Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Laqua - Der Fluch der schwarzen Gondel

Laqua - Der Fluch der schwarzen Gondel

Titel: Laqua - Der Fluch der schwarzen Gondel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N Blazon
Vom Netzwerk:
nach dem Dieb zu werfen, aber er bewegte wieder nur die Lippen.
    »Kristina«, wiederholte er flüsternd Jans Ruf. Er legte den Kopf schief, als würde er dem Klang nachlauschen. Dann senkte er ganz langsam die Hand, aber nur ein Stück. Kristina verstand. Er wartete darauf, dass auch sie im Gegenzug nachgab. Es kostete sie unendlich viel Überwindung, ihre Silberwaffe ebenfalls ein bisschen sinken zu lassen. Ihr Puls klopfte in ihrer Hand, so fest hatte sie die Finger um den Gabelgriff geschlossen. Der Junge atmete langsam aus. Er wirkte ungeheuer erleichtert, als die Gabel nicht mehr auf ihn gerichtet war. Der Atem verwehte als weiße Fahne vor seinem Gesicht.
    »Okay«, flüsterte Kristina. Der Junge runzelte verwirrt die Stirn, und sie beeilte sich zu übersetzen: »Ich meine: in Ordnung. Waffenstillstand.«
    Seine knochigen Schultern entspannten sich, die Hand sank ganz herab, gleichzeitig mit der Gabel, die Kristina neben ihren Fuß auf die Treppe legte.
    Sie hoffte, der Dieb würde nicht bemerken, wie sie dabei verstohlen zu den Messern schielte. Es sah aus, als würden sie eine silberne Absperrung zur Straße bilden. Falls es gefährlich wurde, musste sie nur darüberspringen und der Dieb würde ihr nicht folgen können. Das gab ihr sofort mehr Sicherheit.
    Wieder rief Jan nach ihr, er klang besorgt, aber Kristina wagte nicht, ihm zu antworten. Zum ersten Mal wurde ihr bewusst, dass sie ihren Bruder in Gefahr gebracht hatte, weil sie ihn zu dieser Verfolgungsjagd mitgenommen hatte.
    »Machen wir es kurz«, wandte sie sich an den Dieb. »Richte deinen Freunden aus, sie sollen von unserem Palazzo wegbleiben. Wenn wir euch noch einmal dort erwischen, dann …«
    »Ihr habt uns ausgesperrt!«, schleuderte der Junge ihr entgegen. Seine Augen schienen vor Zorn aufzuglühen. »Mit Silber! Silber tut schrecklich weh!«
    Furcht hin oder her, langsam wurde Kristina sauer.
    »Und du hättest mich gestern fast umgebracht! Ich wäre im Palazzo Ducale um ein Haar abgestürzt. Und Nonna habt ihr sogar die Treppe runtergeschubst!«
    Der Dieb schüttelte empört den Kopf. »Wir haben nur was gesucht!«
    »Eingebrochen seid ihr und habt das halbe Hotel auseinandergenommen«, empörte sich Kristina. »Dabei habt ihr dort nichts verloren. Violetta hat euch doch aus dem Palazzo verbannt.«
    Eben hatte der Junge immerhin noch ein wenig ängstlich gewirkt, aber jetzt klappte ihm die Kinnlade nach unten. Seine Augen wurden kugelrund. Das Erstaunen darin war echt und auch ein Funke Ärger irrlichterte darin. »Die Dogaressa ? Nie hätte sie uns verbannt. Niemals! Du bist eine Lügnerin!«
    Er spuckte in den Kanal und murmelte irgendetwas, was ganz sicher eine Beleidigung war. Normalerweise war es Jan, der wie ein Jähzornsfeuerwerk explodieren konnte, aber jetzt schoss auch Kristina die Wut wie eine heiße Welle durch die Adern.
    »Du diebische kleine Kröte!«, rief sie. » Ihr seid die Lügner. Und Einbrecher und Randalierer und …« Sie holte Luft, um ihm alles an den Kopf zu werfen und zu drohen, ihm ein Kilo Silberlöffel in den Schlund zu stopfen, sollte er sich noch einmal ihrer Familie und dem Palazzo nähern. Aber dann blieb ihr jedes weitere Wort im Hals stecken.
    So schnell, dass sie der Bewegung kaum folgen konnte, stieß er sich von dem Kabel ab und landete mit einem geschmeidigen Satz auf der Treppe. Kristina warf sich reflexartig nach hinten. Das Nächste, was sie spürte, war die Wand des Hauses an ihrem Rücken. Ein platschendes Geräusch ertönte. Sie musste nicht hinschauen, um zu wissen, was passiert war. Am liebsten hätte sie sich geohrfeigt: Beim Sprung nach hinten hatte sie die Gabel mit dem Fuß in den Kanal befördert. An die Messer kam sie jetzt auch nicht mehr heran, denn der Junge hockte auf der Treppenstufe über ihr, den Zeigefinger an die Lippen gelegt. »Scht!«
    Er lauschte ängstlich. Aber irgendwo in der Nähe gurrten nur ein paar Tauben und in der Ferne tutete ein Boot.
    »Was ist los?« Kristina kam es so vor, als hätte jemand anders die Frage gestellt, jemand, der beschämend piepsig und eingeschüchtert klang.
    Der Dieb schluckte. »Er …«, stammelte der Junge mit dieser seltsam körperlosen Echostimme. Dann verstummte er so schlagartig, als hätte er sich an diesem einen Wort verbrannt.
    Kristinas Mund war vor Aufregung so trocken, dass sie sich über die Lippen lecken musste, um weitersprechen zu können. »Er?«, flüsterte sie. »Du meinst den Gondoliere?«
    »Il Doge nero«, hauchte

Weitere Kostenlose Bücher