Lass dich lieben - Lucy
Unpünktlichkeit«, protestierte sie.
Ein boshaftes Funkeln trat in seine Augen. »Aber ich bin ein heißer Typ, Lucy-Liebes, und du konntest meinen Reizen einfach nicht widerstehen. Zum Teufel mit der Pünktlichkeit!«
Wider Willen musste sie erneut lachen. »Ich bezweifle, dass er es überhaupt merken würde, Josh.«
»Keine Sorge, er wird es bemerken.« Mit sichtlichem Vergnügen fuhr er fort: »Seine so leicht berechenbare, kleine Sekretä- rin passt plötzlich nicht mehr in das Bild, das er sich von ihr gemacht hat. Glaub mir, er wird es merken.«
»Nun ja, eigentlich muss ich nicht unbedingt pünktlich sein…« überlegte sie laut. »Er sagte, mit den Freikarten sei keinerlei Arbeit verbunden.«
»Na also!« rief Josh triumphierend. »Und nun verschwinde. Um halb acht bringe ich dir einen Gin-Cocktail. Ich nenne ihn ,Mutters Untergang’ – er wird dich in die richtige Partystimmung versetzen.«
Um halb acht sollten wir aufbrechen, meldete sich ihr Gewissen. Es würde mindestens eine halbe Stunde dauern, um von Bellevue Hill zum Darling Harbour zu fahren, Joshs Wagen zu parken und zum Sydney Convention Center zu laufen, in dessen Großem Saal der Wohltätigkeitsball stattfand. Ab acht Uhr sollten im Foyer Cocktails gereicht werden, so stand es zumindest auf den Tickets.
Und wenn sie den Cocktail nun zu Hause trank? Die Welt würde nicht untergehen, falls sie nicht Punkt acht erschien. Warum sollte sie nicht einmal unberechenbar sein?
»Okay. Danke, Josh.« Sie lächelte ihn unbekümmert an. »Ein Freund in der Not ist ein guter Freund.«
Der beste Freund, dachte sie liebevoll, als sie ihn verließ und zu ihrem eigenen Apartment ging. Sogar diese Wohnung, die nun ihr gehörte – dank einer beachtlichen Hypothek –, war Joshs Idee gewesen. Er hatte ihr zum Erwerb geraten, falls sie die Anzahlung aufbringen könnte. Die Vorbesitzer, ein mittler- weile geschiedenes Ehepaar, hatte es mit dem Verkauf eilig gehabt, und Lucy hatte zugegriffen, da die Immobilienpreise in dieser Gegend rasch stiegen.
Wie immer, wenn sie ihr eigenes Reich betrat, hoben sich ihre Lebensgeister. Mochte James Hancock sie ruhig als geldgierig bezeichnen. Wenigstens war sie nicht auf einen Mann angewiesen, der ihr die Sicherheit eines Heims bieten konnte – was angesichts der Scheidungsraten heutzutage auch nicht mehr sicher war. Im Lauf der Jahre hatte sie sparsam gelebt und so eine solide Anzahlung für das Apartment leisten können. Sie war nun Grundeigentümerin, und das hatte sie allein aus eigener Kraft geschafft.
Ihre Mutter hatte Recht.
Es lohnte sich, vernünftig zu sein.
Während Lucy ins Schlafzimmer ging, wünschte sie sich plötzlich, sie hätte sich für den heutigen Ball ein schickes Abendkleid gekauft. Ihr einziges »kleines Schwarzes« war für einen solchen Anlass zwar absolut passend, aber… langweilig. Egal, sagte sie sich. Es handelte sich um ein zeitlos-klassisches Modell, das sie günstig in einer Secondhand-Designerboutique erworben hatte, und es musste genügen – wieder einmal. Mit Buffy Tanner konnte sie ohnehin nicht konkurrieren. Jeder Versuch war zwecklos. Und das gesparte Geld würde ihr beim Kauf ihrer Traummöbel nützlich sein.
Trotzdem ärgerte sie sich insgeheim ein wenig über ihre nüchterne Einstellung. Es würde ihr gewiss einige Befriedigung verschaffen, mit dem hinreißenden Josh als Partner aufzutauchen und James Hancock sowie dessen Meinung über ihr Privatleben einen Tief schlag zu versetzen. Die Wahrheit war jedoch, dass sie nie zuvor etwas derart Verrücktes gemacht hatte. Vielleicht war sie einfach zu sehr darauf bedacht, ihre Schritte abzuwägen.
Die vorsichtige Miss Worthington… Die Worte taten weh.
Der Drang, sich völlig unvorsichtig und extravagant zu benehmen, wurde immer stärker. Besonders in James Hancocks Gegenwart. Freikarten bedeuteten frei von jeglicher Verantwortung. Sie konnte sich Josh gegenüber so frei und ungezwungen geben, wie sie wollte, denn von seiner Seite hatte sie keine bösen Überraschungen zu erwarten. Außerdem würde sie am Montag ihre Kündigung einreichen und sich einen neuen Job suchen wer also wollte sie daran hindern, das zu tun und zu sagen, was ihr in den Sinn kam? Es wäre Balsam für ihren verletzten Stolz, wenn es ihr gelingen würde, James Hancocks vernichtendes Urteil über sie zu revidieren.
Leichtsinnige Lucy…
Sie unterdrückte ein Lächeln. Warum eigentlich nicht?
Haltung, hatte Josh erklärt. Ihre Garderobe und
Weitere Kostenlose Bücher