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Laqua - Der Fluch der schwarzen Gondel

Laqua - Der Fluch der schwarzen Gondel

Titel: Laqua - Der Fluch der schwarzen Gondel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N Blazon
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erwartungsvoll an. Fehlte nur noch das Popcorn zu diesem Gruselfilm. Kristina holte tief Luft und begann ganz von vorne – am Weihnachtsabend, als das Kind am Fenster vorbeigeklettert war. Nachdem sie geendet hatte, herrschte erst einmal Schweigen.
    »Das mit dem bunten Glasdings hat er mir gar nicht gesagt«, sagte Pippa ein wenig eifersüchtig. »Er kann kaum Italienisch und darf, glaube ich, nicht viel erzählen, deshalb spielen wir meist einfach und tauschen Sachen. Er taucht alte Schlüssel und andere Sachen für mich aus dem Kanal. Und manchmal spielen wir Verstecken.«
    »Wo?«
    Die Kleine zuckte mit den Schultern. »Überall. Einmal hat er mir in der Kirche beim Krankenhaus die Augen zugehalten, und als ich sie aufmachte, war ich plötzlich woanders, in einem ganz alten Gefängnis mit dicken Gittern. Das war gruselig.« Aber dabei leuchteten ihre Augen auf.
    »Etwa so bin ich auch im Dogenpalast gelandet.«
    Luca war blass geworden. Vermutlich stellte er sich vor, wie seine kleine Cousine im zehn Meter hohen Ratssaal dicht unter der Decke baumelte.
    »Er ist aber wirklich nicht gefährlich«, platzte Pippa heraus. »Er ist mein Freund und immer nett zu mir! Er wollte dir bestimmt nichts tun.«
    Nein, er hätte mich vorhin nur fast ertränkt, dachte Kristina.
    »Im Innenhof hinter dem Hotel – da hast du nicht zufällig einen Garten gesehen?«, fragte Jan.
    Pippa schüttelte den Kopf.
    »Hast du noch andere … Freunde?«, wollte Kristina wissen.
    »Nein. Es gibt zwar noch andere Donnole. Aber die kommen nie zu mir.«
    » Donnole – Wiesel?«
    »Ja, so nenne ich sie, weil sie so schnell laufen und klettern können. Und mein Freund heißt deshalb für mich Donno.«
    »Toll, und warum seht ihr diese Wesen und ich nicht?« Luca zweifelte immer noch.
    Jan sprang auf und holte die Kamera aus der Tasche hervor. »Ich habe ihn fotografiert.«
    Luca hob ungläubig die Brauen, aber er holte sofort ein altes Laptop, das an einer Stelle mit Paketband geklebt war. Kurze Zeit später konnten sie sich Jans Fotos auf dem Bildschirm ansehen. Doch das erste Foto, das erschien, traf Kristina wie ein völlig unerwarteter Schlag in die Magengrube. Ihre Eltern schauten sie an – Papa lachte auf dem Bild und Mama hatte den Kopf schräg gelegt und schaute mit verträumtem Blick und sanftem Lächeln in die Kamera. Ihr langes blondes Haar floss in Wellen über ihre Schultern. Es war das alte Hochzeitsfoto, das zu Hause in Deutschland im Wohnzimmer hing.
    »Ist das deine Mama?«, fragte Pippa andächtig. »Die ist ja schön!«
    »Warum hast du das Bild abfotografiert?«, fragte Kristina.
    Jan war knallrot geworden. »Nur so«, murmelte er.
    »Sind eure Eltern auch hier?«, bohrte Pippa weiter. »Oder kommen sie euch abholen?«
    Kristina seufzte insgeheim. Aber es half ja nichts, und woher sollte Pippa auch wissen, dass sie den wunden Punkt getroffen hatte?
    »Nein. Papa arbeitet eine Weile im Ausland – und unsere Mutter ist vor neun Jahren gestorben.«
    »Woran?«
    »Pippa, sei nicht unhöflich.« Luca klickte das Foto weg. Offenbar war ihm nicht entgangen, dass Jan plötzlich sehr unglücklich wirkte. Jan war neun Jahre alt und Luca hatte die richtigen Schlüsse daraus gezogen. Und ganz selbstverständlich hatte er Jan vor weiteren Fragen in Schutz genommen. Es war dieser Moment, in dem Kristina ganz sicher wusste, dass Luca und sie Freunde werden konnten.
    »Also«, fuhr Luca fort. »Schauen wir uns deinen unsichtbaren Freund mal an, Pippa.«
    Nur leider war der unsichtbare Freund wirklich unsichtbar.
    »Er saß vorhin aber an der Mauer!«, sagte Jan. »Genau hier!«
    Luca schwieg und klickte die anderen Fotos ebenfalls rasch durch.
    »Ui«, hauchte Pippa fasziniert, als sie die Verwüstung im Hotel betrachtete.
    Luca pfiff nur leise durch die Zähne. Nonnas Wohnzimmer mit dem Weihnachtsbaum erschien und dann Violettas Gemälde mit den Geschenken.
    »Das ist die Dogaressa , von der ich erzählt habe«, erklärte Kristina. »Unsere Urahnin.«
    »Eure Tante sieht ihr ein bisschen ähnlich.«
    Sara? Das war Kristina noch nie aufgefallen, aber es stimmte schon. Zumindest die Locken waren ähnlich und der entschlossene, kämpferische Blick.
    Pippa deutete auf die pinkfarbene Quietscheente. »Die habe ich Donno geschenkt.«
    Luca beugte sich vor und zoomte das Foto mit ein paar Tastenklicks näher heran. »Was ist das denn?«
    Kristina spähte über seine Schulter.
    »Der Dieb war im Zimmer!«, hauchte Jan. »Mit uns

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