Lara Adrian- 07- Gezeichnete des Schicksals
überwältigend, dass er kaum
das energische Klopfen an der Vordertür seiner Hütte hörte.
Er hätte es nicht beachtet, wenn Alex sich ihm
nicht atemlos entwunden hätte.
„Da ist wer.“
„Ist mir egal.“ Kade wollte sie wieder küssen.
Es klopfte erneut, lauter jetzt. Hartnäckig und
fordernd.
Kade fluchte knurrend, streichelte noch einmal ihr
schönes Gesicht und wandte sich ab, um zur Tür zu stapfen. Noch bevor er sie
öffnete, wusste er, wer auf der anderen Seite wartete.
„Vater“, sagte er, und sein kurz angebundener Ton
konnte schwerlich als Begrüßung interpretiert werden.
Kir starrte ihn an und sah dann über Kades Schulter
auf Alex, die von der hinteren Veranda hereingekommen war. „Wir müssen reden.“
Kade blieb stehen und blockierte die Schwelle mit
seinem Körper. „Ich habe alles gesagt, was ich zu sagen hatte.“
„Aber ich nicht.“ Ein weiterer Blick in Alex'
Richtung. „Hör mich an. Bitte, mein Sohn.“
Diese Worte hatte sein Vater noch nie zu ihm
gesagt. Vielleicht ließ er deshalb die Türklinke los, die er so verbissen
umklammerte, und trat zur Seite, um seinen Vater einzulassen.
Aber was Alex anging, würde er nicht nachgeben.
„Alles, was du zu sagen hast, kann Alexandra hören. Sie ist meine Gefährtin,
ich habe keine Geheimnisse vor ihr.“
Kirs Augenbraue hob sich unmerklich in der stolzen
Stirn. „Natürlich.“ Er neigte den Kopf in Alex' Richtung, eine Geste des
Respekts, die ihm bei Kade ein paar kleine Pluspunkte einbrachte. „Könnten wir
uns kurz miteinander hinsetzen, Sohn?“
Kade nickte und streckte die Hand nach Alex aus,
damit sie zu ihnen herüberkam. Sie glitt herbei und setzte sich neben ihm aufs
Sofa, Kir nahm den Ledersessel gegenüber. Eine ganze Weile sah der ältere
Stammesvampir die beiden nur mit undurchdringlicher Miene an, fixierte sie
abschätzend.
„Heute war ein Tag, von dem ich gehofft hatte, dass
er niemals kommen würde“, sagte er schließlich. Seine Stimme klang hohl und
immer noch rau vor Kummer. „Lange Zeit, seit ihr kleine Jungs wart, habe ich
mit der Angst gelebt, deinen Bruder zu verlieren.“
Kade senkte den Blick, neue Schamesröte schoss ihm
ins Gesicht. „Ich weiß, dass du enttäuscht bist, Vater. Ich weiß ... ach,
Scheiße.“ Alex schob ihre Hand in seine und verschränkte ihre Finger mit
seinen. Kade schluckte den dicken Kloß hinunter, der sich in seiner Kehle
gebildet hatte. „Ich weiß, dir wäre es lieber gewesen, wenn ich es wäre und
nicht Seth.“
„Gar nichts weißt du“, fuhr Kir ihn an. Kades Kopf
schnellte hoch, und der Ton seines Vaters wurde freundlicher. „Du weißt nicht,
was ich mir wünsche oder was ich fühle. Wie könntest du auch, wo ich mich dir
nie mitgeteilt habe? Ich habe mich immer auf Seth konzentriert. Ich habe ihm zu
viel gegeben.“
Kade zuckte mit den Achseln. „Er war dein Sohn. Du
hast ihn geliebt.“
„Du bist auch mein Sohn“, erwiderte er. „Und ich
liebe euch beide, Kade. Aber Seth hat es mehr gebraucht. Er hatte nie deine
Unabhängigkeit. Und war nicht mit deinem Mut geboren.“
Kade runzelte die Stirn. „Du hattest einen Narren
an ihm gefressen. Alle hatten das.“
„Ja“, gab er zu. „Weil du stärker warst als er,
Kade. Du warst ihm in jeder Hinsicht überlegen. Das wusste Seth genauso gut wie
ich. Ich habe versucht, seine Schwächen auszugleichen, indem ich ihm mehr
Aufmerksamkeit geschenkt habe als dir. Und ihn dadurch nur noch mehr
verdorben.“
„Du hast ihn mit Arbeiten für den Dunklen Hafen
betraut“, gab Kade zu bedenken. „Du hast ihn darauf vorbereitet, selbst einen
Dunklen Hafen zu leiten.“
Kir schüttelte langsam den Kopf. „Die sinnlosen
Hoffnungen eines Vaters, mehr nicht. Ich habe versucht, ihm eine Chance zu
geben, etwas aus sich zu machen. Immer wieder habe ich das versucht. Seth wäre
nie ein guter Anführer geworden. Er war zu schwach, zu unsicher.“
„Und ich?“, platzte Kade heraus, bevor er sich die
Frage verbeißen konnte.
„Du“, sagte Kir und sah ihn nachdenklich an. „Du
warst nicht zu bändigen. Nicht zu stoppen, von dem Moment an, als du schreiend
und strampelnd aus dem Schoß deiner Mutter kamst. Du warst eine Kämpfernatur,
Kade. Jeder, der dich ansah, erkannte, dass du etwas Ungewöhnliches warst,
etwas Besonderes. Ich habe einmal ein Kind gekannt, das dir gar nicht so
unähnlich war.“
„Grigori“, murmelte Kade und sah Überraschung in
der Miene seines Vaters, die abgelöst wurde von alter
Weitere Kostenlose Bücher