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Lara Adrian- 07- Gezeichnete des Schicksals

Lara Adrian- 07- Gezeichnete des Schicksals

Titel: Lara Adrian- 07- Gezeichnete des Schicksals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Adrian
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nachzutrauern.“ Mit einem
Seufzer zog Jenna ihre Hand unter Alex' Hand hervor und zupfte am Etikett ihrer
leeren Bierflasche herum.
    „Es ist vier Jahre her, Alex. Sollte ich es
inzwischen nicht schon irgendwie überwunden haben?“
    „Überwunden haben“, schnaubte Alex. „Da fragst du
die Falsche. Dad ist erst sechs Monate tot, aber ich glaube, ich werde nie die
Hoffnung aufgeben, dass er irgendwann wieder zur Tür hereinkommt. Das ist mit
ein Grund dafür, warum ich denke, dass ich vielleicht...“
    Jenna starrte sie an, als der Satz unbeendet
verhallte. „Dass du vielleicht was?“
    Alex zuckte die Schultern. „Ich hab mir in letzter
Zeit Gedanken gemacht, ob es nicht besser wäre, das Haus zu verkaufen und
weiterzuziehen.“
    „Weiterziehen? Soll das heißen, du willst aus
Harmony wegziehen?“
    „Wegziehen aus Alaska, Jen.“ Und hoffentlich all
den Tod hinter sich lassen, der ihr überallhin zu folgen schien, bevor er sie
ein weiteres Mal einholen konnte. „Ich denke einfach, vielleicht sollte ich
irgendwo einen neuen Anfang machen, das ist alles.“
    Sie konnte Jennas Miene nicht deuten, irgendetwas
zwischen Kummer und Neid. Bevor ihre äußerst überzeugende Freundin eine
Gegenoffensive starten und ihr klarmachen konnte, warum Alex gefälligst
hierzubleiben hatte, erscholl von der Bar ein begeistertes Brüllen aus
Männerkehlen.
    „Was ist da drüben los?“, fragte Alex, die mit dem
Rücken zu dem Krawall saß.
    „Hat Big Daves Team gewonnen, oder was?“
    „Keine Ahnung, aber er und seine Gang scharen sich
gerade wie verrückt um die Bar.“ Jenna sah sie wieder an und stieß einen leisen
Fluch aus. „Du bist meine beste Freundin, Alex, und du weißt, dass ich bei
meinen Freunden verdammt wählerisch bin. Du kannst nicht über einem halb
gegessenen Stück Kuchen mitten in einer Hockeynacht in Petes Kneipe sitzen und
einfach so eine Bombe platzen lassen, dass du darüber nachdenkst, von hier
wegzuziehen. Seit wann? Und warum hast du mir nie was davon gesagt?
    Ich dachte, wir sind Freundinnen und erzählen uns
alles.“
    Nicht alles, gab Alex stumm zu. Sie hatte Dinge gespürt und gesehen, die sie
anderen nicht erzählen konnte, ohne sofort als psychisch labil oder definitiv
gestört zu gelten. Jenna wusste nicht einmal, dass Alex' Mom und ihr kleiner
Bruder ermordet worden waren, ganz zu schweigen davon, wie.
    Abgeschlachtet.
    Angefallen von Kreaturen, die dem schlimmsten
Albtraum entstiegen waren.
    Als Alex und ihr Vater ihre Reise nach Alaska
angetreten hatten, um ihr Leben ohne die andere, fehlende Hälfte ihrer Familie
zu beginnen, hatten sie sich eine glaubwürdigere Geschichte zurechtgelegt.
Jedem, der fragte, hatten sie erzählt, dass ein alkoholisierter Fahrer unten in
Florida Alex' Mutter und ihren kleinen Bruder auf dem Gewissen hätte. Sie seien
auf der Stelle tot gewesen.
    Schnell und schmerzlos gestorben.
    Nichts hätte der Wahrheit ferner sein können.
    Alex hatte sich schuldig gefühlt, diese Lüge zu
verbreiten, besonders Jenna gegenüber, aber sie hatte sich damit getröstet,
dass sie ihre Freundin nur schützte. Niemand würde den Horror wissen wollen,
den Alex und ihr Vater mit angesehen hatten und dem sie nur knapp entkommen
waren. Niemand würde denken wollen, dass etwas so abgrundtief Böses und
Schreckliches -
    etwas so Blutgieriges und Brutales - wirklich auf
dieser Welt existieren konnte.
    Sie sagte sich, dass sie ihre Freundin immer noch
davon abschirmte, so wie damals Alex' Vater versucht hatte, sie zu schützen.
    „Ich denke nur darüber nach, das ist alles“,
murmelte sie und trank den letzten Schluck ihres schalen Biers aus.
    Kaum hatte sie die Flasche abgestellt, als eine
platinblonde Kellnerin mit zwei frischen Bieren zu ihnen herüberkam. Die
hellrosa Strähne in ihrem gebleichten Haar hatte den gleichen grellen Farbton
wie ihr Lippenstift, wie Alex bemerkte, als die junge Frau sich herunterbeugte
und die gekühlten Flaschen auf dem Tisch abstellte.
    Alex schüttelte den Kopf. „Warte mal, Annabeth. Wir
haben schon bezahlt, und die haben wir nicht bestellt.“
    „Ich weiß“, sagte sie und zeigte mit dem Daumen
über die Schulter in Richtung Bar. „Da draußen hat eben einer eine Lokalrunde
geschmissen.“
    Jenna stöhnte. „Wenn das Big Dave war, verzichte
ich dankend.“
    „Der war's nicht“, sagte Annabeth mit einem breiten
Grinsen, und ihr ganzes Gesicht strahlte auf. „Den Typen hab ich noch nie
gesehen - groß, kurze schwarze Haare,

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