Lara Adrian- 07- Gezeichnete des Schicksals
gebracht und ihr noch mehr über sich und den Job
erzählt, für den man ihn nach Alaska geschickt hatte. Ihr schwirrte immer noch
der Kopf davon, dass er kein richtiger Mensch war. Jetzt hatte sie auch
begriffen, dass er zu einer Gruppe von Stammesvampiren gehörte, die geschworen
hatte, den Frieden zwischen ihrer Rasse und der Menschheit zu erhalten. So, wie
er ihn beschrieben hatte, war der Orden fast militärisch organisiert, und wenn
sie sich Kade mit seiner düsteren Mischung aus tödlicher Stärke und
laserscharfer Überzeugung ansah, passte das gut zusammen.
Doch trotz der tödlichen Gefahr, die er ausstrahlen
konnte - wie sie es heute selbst miterlebt hatte -, verhielt sich Kade ihr
gegenüber liebevoll und beschützend. So erschüttert sie auch von allem war, was
sie in den letzten paar Stunden und Tagen gesehen und gehört hatte - sie fühlte
sich sicher bei ihm.
Sogar dann noch, als er ihr das ganze Ausmaß der
Bedrohung erklärt hatte, der sich die Ordenskrieger gegenübersahen.
Er hatte ihr von dem Feind erzählt, den der Orden
verbissen jagte und zu dessen Vernichtung er sich verpflichtet hatte, ein
Stammesvampir der Zweiten Generation namens Dragos. Alex hatte Kades
Schilderungen von Dragos' Gräueltaten schweigend, aber mit zunehmendem
Entsetzen gelauscht - nicht zuletzt, dass er über Jahrzehnte hinweg
Stammesgefährtinnen entführt und misshandelt hatte, zahllose Frauen wie sie
selbst, um sie als Gebärmaschinen für seine Privatarmee von Killern zu
benutzen.
Was ihr aber wirklich das Blut in den Adern
gefrieren ließ, war der letzte Punkt gewesen, den Kade ihr in dieser Nacht
enthüllt hatte: dass eine Kreatur, die nicht von dieser Welt war - eine
Kreatur, tausendmal schlimmer als die Rogues, die ihre Mutter und Richie
getötet hatten -, irgendwo im Landesinneren Alaskas frei herumlief.
Auch Kade blickte grimmig, als er seinen Freunden im
Hauptquartier des Ordens in Boston von dem Ältesten erzählte, von dem
zerstörten Container auf dem Gelände der Minengesellschaft und von den Vampiren
und Lakaien, die für sie arbeiteten. Obwohl er leise sprach, entging Alex
nicht, dass er und seine Brüder sich zum Kampf gegen diese neue Bedrohung
rüsteten.
Beim Gedanken, dass Kade sich in Gefahr bringen
könnte, stockte ihr der Atem, und ihr Herz schlug ein wenig schneller. Sie
würde es nicht ertragen, wenn ihm etwas zustieß. Nicht nach der Zeit, die sie zusammen
verbracht hatten - der unfassbar kurzen Zeit, in der er irgendwie zu einem
untrennbaren Teil ihres Lebens geworden war. In nur ein paar Tagen war er ihr
Freund und Geliebter geworden, ihr Vertrauter. Und irgendwie begann er ihr
sogar noch mehr zu bedeuten als das.
War sie etwa dabei, sich in ihn zu verlieben?
In einen Vampir?
Nein, das war er nicht.
Kade gehörte zum Stamm, und das war etwas anderes. Er war anders.
Es fiel ihr schwer, sich damit abzufinden, dass er
aus dem gleichen Stoff war wie die Ungeheuer, die ihre Familie angegriffen
hatten. Schwer zu glauben, dass er irgendwo in seiner DNA die
Gene von etwas durch und durch Nichtmenschlichem,
unbegreiflich Todbringendem trug. Von etwas, das nicht von diesem Planeten
stammte. Sie brachte es einfach nicht zusammen, dass dieser starke, stolze und
unglaublich begehrenswerte Mann, der hier durch ihr kleines Häuschen tigerte,
eigentlich gar kein Mensch war, sondern etwas anderes. So viel mehr.
Alex betrachtete ihn fasziniert, umso mehr, seit sie
erlebt hatte, was er da draußen beim Minengelände mit der Wölfin gemacht hatte.
Von einem Augenblick zum anderen war er zu einem Teil dieses schönen Tiers
geworden; auf einer wortlosen Ebene, die Alex in ehrfürchtiges Staunen versetzt
hatte, mit ihm verbunden. Noch jetzt wunderte sie sich darüber und spürte, dass
diese Unterströmung der Wildnis, diese dunkle, gebieterische Kraft noch immer
in ihm präsent war. Er war leidenschaftlich und geheimnisvoll, stark und
verführerisch. Und ja, einfach wahnsinnig scharf.
Alles an Kade fesselte sie.
Sie brauchte ihn bloß anzusehen und brannte.
Und er wusste es. Sie sah es am Aufblitzen seiner
silbernen Augen, als er seinen Anruf beendete und das Handy auf das
Beistelltischchen neben dem Sofa legte.
“Wie fühlst du dich?“, fragte er und setzte sich
neben sie. „Du musst völlig erledigt sein. Ich weiß, das war verdammt viel auf
einmal.“
Sie zuckte unbestimmt mit den Schultern. „Mir
schwirrt der Kopf, aber immerhin blicke ich jetzt durch. Die Dinge, die
überhaupt keinen Sinn
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