Laß dich verwoehnen - Prostitution in Deutschland
verliebt, 37,1% hätten gern eine private Beziehung zu ihr, und 29%
konnten sich vorstellen, »eine Frau wie sie zu heiraten«. Laut Hydra-Studie kultivierte sogar ein Drittel der befragten Freier private Kontakte zu ihren Dienstleisterinnen, teils intim, teils platonisch, teils in Form fester Beziehungen, und mehr als drei Viertel der Männer konnte sich eine Beziehung mit ihr vorstellen.52 In einer anderen Studie gab ein Mann an, mehr als dreißig Jahre lang Stammfreier einer Prostituierten gewesen zu sein.53 Offenbar kann der käufliche Sex etwas bewirken, woran viele Privatbeziehungen scheitern: sexuelle Treue. Ist diese »Kundentreue« ein nüchternes Statement über den Wert der Dienstleistung? Oder folgen Lebens-und Sexualpart-nerschaften unterschiedlichen Gesetzmäßigkeiten? Die scheinbaren Pa-radoxien, mit denen uns die Prostitutionsforschung immer wieder konfrontiert, stellen nicht nur Klischees über die Sexarbeit in Frage, sondern auch einen Teil dessen, was wir meinen, über Sexualität zu wissen.
Die Erfüllung eines herrlichen Liebesaktes:
Anonymer Freier
Tatsache ist: In diesem Landhaus wird Liebe geboten, wie man es kaum glauben mag. Ich bestellte eine Flasche Sekt, und wir schritten zum Liebeslager. Zartfühlend entkleidete sie mich, blies das Jagdhorn und setzte den
Mündungsschoner auf die Flinte. Wir wälzten uns beim Vorspiel auf dem großen Bett, und ich kraulte ihr Haar. In dem Rhythmus, wie man eine Pyramide besteigt, schob sie ihr Becken meinem zuckenden Schwanz entgegen. Alle denkbaren Stellungen ließ sie gewähren, und zum Schluß ritt sie mich wie eine Königin ihren Sklaven bis zur sexuellen Ohnmacht. Nach kurzer Entspannung glitten wir in den Pool.
Erst beim Durchatmen draußen in der frischen Waldluft wurde mir die Erfüllung eines herrlichen Liebesaktes bewußt.
Ein echter Insider-Tip - sehr empfehlenswert!54
Klischee Nr. 16:
Prostitutionskunden behalten ihre Erfahrungen
für sich.
Internetseiten, auf denen sich Freier über ihre Prostitutionserfahrungen austauschen, gibt es im World Wide Web mehr als genug. Wer auf die Sexseiten surft, kann sie nicht ignorieren. Bordelle mit Internetpräsenz führen eigene Gästebücher. Ein paar Links weiter schildern Besucher des Straßenstrichs, an welchen Streckenabschnitten sie Sexarbeiterinnen angetroffen haben und wie sie die Begegnung mit ihnen erlebten. Der World Sex Guide listet Testberichte von Kunden aus Bordellen, Clubs oder unabhängigen Escorts aus aller Welt. Offline vertreiben Sex-Shops Magazine und »Stadtpläne für Männer«, in denen »Bordelltester« wie in einer Art informeller »Stiftung Warentest« ihre erkauften Sexabenteuer kommentieren und bewerten.
Daß Prostitutionskunden gern anonym bleiben, heißt nicht, daß sie sich nicht über ihre Erfahrungen äußern.
Wer deren Eindrücke zum ersten Mal liest und sich an Überschriften wie »Prachtbrüste wiegen im Takt« gewöhnt hat, staunt nicht selten über den Grad an Systematik, mit dem Verleger und Webmaster das Rohmaterial subjektiver Eindrücke nach Regionen ordnen, bebildern und wie eine Art informelle, wenn auch unvollständige »Gelbe Seiten« des Sexmarktes gestalten und vermarkten. Abgesehen vom Nutzwert, beeindruckt diese Topographie des Rotlichts durch ihre minutiösen Wegbeschreibungen, die detaillierten Informationen über Dauer und Kosten der Dienstleistungen, die Schilderungen über das Ambiente, die Frauen, den Ablauf der Dienstleistungen. Eigentlich drängt sich die Frage auf, warum diese Dokumente deutscher Alltagskultur nicht längst ihre Spuren in Wissenschaft, Pop-Literatur und Performance-Kunst hinterlassen haben.
Für Bordellbetreiber sind die Testberichte eine Art kostenloses Marketing und eine Form der Qualitätskontrolle. Für die Prostitutionsforschung sind die Selbstäußerungen von Freiern eine Fundgrube und sicher nicht weniger repräsentativ als wissenschaftliche Stichproben mit regional begrenzten Samples oder leicht erreichbaren Probanden. Anders als Freier, die durch Umfragen oder persönliche Interviews gesamplet werden, steht keiner der Porno-Literaten unter Druck, seine Ansichten und Empfindungen im Sinne einer sozialen Erwünschtheit zu beschönigen. Niemand will ihnen in die Seele blicken oder ihr Kondombenutzungsverhalten überprüfen.
Befreit von sozialen Masken, ist der Bordelltester nur seiner Konsumentenrolle und seinen subjektiven Eindrücken verpflichtet.
Die Girls machen den Job ohne
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