Lara Adrian- 07- Gezeichnete des Schicksals
Lappen und tauchte ihn ins
Wasser. „Entspann dich jetzt. Ich mach das schon.“
Behutsam ließ sie das klare, kalte Wasser auf seine
blasenbedeckten Schultern rinnen. Das Gleiche tat sie bei seinem verbrannten
Rücken und seiner Brust, anschließend bei seinen starken nackten Armen. So
vorsichtig sie konnte, widmete sie sich anschließend seinem Gesicht und
reinigte mit dem Tuch die wunde, gerötete Haut seiner schmalen Wangen und die
strengen, kantigen Linien von Kinn und Augenbrauen.
Als er sich zusehends entspannte, kippte Alex sanft
seinen Kopf nach hinten, damit sie seine tiefschwarzen Haare befeuchten und
kühles Wasser über seine Kopfhaut laufen lassen konnte. „Was du da vorhin in
der Kapelle über Seth und dich gesagt hast ... ich war sehr stolz auf dich,
Kade. Es kostet eine Menge Mut, sich da hinzustellen, wie du es getan hast.“
Er grunzte nur ablehnend.
„Du siehst es vielleicht nicht so, aber du warst
Seth ein guter Bruder. Ich glaube, das haben heute alle gesehen. Und du bist
deinen Eltern auch ein guter Sohn.“
Seine Augenlider flogen auf, und seine dunklen
Brauen zogen sich zusammen.
„Bloß ein paar Minuten Gerede“, krächzte er. „Das
war alles. Radiert die Vergangenheit nicht aus. Bedeutet gar nichts.“
Alex drückte mehr Wasser in sein Haar und fuhr mit
den Fingern sanft durch die seidigen Strähnen. „Warum bist du so streng mit
dir?“
„Du hast doch gesehen, was mein Bruder war, das
sollte dir diese Frage beantworten“, sagte er fast knurrend. „Und ich muss dich
sicher nicht daran erinnern, wozu er fähig war. Du hast es in den Wäldern
draußen bei Harmony mit eigenen Augen gesehen.“
„Stimmt“, sagte sie leise. „Hab ich. Aber das war
Seth, nicht du. Oder muss ich dich daran erinnern, dass das genau
deine Worte waren, als ich dir erzählt habe, was ich gesehen habe? Seth war ein
Mörder, nicht du.“
Er stieß einen heftigen Fluch aus, aber Alex
ignorierte seinen wachsenden Zorn.
„Seth ist derjenige, der zum Rogue mutiert ist,
Kade. Das heißt nicht, dass du auch einer wirst.“
Er drehte sich so in der Wanne und hob den Kopf,
dass er ihr direkt in die Augen sehen konnte. „Fast mein ganzes Leben habe ich
mich vor der Wahrheit versteckt, Alex, und alles verleugnet. Und bin vor den
Dingen weggelaufen, die ich nicht kontrollieren konnte. Ich dachte, wenn ich
nur genug Abstand zwischen mich und meine Probleme bringe, würden sie ...
verschwinden. Tja, sind sie nicht.“
Alex nickte. Er hätte ebenso gut von ihrem Leben
sprechen können. „Ich weiß, dass Wegrennen keine Lösung ist“, flüsterte sie.
„Man muss sich den Dingen stellen, die einem am meisten Angst machen. Das hast
du mir beigebracht, Kade.“
Sein unmutiger Gesichtsausdruck verstärkte sich.
„Das habe ich auch vor.
Aber ich muss es alleine machen, Alex.“
„Was meinst du damit?“
„Das, worüber ich heute in der Kapelle und auf
diesem Berg gesprochen habe, als wir Seths Leiche von diesem Felsvorsprung
geholt haben. Ich kann es einfach nicht riskieren, dich in meine Probleme zu
verwickeln.“
„Dafür ist es ein bisschen spät, findest du nicht?“
Sie liebkoste seinen angespannten Kiefer, es war nur der Hauch eines
Streicheins, mit dem ihre Fingerspitzen über die empfindliche Haut strichen.
„Ich hab alles gehört, was du gesagt hast. Ich hab gesehen, was mit deinem
Bruder passiert ist. Ich verstehe auch deine Angst, Kade. Aber ich werde nicht
weglaufen. Nie wieder. Und ich lasse auch nicht zu, dass du mich wegstößt,
Kade. Ich liebe dich.“
Er atmete scharf aus, und als er sie dann ansah,
leuchteten bernsteingelbe Funken in der silberfarbenen Iris seiner Augen.
Zwischen seinen Lippen sah sie die Spitzen seiner weißen, tödlichen Fangzähne
hervorblitzen.
„Ich liebe dich, Kade“, beharrte sie, nicht bereit,
einen Rückzieher zu machen.
„Und wenn du mir jetzt nicht sofort sagst, dass du
mich nicht liebst, fällt mir absolut kein Grund ein, warum jeder von uns allein
sein sollte.“
Er starrte sie unnachgiebig an, sein Kiefer immer
noch angespannt.
„Verdammt noch mal, Alex. Du weißt doch, dass ich
das nicht sagen kann. Ich liebe dich. Und das hat alles verkompliziert.“
Sie lächelte ihn an, mit einem Humor, den sie kaum
fühlte. „Ach, ein bisschen zu viel Grautöne für dich“, sagte sie sanft. „Und
ich dachte, ich bin hier diejenige, die immer gern alles schön schwarz-weiß
hat.“
Er erwiderte ihr Lächeln nicht, war zu erschöpft
dazu. Als Alex
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