Lass Die Sorgen - Sei Im Einklang
magert ab. Wir sehen es einem an, wenn er von Sorgen gequält wird. Aber gegen diese Sorge, die uns zu töten vermag, gibt es Heilmittel. In der biblischen Tradition ist es das Vertrauen auf Gottes Fürsorge. Gott selbst sorgt für mich, also brauche ich mich nicht von den Sorgen verzehren zu lassen. Und eine ganz konkrete Hilfe ist es, Gott meine Sorgen hinzu halten. Das Gebet bietet die Chance dazu. Dann lösen sie sich a uf oder relativieren sich zumin dest. Im Gebet wächst das Vertrauen, dass ich mit meinen Sorgen in Gottes guter Hand bin.
Umarme deine Wut
Ärger, Angst und Wut sind die größten Unruhe stifter in unserem Herzen. ,,Umarme deine Wut" rät der Zen-Meister Thich Nhat Hanh. Das ist leichter gesagt als getan. Doc h wenn ich versu che, mein en Ärger oder meine Wut zu umar men, kann sie sich nicht ausbreiten und das ganze Herz besetzen. Ich umarme einen Men schen, wenn ich ihn liebe. Meine Wut zu lieben, ist nicht so einfach. Ein erster Schritt besteht darin, dass ich meine Wut nicht verurteile und bewerte. Ich nehme sie in den Arm und schaue sie mir liebevoll an. Und ich beginne mit ihr ein Gespräch: ,,Was willst du mir sagen? Warum bist du so wütend? Was hat dich verletzt? Welche Sehnsucht steckt in dir?" In so einem Gespräch, das ich ohne Vorwürfe, sondern liebevoll führe, wird mir die Wut einiges über mich sagen. Wenn sie sprechen darf, wird sie nicht mehr grundlos wüten. Sie wird mich auf wichtige Bereiche meiner Seele aufmerksam machen, die ich übersehen habe. Wenn ich die Wut umarme, gestatte ich ihr, dass sie sein darf. Und wenn sie sein darf, braucht sie sich nicht mehr so lauthals bemerkbar machen. Sie wird mir zum Begleiter auf meinem Weg.
Wenn die Verzweiflung kommt
Therese von Lisieux, die kleine Therese, gehört zu den großen Weisen unter den Heiligen. Sie ist schon als junge Karmelitin gestorben. Sie hatte damals in einem Klima enger und Angst mac hender Spiritualität den Mut ge funden, für si ch den kleinen Weg der alltägli chen Liebe zu entdecken. Sie warf das ganze komplizierte spirituelle System, das man ihr vorsetzte, über den Haufen und traute der Liebe. Trotz ihrer Jugend hatte sie ein tiefes Gespür für das Geheimnis des Menschen. Diese große Kennerin der Seele schreibt: ,,Wenn uns Verzweiflung überkommt, liegt das gewöhnlich daran, dass wir zu viel an die Vergangenheit und an die Zukunft denken." Wir sind verz weifelt, weil wir in der Vergan genheit nicht so perfekt waren, wie wir das sein wollten. Wir können die Vergangenheit nicht loslassen. Und wir schauen ängstlich in die Zukunft. Der einzige Weg, von der Verzweiflung frei zu werden, ist: ganz im Augenblick zu sein. Jetzt in diesem Augenblick lebe ich vor Gott. Und jetzt bin ich vo n seiner Liebe umfangen. Das ge nügt. Was war und was kommen mag, kümmert mich nicht und bereitet mir keinen Kummer.
Ob Lachen, ob Weinen
Dass die Zeit, unsere Lebenszeit, uns als Auf gabe gegeben ist, finden wir in östlichen und westlichen Traditionen. Im Zen-Buddhismus gibt es Weisheiten, die denen der stoischen Philosophie ähnlich sind. Da heißt es: ,,Ob man das Leben lachend oder weinend verbringt, es ist die gleiche Zeitspanne." Die großen spiritu ellen Lehrer sind sich darin einig: Wir sind verantwortlich dafür, mit welcher Stimmung wir die Zeit verbringen, mit Angst oder Ver trauen, mit Freude oder Trauer, mit Sorge oder Zuversicht. Auch hier hängt es von der Deu tung ab, die wir dem Leben geben. Wenn wir alles negativ sehen, dann werden wir unsere Zeit weinend verbringen. Wenn wir uns zu viele Sorgen machen, dass unsere Vorstellun gen vom Leben auch eintreffen, dann wird das Leben anstrengend. Denn wir haben nie die Sicherheit, dass si ch unsere Wünsche er füllen. Wenn wir uns aber dem Leben überlassen, im Vertrauen, dass es gut ist, wie es ist, dass es gerade so sein darf, wie wir es erleben, dann können wir jeden Augenblick genießen.
Die Sorgenschachtel
Abwarten k ann Ausdruck von Unentschlossen heit, manchmal auch von Trägheit sein. Aber es kann auch eine Tugend sein und manchen überflüssigen Ärger ersparen. Auf dem Schreib tisch des Gründers der Automobilfirma Chrysler, Walter Chrysler, stand eine Schachtel, in der er all das verwahrte, was ihm Sorgen bereitete. Nach einer Woch e prüfte er, was von seinen Sor gen noch übrig war. Die meisten Dinge hatten sich von selbst gelöst, und andere hatte er in der Zwischenzeit einfach vergessen. Er begriff, dass die
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