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Laqua - Der Fluch der schwarzen Gondel

Laqua - Der Fluch der schwarzen Gondel

Titel: Laqua - Der Fluch der schwarzen Gondel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N Blazon
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übersprungen hatte. Sie wusste nicht, was sie geweckt hatte. Sie bildete sich ein, gerade noch Rascheln von schwerem Stoff gehört zu haben und irgendein Lied. Aber es war so totenstill, als hätte sie Watte in den Ohren. Nur in ihren Gedanken klangen zwei Worte aus einem wirren Traum nach. Nummer dreizehn. Sie setzte sich ruckartig im Bett auf. Der Vollmond warf einen schmalen Streifen Licht durch den Vorhangspalt und ließ die Gegenstände aus Glas schimmern, die Kristina auf dem Tuch ausgebreitet hatte. Jan und sie hatten gestern Abend noch zwei Stockwerke durchsucht, aber nur noch ein paar Scherben aus billigem bunten Pressglas gefunden. Die Ratten und die Möwen hatten ganze Arbeit geleistet. Aber wenn Kristinas Eingebung richtig war, hatten sie nicht bekommen, was sie eigentlich suchten.
    »Jan!«, flüsterte sie. Noch im Halbschlaf schoss er förmlich hoch – und stand im nächsten Moment mit gezückten Silbergabeln neben dem Bett wie ein Cowboy. Und er war vollständig angezogen. »Wo?«, stieß er hervor.
    »Meine Güte, was ist denn mit dir los? Ich wollte dich nur wecken.«
    Der Umriss ihres Bruders sackte ein wenig in sich zusammen. »Ach so«, murmelte er und gähnte. »Warum?«
    »Ich glaube, ich weiß jetzt, wo das Glas sein könnte, das der Doge haben will – komm mit!«
    Die Vorhänge waren zugezogen, aber Kristina hatte eine kleine Taschenlampe dabei. Vor der verbarrikadierten Tür zum Hinterhof blieb sie stehen und ließ den Lichtkegel über die Tür zur Holzplatte hochwandern, die das kleine runde Fenster verbarg.
    »Donno sagte, das Auge des Makaro ist buntes Glas«, sagte sie leise. »Die Scheibe da oben war doch lila, oder?«
    Jan stöhnte auf und schlug sich mit der Hand gegen die Stirn. »Na klar! Komm, wir nehmen die Platte ab.«
    »Jetzt?«
    »Cesare hat heute Glühbirnen ausgewechselt. Die Leiter steht im Frühstücksraum.«
    Es war eine ziemlich große Stehleiter, aber gemeinsam gelang es ihnen, sie an der Wand aufzustellen. In Cesares Werkzeugkasten hatten sie auch eine Zange gefunden. Jan kletterte flink hinauf und machte sich an den Nägeln zu schaffen.
    »Geht zu schwer«, ächzte er. »Du musst es machen.«
    Kristina bekam auf der Stelle Herzrasen. »Ich kann da nicht hoch.«
    »Dann rufen wir Luca an. Er kommt bestimmt.«
    Die Vorstellung, sich dafür auslachen zu lassen, Angst vor drei Metern Höhe zu haben, behagte Kristina gar nicht. Blinzelnd sah sie nach oben. Schließlich hatte sie im Palazzo direkt unter der Decke gehangen und am Grund eines Kanals im Wasser um ihr Leben gestrampelt. Was konnte also noch Schlimmeres passieren?
    »Okay, ich versuche es«, flüsterte sie.
    Nach jeder Sprosse musste sie ein paar Mal durchatmen, aber wie durch ein Wunder schaffte sie es bis zu der Platte, obwohl ihr Herz hämmerte und ihre Knie sich zittrig anfühlten. Aber sie musste wissen, was es mit dem Fenster auf sich hatte! Die Nägel saßen sehr fest, ihre Hand tat schon weh, als sie endlich den ersten Nagel gelockert hatte, aber danach ging es einfacher. Mit einem »Pling« fiel der vorletzte Nagel zu Boden und Kristina konnte das Holzstück einfach an der Wand von der Scheibe wegschieben. Das Guckloch, das Jan vor ein paar Tagen in der Staubschicht der Scheibe freigeputzt hatte, leuchtete ihr tatsächlich wie ein Auge aus der Dunkelheit entgegen. Sie wischte mit ihrem Ärmel die ganze Scheibe blank und ließ den Strahl der Taschenlampe über die Einfassung wandern.
    »Die Donnole hätten sich das Glas gar nicht holen können. Es ist mit einem Silberrand eingefasst. Und auch in der Scheibe sind ganz kleine silbrige Splitter.«
    »Aber die Möwen hätten es mitnehmen können. Warum haben sie es nicht von außen rausgebrochen?«
    »Vielleicht weil der Doge sie ins Haus geschickt hat. Sie sind vermutlich nicht besonders clever und tun nur genau das, was man ihnen aufgetragen hat. Und das Glas war von innen hinter Holz verborgen, also haben sie es schlichtweg nicht gefunden.«
    Diese Erklärung leuchtete Jan ein, er nickte. »Siehst du da draußen einen Garten?«, flüsterte er hoffnungsvoll.
    Kristina spähte nach draußen. Von hier oben wirkte der Hinterhof wie ein Schachbrett mit einigen großen Rissen. In der Mitte thronte der kleine Steinbrunnen. »Kein Garten.«
    Von hier oben konnte sie auch ein Stückchen Straße hinter der Mauer erkennen. Etwas bewegte sich dort wie ein Schleier, der vom Wind getrieben wurde. Kristina kniff die Augen zusammen – und traute ihren Augen kaum. Es

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