Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Laqua - Der Fluch der schwarzen Gondel

Laqua - Der Fluch der schwarzen Gondel

Titel: Laqua - Der Fluch der schwarzen Gondel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N Blazon
Vom Netzwerk:
der Kleine kaum hörbar.
    »Der schwarze Doge? Wer ist das? Was will er von uns?«
    »Ich darf nichts sagen. Sonst …«
    Er sank in sich zusammen und brach zu ihrer Bestürzung in Tränen aus. Es war gruselig, jemandem beim Weinen zuzusehen, der nicht schnaufte und Luft holte. Die Tränen rannen wie ruhige Ströme aus den Augen, die nicht zwinkerten. Und dennoch konnte sie den ungeheuren Kummer spüren wie einen dunklen Schleier, der sich auch auf sie senkte.
    »Du hast große Angst vor ihm.«
    Heftig nickte er. »Er tötet uns, wenn wir nicht gehorchen.«
    »Du bist doch schon tot – seit Hunderten von Jahren.«
    Der Junge stutzte. Er war so überrascht, dass er sogar vergaß zu weinen. »So ein Unsinn!«, sagte er gekränkt. »Ich bin doch hier! Ich rede mit dir!«
    Das war nun wirklich eine Überraschung. Der Kleine wusste also gar nicht, dass er eine Art Geist war?
    »Was … habt ihr im Hotel gesucht?«, lenkte Kristina vorsichtig vom Thema ab.
    Der Dieb kroch blitzschnell auf sie zu. Einen Wimpernschlag später saß er vor ihr auf ihrer Treppenstufe, und sie wagte nicht, sich zu rühren.
    »Das Auge des Makaro. Weißt du, wo es ist?«
    Kristina schüttelte langsam den Kopf. »Ich weiß nicht mal, was dieses Auge sein soll.«
    »Glas«, hauchte der Dieb. »Buntes Glas!« Seine Augen glichen großen dunklen Scheiben, in denen sich das Wasser spiegelte. Ein kalter Hauch umhüllte ihn und schien auf sie überzuspringen. Sie klapperte schon mit den Zähnen. »Bitte!«, flehte er mit erstickter Stimme. »Gib es uns. Damit wir nicht sterben müssen. Er will es haben. Sonst …«
    Die bedeutungsvolle Stille sagte alles.
    Eine Sekunde lang war sie versucht, ihm zu glauben und Mitleid mit ihm zu haben. In der nächsten Sekunde begriff sie, dass es ein schrecklicher Fehler gewesen war, ihm überhaupt zuzuhören.
    Kleine Hände schossen vipernschnell vor und packten sie am Kragen. Das Kind warf sich zur Seite, riss sie mit einem mörderischen Ruck aus dem Gleichgewicht. Sie wollte schreien, aber eine eisige Hand presste sich auf ihren Mund. Im Fallen erhaschte sie einen Blick auf das Ende des schmalen Kanals. Der Bug einer Gondel schob sich hinter dem Eckhaus hervor. Unter Tausenden hätte sie die Metallkrokodile wiedererkannt.
    Irgendwo in einem Winkel ihres Bewusstseins spürte sie noch, wie sie über die letzte Treppenstufe rutschte. Dann setzte ihr Herz für mehrere Schläge aus. Sie tauchte ins Wasser, ein Schock von Dunkelheit und Kälte. Das Nass kroch unter den Mantel, in den Kragen, die Schuhe. Und der kleine Teufel drückte ihr mit seiner Eishand immer noch Mund und Nase zu.
    Verräter!, echote eine verzweifelte Stimme in ihrem Kopf. Er hat mich die ganze Zeit abgelenkt und liefert mich nun dem schwarzen Dogen aus!
    Sie strampelte verzweifelt, doch das Kind hielt sie mit unmenschlicher Kraft fest. Sie riss die Augen auf und blickte in milchiges helles Grün. Wasser wogte über ihrem Kopf, verwirbelte ihr Haar. Eiszapfenspitzen schienen ihre Kopfhaut zu streifen. Dann traf ein hölzernes Ruder ihren Oberarm, und es wurde dunkel, als die Gondel über ihnen hinwegglitt. Und gleich darauf wieder heller. Ehe sie wusste, wie ihr geschah, wurde sie nach oben gezogen. Die Umklammerung des Jungen löste sich. Ihr Kopf durchstieß die Wasseroberfläche. Keuchend holte sie Luft – und spürte glitschige, mit Algen bewachsene Treppenstufen unter ihren Händen. Obwohl ihr das Wasser in die Augen rann, erkannte sie wie durch einen Schleier, dass die verwitterte Gondel hinter der nächsten Ecke verschwand. Der Doge war weitergefahren, ohne sie zu entdecken. Und auch der Junge war fort.

Pezzis Palazzo

    » HABT IHR IN EUREM ANGEBERPALAST kein Badezimmer?« Eine Hand streckte sich ihr entgegen, und als sie aufblickte, sah sie direkt in Lucas grinsendes Gesicht. »Wir Venezianer baden nämlich nicht in unseren Kanälen, falls du da was falsch verstanden haben solltest.«
    »Das ist überhaupt nicht lustig!«
    »Ich finde schon. Los, nimm meine Hand! Oder willst du im Wasser übernachten?«
    Kristina überwand ihren Stolz und ließ sich aufs Trockene ziehen. Ihre Kleider waren so vollgesogen, dass es schwerfiel, auf die Treppen zu klettern. Noch war der Schreck so groß, dass sie nicht einmal fror.
    »Mach dir nichts draus«, sagte Luca gönnerhaft. »Jeder von uns ist schon mal reingefallen. Das ist die Taufe der richtigen Venezianer.«
    »Ich bin nicht gefallen«, sagte sie leise. »Pippas kleiner unsichtbarer Freund hat mich

Weitere Kostenlose Bücher