Larson, Glen A & Thurston, Robert - Galactica 03 - Die Gräber von Kobol
ich fähig bin. Ich werde nie ein so guter Pilot werden wie er, aber ich glaube, daß ich trotzdem ein ziemlich guter Pilot werden kann. Und das ist das einzige, was mir wirklich wichtig ist. Ich hätte nie gedacht, daß es einmal mein größter Wunsch sein würde, die Viper auf Kurs zu halten.
Aber Starbuck würde ich gerne einmal bei einem simulierten Kampf besiegen. Der Mann ist unverbesserlich. Wenn man ihn dabei beobachtet, wie er seine Trainingsstunden abhält, könnte man glauben, daß sich der Traum seines Lebens erfüllt hat. Vielleicht stimmt das auch. Jedenfalls hat er noch nie das Kommando über so viele Frauen gehabt. Dabei hatte er angeblich schon vorher mehr Frauen unter seinem Kommando gehabt als jeder andere in der Flotte. Aber jetzt ist er wirklich in seinem Element. Nach jeder Stunde eilt er von Kadettin zu Kadettin. Manchmal ist das wirklich lästig, obwohl es den meisten Mädchen zu gefallen scheint.
Als wir am ersten Tag unsere Uniformen ausgeteilt bekamen, war er plötzlich überall, rückte hier eine Jacke zurecht, knöpfte dort die Schulterklappen zu und so weiter. Und andauernd beteuerte er, wie glücklich er sei, dabei helfen zu können. Dietra flüsterte mir zu, daß er wahrscheinlich noch glücklicher gewesen wäre, wenn er mit beiden Händen hätte anpacken können. Am liebsten schien er einer kleinen Blondine namens Brie zu helfen. Sie kommt vom Rising Star, dem ehemaligen Luxuskreuzer. Sie macht nichts richtig. Bei der G-Anzugprobe versuchte sie immer wieder, die Bänder unter ihrem Knie statt darüber zu befestigen. Natürlich war Starbuck gleich zur Stelle und erklärte ihr, daß die Bänder da unten nicht viel nützen würden. Sie schenkte ihm einen großäugigen Kleinmädchenblick, und er erklärte sich bereit, ihr beim Anlegen zu helfen. Das war ihm gar nicht so unrecht. Als er das Band über ihr Knie schob und es anzog – er ließ sich Zeit dabei –, erklärte er mit sachlicher Stimme, daß sich in den Bändern ein elektronisches Druckpolster befinde, das verhütet, daß ihr Körper bei einer Notbeschleunigung zerplatzt.
Athena war natürlich wütend auf ihn. Cassiopeia wäre es wahrscheinlich auch, wenn sie von seinem Benehmen wüßte. Immer wenn Starbuck mit einem Mädchen beschäftigt ist, beobachtet ihn Athena, selbst wenn sie selber zu tun hat. Manchmal drängt sie sich einfach zwischen Starbuck und sein Opfer. Aber die Rivalität zwischen beiden kommt uns Schülern nur zugute. Jeder versucht, den anderen bei seinen Bemühungen, uns etwas beizubringen, zu übertreffen. Gestern hat Athena bei einem simulierten Zielschießen Starbuck geschlagen. Er behauptete, das Spiel sei ungültig, weil sie zu früh gestartet sei. „Wäre sie rechtzeitig gestartet, hätte sie ihr Ziel um mindestens eine Meile verfehlt. Aber sie blieb ganz ruhig und erklärte, daß sich Starbuck nicht zu beklagen brauchte, sie sei vielleicht ein bißchen … zu früh dran gewesen, aber ihr Fehler habe Starbuck nur genützt, weil sonst seine Viper von einem cylonischen Schiff in tausend Stücke geschossen worden wäre. Er glaubte ihr nicht, und sie setzten sich beide an den Computer, um den Spielverlauf zu rekonstruieren. Der Computer, der jede Aktion, jede Bewegung der beiden Piloten auswertete, gab Athena schließlich recht. Ihr Frühstart hatte Starbuck vor der Attacke eines cylonischen Schiffes gerettet. Eines muß man Starbuck lassen. Er kann zwar fast keine Frau in Ruhe lassen, aber er scheut sich nicht, einen Fehler zuzugeben. Er erklärte vor der versammelten Klasse, daß Athena den Wettkampf gewonnen hatte. Manchmal glaube ich, daß Starbuck sich nur so aufführt, um seine Sorgen um Boomer zu vergessen.
Als Apollo uns den G-Anzug erklärte und dabei auf die Unterschiede zwischen einer Viper und einer Fähre hinwies, fing ich seinen Blick auf. Ich saß genau vor ihm. Ich zeigte mit einem Finger auf ihn und formte stumm die Worte ›Ich liebe dich‹. Er wurde knallrot, ohne daß die Klasse gewußt hätte, warum. Das gefiel mir. Als ich später im Simulator saß, schlich er sich von hinten an und sagte laut, daß ich übersteuere und mich entspannen sollte -die Steuerung ganz leicht berühren sollte. Dann lehnte er sich vor und flüsterte: »Ich liebe dich auch.«
Manchmal macht mir das Training echt Spaß. Aber ich hoffe, daß ich die Viper wirklich beherrsche, bevor ich meine erste Patrouille fliegen muß. Ich wünsche … Ich bin einfach zu müde, um noch weiterzusprechen. Ich glaube, ich
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