Larson, Glen A & Thurston, Robert - Galactica 03 - Die Gräber von Kobol
Starbuck verliebt, daß sie in der Menge gar nicht auffiel. Außerdem war Starbuck wie verwandelt. Der berüchtigte Frauenheld war zum vollkommen sachlichen Lehrer geworden, der selten genug einem Mädchen ein Lächeln schenkte. Manchmal glaubte Gemi, daß er sie unter ihren vielen Konkurrentinnen noch gar nicht wahrgenommen hatte. Wie sollte er das auch, bei meinem Gesicht? fragte sie sich oft. Ihr Kinn war viel zu stark und ihre Stirn zu hoch. Wenn sie wenigstens große blaue Kinderaugen gehabt hätte, die den Männern so gefielen. Aber ihre Augen waren klein und graubraun. Vielleicht hätte sie ihr unscheinbares Gesicht auch durch eine erstklassige Figur wettmachen können. Aber ihr Körper war kompakt und untersetzt, eher dazu geschaffen, schwere Arbeit zu verrichten oder auf einem Hengst zu reiten, als Männer zu faszinieren. Obwohl sie bei ihren amourösen Eroberungszügen, mit denen sie ihre freie Zeit verbrachte, bis jetzt fast immer erfolgreich gewesen war, befürchtete sie, daß sie sich schon zu oft mit nicht gerade ehrenhaften Männern eingelassen hatte, als daß sie bei einem Offizier noch Erfolg haben konnte. Die Männer auf der Flotte repräsentierten nicht immer das Ideal vom neuen Menschen, hatte sie festgestellt. Die meisten waren weit davon entfernt. Aber trotzdem gab sie ihre Hoffnung auf Starbuck nicht auf. Am ersten Tag hatte sie alle Fragen gefragt, die ihr nur einfallen konnten, bis der Rest der Klasse jedesmal aufstöhnte, wenn sie nur ihre Hand hob. Aber es war gleichgültig, wie scharfsinnig oder gut formuliert ihre Fragen waren. Starbuck hatte jedesmal sachlich darauf geantwortet, oft sogar, ohne sie dabei anzusehen. Seine Gleichgültigkeit ihr gegenüber wäre leichter zu ertragen gewesen, wenn er nicht nach dem Unterricht mit jeder anderen Frau geflirtet hätte – das heißt, mit jeder großen, hübschen und schlanken Frau. Aber wenn ihre Intelligenz ihn nicht beeindrucken konnte, dann mußte sie sich auf den praktischen Teil der Ausbildung konzentrieren. Vielleicht konnte man das Herz eines Mannes nur durch seine Viper gewinnen.
Kapitel 6
SERINA: Ich bin so erschöpft, daß ich nicht einmal weiß, ob ich diesen Bericht zu Ende bringen werde. Jeder, der glaubt, daß die Ausbildung zum Viperpiloten auch nur das geringste mit Romantik zu tun hat, kann sofort meinen Platz einnehmen. Ich bin bei den Schlachten im Simulator schon so oft abgeschossen worden, daß ich wirklich zu glauben beginne, ich sei tot, so taub sind alle meine Muskeln. Ich verstehe nicht, wie man die Viper noch beschleunigen soll, wenn man alle Hände voll zu tun hat, den Gegner ins Visier zu bekommen. Athena behauptet, daß es allen Anfängern so geht. Sie sagt, man muß schon handeln, bevor man überhaupt darüber nachgedacht hat, was als nächstes zu tun ist. Sie ist eine strenge Lehrerin, aber ich glaube, daß ich bei ihr wirklich etwas lerne. Obwohl ich befürchte, daß ich nie ein guter Pilot werde. Nicht wirklich. Ich mag es nicht, wenn alles summt und pfeift und die Viper wie ein leckes Segelschiff reagiert. Aber ich muß es schaffen. Und wenn es nur dazu gut ist, mich gegenüber Apollo zu beweisen.
Apollo.
Er ist wirklich geduldig. Aber trotzdem werde ich das Gefühl nicht los, daß er mir immer im Nacken sitzt. Das heißt nicht, daß er mich kritisieren oder mich sogar anschreien würde. Im Gegenteil, er versucht wirklich, mir zu helfen. Alle bewundern seine Fähigkeiten als Lehrer. Aber ich habe den unbestimmten Verdacht, daß es ihm ganz lieb wäre, wenn ich es nicht schaffen würde. Ich weiß nicht, woran das liegt. Er ist sichtlich stolz auf mich, wenn ich im Unterricht die richtigen Antworten gebe. (In der Theorie bin ich sowieso besser als in der Praxis.) Aber er scheint nicht glücklich darüber zu sein. Obwohl er stolz auf mich ist, wäre es ihm viel lieber, wenn ich hier auf der Galactica bleiben könnte, ohne irgendwelche Gedanken an Laser oder Vipers oder Cyloner verschwenden zu müssen. Und er meint das ehrlich. Es macht ihm nichts aus, daß seine zukünftige Frau ihm Konkurrenz machen will. Davon bin ich überzeugt. Er hat nur Angst, daß mir etwas zustoßen könnte, und das Argument, daß es nur zum Besten der Flotte wäre, kann diese Angst nicht vertreiben. Immerhin ist er der Held der ganzen Flotte. Er weiß, daß er so viel leistet wie zwei andere Piloten, und daß es ihm keiner übelnehmen würde, wenn er mich nicht mehr ins Cockpit steigen ließe. Aber ich will ihm zeigen, wozu
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