Lass dich unter Sternen lieben: Wo Träume wahr werden (German Edition)
sich. „Es beruhigt mich, dass ich nicht die Einzige bin, die erst mittags frühstückt.” Sie lächelte. „Ich bin übrigens Kyra. Wir haben uns gestern kennengelernt.”
„Ach ja, natürlich.”
„Ich störe Sie hoffentlich nicht?”
„Keineswegs. Bedienen Sie sich.”
Sie goss sich einen Becher Kaffee aus der Thermoskanne auf dem Tisch ein. Dann schraubte sie den Deckel ab und spähte hinein. „Ich fürchte, es ist nichts mehr drin.” Sie winkte der Kellnerin, damit sie eine neue Kanne brachte. „Danke, dass ich Ihnen Gesellschaft leisten darf. Es war kein Tisch mehr frei, und Sie sind der Einzige, den ich halbwegs kenne.”
„Ich dachte, Sie würden in Ihrer Hütte frühstücken.” Kaum hatte er die Worte ausgesprochen, erkannte er seinen Fehler.
Sie zog die Brauen zusammen. „Woher wissen Sie das?”
Er versuchte ein Grinsen, war jedoch nicht sicher, ob es ihm glückte. „Von Stuart”, log er. „Er erzählte mir, dass alle Frauen in ihren Hütten frühstücken. Und von den Männern kaum einer. Wir fanden, das zeigt einen deutlichen Unterschied zwischen den Geschlechtern. Wir wissen nur nicht genau, warum.”
„Aha.” Sie runzelte die Stirn und dachte darüber nach. „Vielleicht frühstücken Frauen lieber in ihrer Unterwäsche als Männer.”
„Schon möglich.” Er wollte ihre Hand ergreifen, als ihm einfiel, dass er nicht mehr Michael war. Daher zog er sie rasch zurück und suchte verzweifelt nach etwas, was er sagen konnte, damit sie weiterredete und er dem Klang ihrer Stimme lauschen konnte. „Nun, Sie haben sich offenbar die Mühe gemacht, sich anzuziehen.” Im Stillen verdrehte er die Augen über sich. Tolle Konversation, dachte er.
Sie schaute an ihrer Kleidung herunter, die aus einem geblümten Strandkleid und einem Strohhut bestand. „Na ja, so in Gesellschaft …”
„Wieso haben Sie sich herausgewagt?”
Sie errötete und rührte abwesend in ihrem Kaffee.
„Hatten Sie eine stürmische Nacht?” Natürlich fischte er nach Komplimenten, doch er konnte nicht anders. Wenn er den Tag nicht als Michael mit ihr verbringen konnte, dann wenigstens ein paar Minuten beim Frühstück als Tony.
Ihre Zähne gruben sich in ihre Unterlippe. Offenbar versuchte sie zu entscheiden, wie viel sie ihm anvertrauen sollte. Nach einigen Augenblicken beugte sie sich mit funkelnden Augen vor. „Eine spektakuläre Nacht.” Sie lehnte sich wieder zurück und breitete die Serviette auf ihrem Schoß aus. „Das Tablett mit dem Frühstück muss wie immer um sieben gebracht worden sein. Aber ich bin erst um elf aufgewacht. Als ich das Tablett reinholte, war alles kalt.”
„Das klingt wirklich, als hätten Sie eine tolle Nacht verbracht.” Seine Miene blieb ausdruckslos, obwohl sein Alter Ego sich beglückwünschte. „Jemand, den Sie auf der Party kennengelernt haben?”
„Nicht direkt.” Sie winkte der Kellnerin, die an ihren Tisch kam, Kyras Bestellung aufnahm und die Kaffeekanne auffüllte. „Waren Sie dort? C.J. und ich haben uns gefragt, ob Sie da waren.”
„Sie waren dort?” Die Tatsache, dass sie an ihn – Tony – gedacht hatte, freute ihn. „Ich habe Sie nirgends gesehen.”
„Oh, ich bin nicht sehr lange geblieben. Wenn Sie also erst später kamen …” Erneut errötete sie auf wundervolle Art.
„Ja, ich bin erst später gekommen.”
„Tut mir leid, dass ich Sie verpasst habe.”
„Na ja, jetzt haben Sie mich ja gefunden”, sagte er, während die Kellnerin ein riesiges Zimtbrötchen auf ihren Teller legte. Kyra und er sahen sich an, und Tony glaubte, ein wenig von der Frau zu erkennen, mit der er die Nacht verbracht hatte. Doch sie senkte sofort den Blick, schnitt ihr Brötchen durch und bestrich es mit Butter.
„Ja, das habe ich”, sagte sie leise, und als sie wieder aufsah, war ihr Lächeln warm und freundlich. Ihre Unbefangenheit seiner Narbe gegenüber erstaunte ihn. Andererseits hatte sie sein Gesicht auch noch nicht genau betrachtet.
Wie dem auch sei, sie saßen einfach zusammen und unterhielten sich freundschaftlich. Nur weil Michael sie als Geliebte irgendwann würde aufgeben müssen, hieß das ja noch lange nicht, dass Tony nicht weiter mit ihr befreundet sein konnte. Das war zwar nicht die perfekte Lösung, aber auf diese Weise konnte er wenigstens in ihrer Nähe sein. Konnte sie ansehen, mit ihr reden. Sicher, das war in gewisser Hinsicht ein falsches Spiel, doch er verdrängte jedes Schuldgefühl. Denn die Alternative wäre, ganz aus ihrem Leben
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