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Laß dich verwoehnen - Prostitution in Deutschland

Laß dich verwoehnen - Prostitution in Deutschland

Titel: Laß dich verwoehnen - Prostitution in Deutschland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamara Domentat
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nur mühsam verbergen, daß jede Lebenssphäre eine ökonomische Dimension hat. Anstatt den Kommerz rigoros in seine Schranken zu weisen, geht es aber um die Erkenntnis, daß jede Trennung zwischen den Sphären der Ökonomie und den menschlichen Beziehungen künstlich geschaffen und ideologisch motiviert ist. In einer Welt, in der Fußballspieler aus der Dritten Welt völlig legal und sehr lukrativ nach Europa gehandelt werden, könnten die gängigen Argumente gegen den Frauenhandel ebenso einer Realitätsprüfung unterzogen werden wie der verklemmte Umgang mit Sponsoren aus der Sex-Industrie.
     
    Als Ehrenmitglied unerwünscht: Mia
     
    Die Doppelmoral bekommt man überall zu spüren. Vor drei Monaten trat ein Fußballverein an mich heran und fragte:
    »Möchtest du nicht bei uns Ehrenmitglied werden? Dich kennen so viele Leute, und wir wollen auch ein bißchen bekannter werden. Vielleicht können wir zusammen was arrangieren. Für dich ist es Werbung, und für uns auch.« Ich sage: »Ja, o. k., machen wir. Aber ihr erwartet doch sicherlich, daß ich hier irgendwo als Sponsor tätig werde?«
    Mein Eindruck war richtig. Ich habe denen dann u. a. eine Auswärtsfahrt gesponsert, das waren knapp 2000 Mark plus Mannschaftsessen. Aber als das Geld dann da war, haben sie im Stadion nur ganz kurz und sehr widerwillig meinen Namen genannt. Wenig später machten sie dann einen kompletten Rückzieher. Ich rief irgendwann völlig ahnungslos beim Verein an, um zu fragen, in welches Stadion ich kommen sollte, um den Ball anzuspielen. Da hieß es nur: »Tut uns leid, das hat sich jetzt anders ergeben. Einer unserer Sponsoren ist abgesprungen, und deshalb müssen wir auf Sie verzichten.« Ganze zwei Minuten hat das gedauert.
    Unmöglich! Erst ist man noch Ehrenmitglied, und im nächsten Moment wird man eiskalt abserviert. Später hieß es dann: »Wir können ja schlecht sagen: Mias Bordell hat 2000
    Mark gespendet. Schließlich müssen wir gewisse Rücksichten nehmen, z. B. auf unsere Jugendmannschaften.« Daraufhin ich: »So was Lächerliches! Die Jungschen, die wissen doch heute mehr als alle Alten zusammen!« Langer Rede kurzer Sinn: Die Leute wollen alle immer gerne das Geld haben, aber keine Leistung dafür bringen. Aber das sehe ich gar nicht ein. Da denke ich nicht anders als meine Gäste: Der Kunde zahlt sein Geld und will dafür eine Leistung haben.
    Wenn ich also 2000 Mark zahle, damit die sich für ihr Auswärtsspiel einen Bus mieten können, dann erwarte ich dafür eine vernünftige Werbung. Das schmutzige Geld nehmen sie gerne, aber nach außen hin spielen sie dann genauso gern die Saubermänner.
     
    Klischee Nr. 68:
    Das neue Gesetz wird Einstellungen verändern.
     
    Schön wär's. Fragt sich nur, wie eine positive Identität entwickeln soll, wer bislang bevorzugt als Opfer (oder Täter) wahrgenommen wurde.
    Die vereinfachte dualistische Rhetorik dieser Diskurse gewinnt nicht nur für Sexarbeiterinnen, sondern für alle Frauen an Brisanz. Wir folgen noch immer einer Denktradition, die Frauen als passive Zielobjekte männlicher Sexualität wahrnimmt und in unpersönlichem Sex automatisch Elemente der Ausbeutung, psychische Folgeschäden oder die Gefahr der Beziehungsunfähigkeit wittert. Aber nichts weist darauf hin, daß Frauen psycho-sexuell weniger robust sind als Männer. Um aus dieser Versehrtenecke herauszukommen, wird es nötig sein, sich von einigen gängigen Sexualmythen zu verabschieden.
    Ebenso wie wir heute nicht mehr davon sprechen, daß Jungfrauen ihre Unschuld verlieren, sollte auch das Stereotyp von der Prostituierten, die ihren Körper (oder ihr Selbst) verkauft, auf dem Friedhof der Sprachklischees eine letzte Ruhestätte finden. Ungleiche Maßstäbe bei der Bewertung männlicher und weiblicher Untreue, die Sexualisierung älterer Frauen, weibliche Promiskuität - diese Themen gehören dagegen nicht nur in die Lifestyle -Magazine, sondern auch auf eine feministische Agenda, die ohne Dogmen und Denkverbote auskommt.
    Wir brauchten auch hierzulande mehr unvoreingenommene Prostitutionsstudien. Bislang ist nicht mal ansatzweise der Versuch unternommen worden, das unterstellte psychosoziale Elend der Prostitution gegen das psychosoziale Elend in Ehen und Beziehungen abzugleichen, das ursächlich an Übergewicht, Depressionen, Alkoholismus und anderen Krankheiten beteiligt ist und somit immense soziale Folgekosten verursacht. Das liegt nicht zuletzt daran, daß wir in einem Land mit einer eklatanten

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