Lass dich kuessen - lass dich lieben
draußen. Es freute ihn, wie schnell sie sich hier eingewöhnt hatte, wie sehr die Kinder sie mochten. Vielleicht würde er es morgen bereuen, aber er hoffte doch tatsächlich, dass seine Schwester Nicole einen Job anbot. Er hoffte, dass sie bleiben würde. Er hoffte …
Nein. Dabei sollte er es lieber belassen.
„Bist du sicher, dass es dir nichts ausmacht?” Nicole konnte ihr Glück kaum fassen. Nicht nur, dass Taylor ihr Arbeit versprochen hatte, Michael schien es nicht zu stören. „Es würde aber bedeuten, dass ich hier noch wohnen bleiben musste.”
„Ich weiß”, sagte Michael.
Das gleichmäßige Quietschen der Korbschaukel unter ihnen fing an, Nicole zu entspannen.
Eine weitere Hürde war genommen, und sie stieß einen tiefen Seufzer aus.
„Ich muss dann natürlich anfangen, Miete zu zahlen.”
„Willst du denn nicht mehr kochen und den Haushalt machen?”
„Doch, sicher. Ich werde vorläufig nur dienstags und donnerstags babysitten. Für diese Tage kann ich etwas vorbereiten, so wie ich es mittwochs immer mache.”
„Dann verdienst du dir immer noch deine Miete. Es hat sich also nichts geändert.”
Oh, doch, das hatte es. Das spürte sie. Nicht nur wegen seines großzügigen Angebots, sie weiterhin hier zu behalten, sondern auch an der Art, wie er seinen Schenkel an ihren lehnte, wie er vorsichtig den Arm auf die Rückenlehne der Schaukel legte und ihre Schultern immer wieder sanft berührte - alles ganz unaufdringlich und umso erregender.
Je länger sie hier saßen und den Geräuschen der Nacht lauschten, desto mehr sehnte sie sich danach, sich an ihn zu schmiegen und seine Arme um sich zu spüren. Jahrelang hatte sie sich eingeredet, dass sie es nicht vermisste, von einem Mann begehrt zu werden, und dass sie es nicht riskieren konnte, noch einmal einen Fehler zu begehen. Doch neben ihr saß jetzt ein Mann, der sich völlig unterschied von dem Einzigen, mit dem sie bisher zusammen gewesen war. Vielleicht…
Ein kleiner Windhauch bewegte das Gras, und sie zitterte.
„Ist dir kalt?” fragte Michael. Er klang betont gleichgültig, und sie lächelte.
„Ein bisschen.”
Sofort schlang er den Arm um sie und zog sie näher an sich. Zufrieden schloss sie die Augen, legte den Kopf an seine breite Brust und zog die Füße unter. Er bewegte die Schaukel weiterhin ganz langsam, während er mit der Hand sacht an ihrem Arm auf-und abglitt. Seine Wärme übertrug sich auf sie. So sollte es zwischen Mann und Frau sein, dachte sie und wünschte, die Schaukel würde niemals stillstehen und sie könnten hier für immer sitzen bleiben.
Aber dann stand die Schaukel still. Sie hob den Kopf. Er umfasste sanft ihr Kinn und schaute sie an. In seinen Augen spiegelte sich das Mondlicht und ein leidenschaftliches Glitzern erschien darin, als er zu ihrem Mund blickte. Unwillkürlich fuhr sie sich mit der Zunge über die Lippen, und er nahm die Einladung an.
Es war ein zarter, vorsichtiger Kuss, den er schon allzu bald beendete. Doch er zog sie näher, und sie spürte seinen warmen Atem an ihrem Ohr.
„Das könnte kompliziert werden, das weißt du, Nicole, oder?”
Ihr Herz klopfte so heftig, dass sie nicht sprechen konnte. Aber es stimmte, das hier machte alles komplizierter. Wie konnte sie sich zu diesem Mann hingezogen fühlen, ohne ihm alles zu erzählen?
Vergeblich wartete sie darauf, dass er sie noch einmal küssen würde.
Später, als sie dann im Bett lag, dachte sie, dass es vielleicht ganz gut so war. Trotzdem blieb die Erinnerung an den Kuss, und sie strich ein paar Mal mit den Fingerspitzen über ihre Lippen und fragte sich, wie es wohl wäre, die Nacht mit Michael zu verbringen.
Michael konnte nicht schlafen. Er schlich so leise wie möglich, um Nicole nicht zu wecken, zurück auf die Veranda und setzte sich dann wieder auf die Schaukel.
Er schaute über das weite Land und die Berge in der Ferne. Deshalb war er nach Montana gekommen - wegen des herrlichen Landes und dieses schönen Hauses, so nah bei seiner Schwester und ihrer Familie.
Und um dem Haus seiner Jugend zu entkommen. Dem Haus, in dem seine Mutter ihn sein ganzes Leben lang angelogen hatte. Das Haus, das er fast zwei Jahre lang mit Roxanne geteilt hatte. Die Frau, die er hatte heiraten wollen. Die Frau, die ihn in den letzten Monaten ihrer Beziehung betrogen und immer wieder belogen hatte, bis er vor einem Jahr die Wahrheit erfuhr.
Inzwischen fragte er sich, ob damals nicht viel mehr sein Ego und weniger sein Herz einen
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