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Laß dich verwoehnen - Prostitution in Deutschland

Laß dich verwoehnen - Prostitution in Deutschland

Titel: Laß dich verwoehnen - Prostitution in Deutschland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamara Domentat
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geringem Aufwand verdiene ich mehr als früher«, so Laura, »lerne interessantere Männer kennen und habe mehr Spaß.« »Das Spiel mit der Macht kann der eigenen Dominanz viele innere Türen öffnen«, so Lady Verona. »Natürlich erweitert es auch den eigenen Horizont, Menschen ohne bürgerliche Masken zu erleben. Und man kann viel für die eigene Eitelkeit tun, denn eine Domina muß immer das Beste aus sich machen. Es ist ein großer Unterschied, ob ich als Verkäuferin arbeite und mich als kompatibel mit der Firmenphilosophie darzustellen habe oder ob ich eine Domina bin.« Daß das Selbstwertgefühl durch die Sexarbeit einen Aufschwung erfahren kann, hat die Bordellbetreiberin Evelin an einigen Mitarbeiterinnen beobachtet.
     
    Komplimente als Balsam für die Seele: Evelin
     
    Ich will wirklich nichts beschönigen, aber man darf auch nicht einfach vera llgemeinern nach dem Motto: Prostitution ist schlecht für die Frauen. Ich habe die Erfahrung gemacht, daß manche Frauen, die jahrelang allein gelebt und für sie unbefriedigende One-Night-Stands hatten, sich in der Prostitution besser aufgehoben fühlten. Ic h habe Frauen erlebt, die in einer Form aufgeblüht sind, daß es faszinierend war, diese Entwicklung mitzuerleben. Als sie in meinen Laden kamen, wurden sie sofort von Männern umschwärmt und hörten zum ersten Mal seit langer Zeit und dann auch noch mehrmals am Abend, wie attraktiv sie sind. Das war natürlich Balsam für die Seele. Durch das Geld, das sie dann verdient haben, konnten sie sich schöne Kleider kaufen, häufiger zum Friseur gehen und sich schön machen. Sie haben andere Frauen kennengelernt und sich mit ihnen ausgetauscht und auch dadurch an Selbstbewußtsein gewonnen. Man konnte in wenigen Wochen regelrecht zusehen, wie aus einem häßlichen Entlein ein Schwan wurde.
     
    Klischee Nr. 10:
    Sexarbeiterinnen sind eine Gefahr

für die öffentliche Gesundheit.
     
    Während Lifestyle -Magazine und selbst Krankenkassen nicht müde werden, die gesundheitlichen Vorzüge sexueller Aktivität zu preisen, werden erotische Dienstleistungen nach landläufiger Meinung auch in Zeiten von Safer Sex bevorzugt mit gesundheitlichen Belastungen und Krankheiten in Verbindung gebracht. Anstatt zu fragen, welchen Beitrag sie zur sexuellen Gesundheit unserer Gesellschaft leisten, wird Sexarbeiterinnen nach wie vor unterstellt, daß sie die öffentliche Gesundheit gefährden. Schwer wiegt das Erbe einer repressiven Gesundheitspolitik im kollektiven Bewußtsein, die in der »käuflichen Liebe« nur eine Quelle sexuell übertragbarer Krankheiten sah, der mit gynäkologischen Zwangsuntersuchungen und HWG-Aktenvermerken das Wasser abgegraben werden sollte.31 Dabei zeigen aktuelle Erfahrungen der Gesundheitsämter und diverse Prostitutionsstudien, daß sich Sexarbeiterinnen mit Ausnahme von Beschaffungsprostituierten meist konsequenter mit Kondomen schützen als promiske Singles.32 Während sich der HI-Virus durch die Drogen-und Armutsprostitution in vielen Regionen Afrikas und Osteuropas rasant verbreiten konnte, sind uns Mitteleuropäern ähnliche Schreckensszenarien auch dank breit angelegter Safer-Sex-Kampagnen, in denen sich Prostituierte als Multiplikatoren und Rollenmodelle bewährten, erspart geblieben. Die eigentlichen Gesundheitsrisiken lauern dort, wo sie am wenigsten vermutet werden:
     
    Wacklige Betten größtes Berufsrisiko
    für Prostituierte/ Reuters
     
    Wacklige Bettgestelle und schlecht beleuchtete Treppenhäuser gehören einer australischen Studie zufolge zu den größten Berufsrisiken von Prostituierten, und zwar noch vor Geschlechtskrankheiten. Als weitere Gefahr nannten die Experten sich ständig wiederholende Bewegungsabläufe. Die Behörde für Sicherheit am Arbeitsplatz des australischen Bundesstaates New South Wales veröffentlichte am Montag auf der Basis der Untersuchung eine neue Sicherheits-und Gesundheitsrichtlinie für die Sexindustrie. »Durch Sex übertragene Krankheiten sind zwar Teil des Berufsrisikos, aber ein sehr kleiner Teil«, sagte eine Sprecherin einer Prostituierten-Organisation, die bei der Erstellung der Richtlinie beteiligt war.33
     
    Warum sollten sexuelle Tauschgeschäfte das Wohlbefinden der Frauen auch stärker gefährden als z. B. promiske Privatkontakte?
    Nichts spricht bislang dafür, daß die Sexarbeit irgendwelche gesundheitlichen Risiken birgt, die sich von denen sexuell aktiver Frauen unterscheiden oder die nicht in ungünstigen Arbeitsbedingungen

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