kohlestücke – so ähnlich wie bei euch der Nikolaus. Ach, in ein paar Tagen startet hier übrigens die Befana- Regatta auf dem Kanal.«
    Cesare war wirklich gut darin, vom Thema abzulenken! Sara kam wieder ins Zimmer und lehnte sich an den Türrahmen. In den Händen hielt sie ein ziemlich zerfleddertes Bilanzbuch. »Kinder«, sagte sie mit einem ungewohnten Ernst in der Stimme. »Kommt ihr mit ins Hotel? Ich brauche eure Hilfe beim Aufräumen.«
    Allein die Vorstellung, in die Nähe des Spukhauses zu gehen, jagte Kristina eine Gänsehaut über den Rücken. Aber noch schlimmer wäre es, ihre Tante allein dorthin zurückgehen zu lassen. Jan schien dasselbe durch den Kopf zu gehen, denn er nickte ernst und sagte: »Ich muss nur noch was holen.«
    Der Wind pfiff durch die Gassen und peitschte das Wasser des Kanals zu dunklen Wogen und Strudeln auf, die aussahen, als hätte Saras düstere Stimmung Form angenommen. Sara wollte nicht damit herausrücken, was sie bedrückte, aber ihr besorgtes Gesicht verriet nichts Gutes. Jan hatte sein Skateboard bei Cesare gelassen, aber irgendetwas beulte sich unter seiner Jacke. Je näher sie dem Hotel kamen, desto mehr schien ihn der Mut zu verlassen. An der Tür blieb er stehen, bis Kristina ihn mit einem sachten Schubs über die Schwelle beförderte.
    Beklemmende Stille empfing sie. Sogar Sara zögerte. Dann holte sie tief Luft und drehte sich zu Kristina und Jan um. »Danke, dass ihr mir beim Aufräumen helft«, sagte sie aus vollem Herzen. »Am besten, ihr fangt damit an, mit dem Staubsauger das Mehl zu entfernen. Und erwartet von Nonna keinen Orden, aber sie wird euch trotzdem sehr, sehr dankbar für eure Hilfe sein. Ich werde im Erdgeschoss anfangen aufzuräumen. Es ist schön, dass wir zusammenhalten!« Ihr Lächeln war zwar immer noch schmal, aber in ihren Augen lag ein warmer Schimmer, der Kristina wohltat. Zum ersten Mal fühlte es sich tatsächlich ein bisschen so an, als wären sie alle hier wieder eine Familie. Und auch wenn es wehtat, weil sie sich so oft nach früher sehnte, erwiderte sie Saras Lächeln. Jan murmelte dagegen nur etwas Unverständliches und betrachtete seine Schuhspitzen.

Silber und Glas

    MAN SAH, DASS DIE POLIZEI im zweiten Stock herumgelaufen war. Abdrücke von großen Schuhen überdeckten die anderen Spuren. Die Möwen hatten das Mehl wie mit gefiederten Fächern verwirbelt. Im Dogenzimmer hing es überall – Vorhänge und Möbel waren damit gepudert. Der Schrank stand

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