Lara Adrian- 07- Gezeichnete des Schicksals
bedachte,
dass sie überhaupt keinen Anspruch auf ihn hatte, nur weil sie ein paar Stunden
Sex gehabt hatten - okay, zugegeben, absolut spektakulären Sex.
Er strich ihr eine lose Haarsträhne aus dem Gesicht
und suchte ihren Blick. „Ich sehe gerade nur eine Frau hier bei mir. Und ich
kann dir versichern, die ist alles andere als langweilig.“
Er nahm ihr Gesicht in die Hände und küsste sie,
ließ sie wieder auf die Decken gleiten. Mit glühendem Blick sah er auf sie
hinab, und sie konnte den Druck seiner Erektion an ihrer Hüfte spüren. „Du bist
eine ganz besondere Frau, Alexandra. Mehr als du weißt.“
„Du kennst mich doch nicht mal“, protestierte sie
ruhig, mehr um sich selbst daran zu erinnern als ihn. Sie kannten sich wie
lange - ein paar Tage? Es sah ihr so gar nicht ähnlich, jemanden so schnell und
so tief in ihr Leben einzulassen, schon gar nicht nach so kurzer Zeit. Also
warum ihn? Warum jetzt, wo ihre ganze Welt sich anfühlte, als stünde sie direkt
vor einem tiefen Abgrund? Ein starker Stoß aus der falschen Richtung, und sie
war verloren.
„Du weißt gar nichts über mich ... nicht wirklich.“
„Dann erzähl's mir.“
Sie sah auf in seine Augen, aufgeschreckt von der
Ernsthaftigkeit, der inständigen Bitte in seiner Stimme. „Dir erzählen ...“
„Erzähl mir, was in Florida passiert ist, Alex.“
Schlagartig wich ihr alle Luft aus den Lungen. „Ich
hab es dir doch erzählt...“
„Ja, aber du und ich wissen beide, dass es kein
alkoholisierter Fahrer war, der dir deine Mom und deinen Bruder genommen hat.
Es war etwas anderes, nicht wahr? Etwas, was du all die Jahre geheim gehalten
hast.“ Er sprach mit sanfter Geduld, ermutigte sie, ihm zu vertrauen. Und sie
spürte weiß Gott, dass sie bereit dazu war. Sie musste es mit jemandem teilen,
und in ihrem Herzen wusste sie, dass Kade dieser Jemand war. „Es ist okay,
Alex. Du kannst mir die Wahrheit sagen.“
Sie schloss die Augen und spürte die schrecklichen
Worte - die schrecklichen Erinnerungen - wie Säure in ihrer Kehle aufsteigen.
„Ich kann nicht“, murmelte sie. „Ich habe versucht, das alles hinter mir zu
lassen ... es war so harte Arbeit, das alles zu vergessen ... und wenn ich es
ausspreche ... dann wird das alles wieder real.“
„Du kannst nicht dein ganzes Leben lang vor der
Wahrheit davonlaufen“, sagte er, und etwas Gehetztes schlich sich in seine
Stimme. Eine Traurigkeit, eine Resignation, die ihr sagten, dass er etwas von
der Last verstand, die sie schon so lange mit sich herumtrug. „Davon, dass man
etwas nicht wahrhaben will, geht es nicht einfach weg, Alex.“
„Nein, tut es nicht“, antwortete sie leise. In
ihrem Herzen wusste sie das. Sie hatte es satt, davonzulaufen und sich damit
abzukämpfen, den Schrecken ihrer Vergangenheit unter Verschluss zu halten. Sie
wollte endlich von alldem frei sein, und das bedeutete, dass sie sich der
Wahrheit stellen musste, wie schrecklich und unbegreiflich sie auch war. Aber
die Angst war ein mächtiger Feind. Vielleicht übermächtig. „Ich hab Angst,
Kade. Ich weiß nicht, ob ich stark genug bin, das allein durchzustehen.“
„Bist du.“ Er drückte ihr einen sanften Kuss auf
die Schulter, dann suchte er ihren Blick. „Aber du bist nicht allein. Ich bin
bei dir, Alex. Erzähl mir, was passiert ist. Ich helfe dir da durch, wenn du
mich lässt.“
Sie hielt seinem flehenden Blick stand und fand in
der stählernen Stärke seiner Augen den Mut, den sie brauchte. „Wir hatten so
einen schönen Tag zusammen, wir alle. Wir hatten ein Picknick unten am Wasser
gemacht, und ich hatte Richie eben den Rückwärtssalto vom Kai beigebracht. Er
war erst sechs, aber er hatte überhaupt keine Angst und wollte mir alles
nachmachen.
Es war so ein perfekter Tag, wir hatten so viel
Spaß zusammen.“
Bis die Dunkelheit sich über den Sumpf gelegt und
das Entsetzen mitgebracht hatte.
„Ich weiß nicht, warum sie sich unsere Familie
ausgesucht haben. Ich habe nach einem Grund gesucht, aber nie einen finden
können, warum sie aus der Nacht kamen, um uns anzugreifen.“
Kade streichelte sie vorsichtig, als sie um die
nächsten Worte rang. „Manchmal gibt es keinen Grund. Manchmal passieren Dinge
einfach, und wir können nichts tun, um Gründe zu finden. Das Leben und der Tod
sind nicht immer ordentlich und logisch.“
Manchmal sprang der Tod aus den Schatten wie ein
Geist, wie ein Monster, das zu
entsetzlich war, um real zu sein.
„Sie waren zu zweit“, murmelte
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