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Laqua - Der Fluch der schwarzen Gondel

Laqua - Der Fluch der schwarzen Gondel

Titel: Laqua - Der Fluch der schwarzen Gondel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N Blazon
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war eine Gestalt in einem langen Kleid oder Umhang. Eine Frau, die sich drehte wie in einem Tanz, fröhlich weiterlief und aus ihrem Blickfeld verschwand. Vielleicht eine Touristin, die jetzt schon ein Karnevalskostüm trug? Aber was hatte eine verkleidete Touristin mitten in der Nacht im Dezember auf der Straße verloren? Kristina hob die Taschenlampe und fing mit dem Lichtkegel zwei glühende Augen ein, die von der Straße aus zu ihr hochstarrten. Die Lampe rutschte ihr aus den Händen, als sie sich an der Leiter festklammerte.
    »He!«, erboste sich Jan, als die Lampe dicht an ihm vorbeisauste und mit einem lauten Scheppern auf den Boden knallte. Batterien rollten über den Boden. »Willst du Sara aufwecken?«, motzte Jan.
    »Die Donnole sind da draußen!« Kristina fiel mehr, als dass sie herunterkletterte. Dann verharrten sie und Jan und lauschten in die Dunkelheit.
    »Nummer vierzehn?«, schlug Jan mit zittriger Stimme vor. »Da haben wir die beste Aussicht.«
    So schnell sie konnten, suchten sie die Batterien zusammen und betraten auf Zehenspitzen das Zimmer. Es war schon ziemlich leer geräumt, nur ein paar alte Truhen und Schränke drängten sich noch neben dem Fenster. Es roch wie in einem alten Keller, modrig und muffig. Und ein bisschen nach Möbelpolitur.
    Vor dem Fenster nahm Kristina ihren ganzen Mut zusammen, öffnete den Vorhang – und hätte um ein Haar aufgeschrien.
    Donno hing am Fenster. Kopfüber wie eine Fledermaus.
    Kristina machte einen Satz nach hinten und landete genau auf Jans Fuß. »Aua!« Es gab ein Rumpeln, als Jan rückwärts gegen eine Schranktür stolperte. Das grässliche Kreischen und Wimmern, mit dem die Schranktür aufschwang, schickte eine eisige Welle über Kristinas Rücken. Wie eine Tür in Frankensteins Schloss.
    Donno klopfte an die Scheibe und fuchtelte mit beiden Händen herum.
    »Er kann doch nicht rein?«, piepste Jan.
    »Nein«, beruhigte Kristina ihren Bruder. »Außerdem will er nicht rein, wir sollen rauskommen.«
    Immer noch raste ihr Herz vor Schreck und sie hätte am liebsten den Vorhang wieder zugezogen.
    Donno ließ sich fallen und landete auf dem Fensterbrett. Er griff unter seine Weste und zog etwas Nasses, Grünes darunter hervor. Jans fehlender Piratenschuh. Schüchtern lächelte der Geisterjunge und legte sein Diebesgut auf das Fensterbrett. Eindeutig ein Friedensangebot. Dann sprang er auf die Mauer, balancierte geschickt bis zum Ende und setzte sich im Schneidersitz an die Ecke. Plötzlich wirkte er fast wie ein ganz normales Kind, das sich für Halloween verkleidet und blass gepudert hatte. Wieder winkte er ihnen eifrig zu, nach draußen zu kommen.
    »Was machen wir jetzt?«
    »Lass mich nachdenken, Jan!«, fuhr Kristina ihn an. Hinter ihr piepste etwas. »Was machst du?«
    »Hallo, Luca?«, sagte Jan im selben Augenblick. »Donno ist hier.« Luca musste mit dem Handy unter dem Kopfkissen geschlafen haben, er war sofort dran. »Ja«, sagte Jan. »Ich gebe sie dir.«
    Kristina schnappte Jan das Handy weg.
    »Bleibt, wo ihr seid, ich bin unterwegs«, hörte sie Luca noch sagen, dann hatte er schon aufgelegt, bevor sie auch nur einen Mucks sagen konnte.
    Ganz toll, jetzt musste sie sich auch noch um Luca Sorgen machen.
    »Er darf auf keinen Fall herkommen«, murmelte Kristina. »Wenn der Doge auch draußen ist …«
    Sie wollte seine Nummer wählen, aber die Displaybeleuchtung funktionierte nicht. Mit zitternden Händen fingerte sie die Batterien wieder in die Taschenlampe, knipste sie an – und wäre zum dritten Mal in dieser Nacht fast umgefallen.
    »Violetta!«, stieß sie entsetzt hervor. Die Gestalt ragte drohend vor ihr auf wie Frankensteins Braut – leicht vornübergekippt mit hängenden Armen. Ihr Gesicht war streng und verzerrte sich im schwankenden Licht zu einer Totenkopffratze.
    »Das ist doch nur ein Kleid, du Dummi«, flüsterte Jan.
    Kristina schnappte immer noch erschrocken nach Luft. Aber Frankensteins Braut war tatsächlich nur ein weiteres Familienerbstück, das in dem offenen Schrank hing: ein verblichenes Festkleid, früher lila, heute fast ein helles Rosa, nur die Stickereien waren dunkel geblieben. Verstaubte Perlen säumten den Ausschnitt. Einige fehlten allerdings. Oben auf dem Bügel klemmte eine mit Federn geschmückte weiße Karnevalsmaske, die Kristina als Fratze wahrgenommen hatte.
    Jetzt kam sie sich so albern vor, dass ihr ganz heiß wurde. »Schlauberger, das habe ich auch gerade gemerkt«, murmelte sie mit hochrotem

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